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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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die Galerie in den ersten Stock. Vicky zog ihren Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe, die sich links von ihr befand und die sich über die komplette linke Seite der Eingangshalle zog.  Es waren schon eine Menge weiterer Jacken und Mäntel abgelegt worden und es wirkte fast so, als wäre das Haus ständig bewohnt. Ihren Koffer stellte sich neben die Garderobe. Sie würde ihn später, wenn sie die Familie begrüßt und ihr Zimmer bezogen hatte, auspacken.
     
    Aus dem Wohnzimmer, das sich direkt hinter der Eingangshalle befand, hörte sie sanftes Knistern im Kamin sowie leise Weihnachtsmusik. Ihre Mutter hatte das Weihnachtsalbum von Elvis Presley aufgelegt, der gerade „Please come home for Christmas“ sang. Das Elvis-Album gehörte zu Weihnachten, wie der Baum und die Geschenke. Vicky konnte sich nicht daran erinnern, jemals ein Fest ohne das Album gefeiert zu haben. Ihre Mutter hatte erzählt, dass sie das Album in den Siebzigern von ihrer Großmutter zu Weihnachten bekommen hatte – und es seit jenem Jahr immer und immer wieder fixer Bestandteil des Festes gewesen war. Sie liebte dieses Haus und während sie durch den offenen Eingang in das geräumige Wohnzimmer trat, hinter dem sich der Wintergarten mit seinem grandiosen Blick auf die Aspen Mountains erstreckte, wurde ihr klar, dass es ein großer Fehler gewesen wäre, nicht hierher zu kommen.
     
    Ihre Familie saß im Wintergarten an einer weihnachtlich gedeckten Kaffeetafel, aß Schokoladenkuchen, trank Kaffee, Tee oder Kakao und unterhielt sich angeregt. Neben ihrer Großmutter, die Hunter Newman mitgebracht hatte, was Vicky ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte, waren Maggie und Alvin gekommen, ebenso wie Vickys Onkel Harold, seine Frau Eve. Sie fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie jemand auf Mark ansprechen würde – oder ob sie alle ohnehin schon Bescheid wussten und gar nichts sagten.  Dann wischte sie ihre Mark-Gedanken fort, setzte ein Lächeln auf und rief: „Fröhliche Weihnachten alle zusammen!“

49
     
     
    Mark würde den Weihnachtsabend allein verbringen. Seine Haushälterin Rosa hatte ihn zwar dazu überreden können, zumindest einen Truthahn für ihn vorbereiten zu dürfen, damit er sein Weihnachtsessen wenigstens nicht beim Lieferservice bestellen, oder sich gar mit einer Pizza oder einigen Burgern zufrieden geben musste. Sie hatte bis Neujahr Urlaub genommen und war am zweiundzwanzigsten Dezember um kurz vor vier Uhr Nachmittags nach Hause gefahren, nachdem sie ihm zum dritten Mal erklärt hatte, wie er den kleinen Truthahn zubereiten musste, den sie wenige Tage zuvor besorgt hatte. Sie hatte ihm gesagt, dass er sie jederzeit anrufen dürfe, wenn er beim Truthahn nicht weiterwusste. Anfangs hatte sie überlegt, ihn zu sich nach Hause einzuladen, doch dann war sie zu der Entscheidung gekommen, dass weder Mark sich zwischen ihren Töchtern, Söhnen, Enkeln, Brüdern und Schwestern wohl fühlen würden, noch diese sich neben ihm, einem reichen Schnösel aus der Stadt, der sich ohnehin nur für Geld und Sex interessierte.
     
    Ihre Familie hatte eine sehr eigenwillige Meinung darüber, dass Rosa bei Mark Turner arbeitete, dessen Ruf ihm auch in Florida vorausgeeilt war. Sie selbst hatte Dr. Turner von einer anderen Seite kennen gelernt. Diese warmherzige, nette Seite an ihm, so war sie sich sicher, würden nicht sehr viele andere kennen. Mark hatte gelernt, sie gut vor anderen zu verbergen. Nachdem sie entschieden hatte, ihn nicht zu sich zu Weihnachten einzuladen, hatte sie ihm ihre Privatnummer auf einen kleinen Zettel geschrieben und ihm versichert, dass er sich jederzeit melden dürfe. Sie hatte den Tisch im Esszimmer festlich gedeckt, Tischgestecke und Kerzen hingestellt und ein einzelnes Gedeck aufgelegt, welches irgendwie erbärmlich wirkte. Außerdem hatte sie abgedeckte Schüsseln mit Salat und Saucen sowie Gebäck zum aufbacken und jeweils eine Flasche Wein und Wasser in den Kühlschrank gestellt. Mark blickte auf den gedeckten Tisch und fühlte sich elend. Noch nie hatte es ihm etwas ausgemacht, Weihnachten allein verbringen zu müssen. Er hasste die Weihnachtsfeiertage und hatte es sich für gewöhnlich zum Brauchtum gemacht, Weihnachten ein Mädchen vom Escort-Service zu buchen, schick mit ihr essen zu gehen und dann die Nacht und die nächsten beiden Tage mit ihr im Bett zu verbringen. Dieses Jahr war es für ihn außer Frage gestanden, sich ein Mädchen auszusuchen. Er hatte nicht die geringste

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