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Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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dem ich zuvor gesessen
hatte, hatte ihr Négligé wie ein Morgenrock mit einem
Spitzeneinsatz an der Vorderseite ausgesehen. Aber von der Couch aus erfaßte ich mit flüchtigen Blicken gleich eine ganze Menge
Einzelheiten.
    Erstens war der Spitzeneinsatz
dreieckig, begann auf breiter Basis unmittelbar unter ihrer Kehle und endete
mit einem scharfen Winkel in der tiefen Bucht ihrer Brust. Und unter dem
Einsatz befand sich nichts als Maxine. Zweitens sah das Négligé von weitem wie undurchsichtige weiße Seide aus, aber aus der Nähe entdeckte
ich, daß es fast durchsichtig war und sich mit liebevoller Aufmerksamkeit für
alle Details um jede ihrer Rundungen und Flächen schmiegte.
    Ich war beinahe dankbar, als
sie mir ihr leeres Glas reichte. Noch ein paar weitere Minuten Aufmerksamkeit
für Details, und ich wäre möglicherweise selber der
»O-du-Kind«-Masche erlegen.
    Ich goß unsere Gläser ein und
brachte sie mit dem steten Schritt eines altgedienten Somnambulen zur Couch
zurück. Maxine nahm ihren Stinger aus meiner Linken
und warf mir wieder einen dieser grübelnden Blicke zu.
    »Da geht nun Charlie spazieren
und ist wahrscheinlich schon halbwegs in der Battery «,
sagte sie. »Voll glücklicher Zuversicht, daß wir, während er seine Nerven
beruhigt, bemüht sind, uns etwas auszudenken, um ihn aus Irving Hoyts Klauen zu befreien. Schämen Sie sich nicht ?«
    »Mir fällt aber auch keinerlei
Inspiration für die >Rettet-Charlie-Hutchins<-Gesellschaft ein«, gab ich
zu.
    »Na ja — .« Sie zuckte
ausdrucksvoll die Schultern, und das Négligé griff
die Vibration auf und übertrug sie in trägen sinnlichen Wellenbewegungen bis zu
ihren Knien hinab. »Ich muß gleicherweise zugeben, daß mir nichts für die
Rettungsgesellschaft einfällt. Also müssen wir über etwas anderes reden.
Brillieren Sie ein bißchen mit Ihrer Unterhaltungsgabe, Süßer !«
    »Bitte«, sagte ich trübselig.
»Ich habe heute Ihren Mann kennengelernt, und er scheint ein wirklich netter
Bursche zu sein .«
    »Welcher denn ?« sagte sie automatisch. »Oh — Sie meinen Patrick ?«
    »Wen sonst?« Ich hob die
Brauen. »Oder wußten Sie vielleicht nicht, daß Ihnen auf einmal immer nur ein
Ehemann zugestanden wird ?«
    »Aber Pat ist doch schon seit
so langer Zeit passé«, sagte sie gleichgültig. »Der Scheidungstermin ist
irgendwann im nächsten Monat — ich habe das Datum irgendwo aufgeschrieben .«
    »Er hat eine faszinierende
Theorie über Sie und Ihre Ehemänner«, fuhr ich fort. »Wollen Sie sie hören ?«
    »Ich habe so eine stille
Ahnung, als hätte ich sie bereits von Patrick gehört«, sagte sie trocken. »Es
hat was mit männlichen Traumas zu tun, die entstehen, wenn ein Mitglied der
weiblichen Gattung sie sitzenläßt — es erschüttert
die urtümlichsten Empfindungen männlicher Eitelkeit und so weiter ?«
    »Stimmt«, bestätigte ich.
»Wollen Sie auch Lester Knights Theorie über Sie hören ?«
    »Die hat was mit dem Trauma
eines Kinderstars zu tun, der mit seiner unentwegten Kindlichkeit die
Erwachsenen gefangennimmt , wodurch gleichzeitig sein unbewußt grausamer Egoismus erklärt wird und die nie
endende Suche nach dem Vater-Ebenbild ?«
    »Das wissen Sie also auch«,
sagte ich. »Von Lester, ohne Zweifel?«
    »Dieser Lester«, murmelte sie,
»ist ebenso klug wie skrupellos. Ein absonderlicher Mensch. Ich habe nichts
gegen einen Mann, dessen rechte Hand nicht weiß, was die linke tut — aber es ist
verwirrend für ein weibliches Wesen, das schon Schwierigkeiten hat, auf seine
rechte Hand zu achten, und plötzlich dahinterkommt, daß seine linke bereits
überall gewesen ist.«
    »Und Charlies Philosophie über
Maxine Barr kennen wir beide«, sagte ich, »wie aus Ihren Flitterwochen zu
ersehen ist. Nun, damit hätten wir bereits drei, und es fehlt nur noch einer .«
    »Der düstere Ire in Patrick
zwingt ihn, jedem, den er kennenlernt, zu erzählen, was mit Gene Hammond
passiert ist«, sagte sie ohne jede Erregung. »Es stimmt — Gene ist seit fünf
Jahren in diesem Sanatorium, und es sieht nicht so aus, als ob irgendeine
Hoffnung bestünde, daß er es in absehbarer Zeit wieder verlassen wird. Aber es
ist nicht meine Schuld, daß er dort ist, Rick, Lieber. Seine Schwierigkeiten
begannen lange bevor er mich kennenlernte. Er versuchte so heftig, ein Mann zu
sein, und in seinem tiefsten Inneren war er sich einfach nicht sicher, daß es
ihm gelungen war. Das war der Hauptgrund, warum er mich geheiratet hat. Ich war
eben

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