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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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Boden«, erwiderte der Römer ironisch. »Doch ich hatte geglaubt, daß ihr es eigentlich seid, die keine heidnischen Häuser betreten.«
    Er sprach ausgezeichnetes Aramäisch; sicherlich war er schon seit vielen Jahren in Palästina. Kaiphas, Hannas und Gedalja erfaßten rasch die unterschwellige Drohung, die sich hinter der Gelassenheit des Besuchers verbarg; sie erwiderten nichts.
    »Der Prokurator von Judäa, Pontius Pilatus, hat mich beauftragt, euch mitzuteilen, daß Jesus, der Galiläer, nicht ohne Mitwirkung einer römischen Militärbewachung verhaftet werden darf.«
    Der Offizier streifte Judas, der mittlerweile vor Angst schlotterte, mit einem gleichgültigen Blick, der ebensogut einem Hund hätte gelten können.
    Die drei Priester wägten stumm die Bedeutung dieser Botschaft ab. »Diese Vorsichtsmaßnahmen sind überflüssig«, erklärte Kaiphas endlich. »Der Mann wird ohne jedes Aufsehen verhaftet. Das dürfte keinerlei Störung verursachen.«
    Wie nur hatte Pilatus von ihrem Plan Wind bekommen? überlegten Hannas und Gedalja fieberhaft.
    »Ob mit oder ohne Aufsehen«, erwiderte der Römer, »Befehl ist Befehl. Außerdem muß ich euch sagen, daß Jesus, sollte er ohne Beisein eines Militärtrupps verhaftet werden, auf Weisung des Prokurators von Judäa unverzüglich wieder in die Freiheit entlassen wird.«
    »Es handelt sich hier um eine religiöse Angelegenheit«, gab Gedalja bleichen Gesichts zu bedenken. »Verbietet man uns, einen Unruhestifter zu verhaften?«
    »Bisher hat er noch keine Unruhe gestiftet«, sagte der Offizier. »Ihr werdet lediglich gebeten, die Anordnungen des Prokurators zu befolgen, das ist alles. Gute Nacht!« Mit diesen Worten war er auch schon zur Tür hinaus.
    Die drei Männer brüteten dumpf vor sich hin. Nur Judas atmete befreit auf.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte schließlich Kaiphas. »Entweder er verbietet uns, Jesus festzunehmen, oder aber es ist ihm egal. Wozu also dieser Begleittrupp?«
    »Pilatus«, meinte Gedalja grüblerisch, »erkennt an, daß es sich um eine Religionsangelegenheit handelt und daß die Tempelpolizei gemäß unserem Abkommen mit Rom befugt ist, Jesus zu verhaften. Folglich«, schloß er mit erhobenem Zeigefinger, »gesteht er uns zu, daß wir das Gesicht wahren, mehr jedoch nicht. Er will beispielsweise nicht, daß der Mann bei seiner Verhaftung getötet wird.«
    »Aber warum interessiert sich Pilatus so sehr für Jesus?« knurrte Hannas.
    Wieder erschien der Levit, um Kaiphas mitzuteilen, daß ein römischer Militärtrupp von sechs Mann unter dem Kommando des Offiziers von vorhin vor der Tür stehe.
    »Sie kennen aber auch wirklich jeden unserer Schritte, ja, sogar unsere Pläne«, stellte Gedalja fest.
    »Meinst du, er wird uns ihn kreuzigen lassen?« fragte ihn Hannas. »Ich bezweifle es«, erwiderte dieser. »Soviel Interesse an Jesus läßt eher vermuten, daß er sich weigern wird, diese Erlaubnis zu erteilen.«
    »Verflucht!« schrie Kaiphas auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Verflucht sei Pilatus!«
    »Vor Wut zu toben nützt uns jetzt gar nichts«, meinte Hannas. »Ich schlage vor, wir nehmen die Würfel an, die man uns anbietet, so gefälscht sie auch sein mögen. Nur müssen wir jetzt doppelt so schlau vorgehen. Verhaften wir zunächst den Mann! Wo wird er im Augenblick sein?« wandte er sich an Judas, der dem Zusammenbruch nahe schien.
    »Sicher hat er sich in den Garten Getsemani zurückgezogen.«
    »Schön«, sagte Hannas. »Gedalja, du schickst die Tempelpolizei in den Garten Getsemani!«
    »Eine Frage noch!« meldete sich Kaiphas. »Wir verhaften ihn. Und dann? Wenn Pilatus die Kreuzigung tatsächlich nicht zuläßt, müssen wir die Blamage einstecken, den Mann, den wir erst verhaftet haben, wieder laufenzulassen.«
    »Pilatus ist nicht der einzige Spieler in diesem Spiel. Wir können ihn unter Druck setzen. Wir veranstalten einen Massenauflauf vor seinem Haus, bei dem Jesus’ Tod gefordert wird. Ich kann mindestens fünfhundert Leute zusammentrommeln. Das bringt den Römer in die Klemme, denn er wird es dann nämlich sein, der Straßenunruhen zu verantworten hat.«
    Gedalja war schon an der Tür, als Hannas ihn noch einmal zurückrief: »Warum, meinst du, ist Pilatus so an Jesus interessiert?« wollte er von ihm wissen.
    »Wegen seiner Frau. Diese verrückte Alte glaubt doch, Jesus sei ein Magier.«
    »Nein!« widersprach Hannas. »Ein römischer Prokurator richtet sich in seinem Handeln nicht nach den Launen seiner

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