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Ein Mörder unter uns

Ein Mörder unter uns

Titel: Ein Mörder unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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falsch
verstanden, Maxine, Liebe«, sagte ich ruhig. »Dieses Mädchen hat etwas, das Sie
nie besitzen werden — nämlich Würde. Sie zeigt sich in ihren Bewegungen, in
ihrer Sprechweise, in der geraden Art, wie sie Sie anblickt, und in dem
spöttischen Schimmer in ihren Augen, die ihre Intelligenz widerspiegeln. Sie
ist wirklich eine Wucht, Maxine, Liebe .«
    Ein Sprühregen wilder Funken explodierten vor einem violetten Hintergrund, während mich
Maxine wütend anstarrte. »Würde ?« knurrte sie. »Jemand
aus der Likör-Kategorie? Nichts als eine berechnende Nerzhyäne, die dem armen
alten Irv vorgaukelt, alles geschähe nur aus Liebe,
solange er nur regelmäßig für den Nachschub an Nerz und Diamanten sorgt . Und sie soll Würde haben ?« Maxine warf den Kopf zurück und lachte rauh .
    »Sie hat angeborene Würde«,
sagte ich steif. »Das ist etwas, das man nicht erwerben kann, Maxine, Süße. Man
hat es von Geburt an, oder man hat es nie. Sonia ist damit geboren, Sie nicht .«
    »Na schön!« Maxine sprang
plötzlich von der Couch auf, wirbelte dann zu mir herum, und ihr ganzer Körper
zitterte vor Wut.
    »Na schön«, wiederholte sie.
»Sie hat also Würde !« Ihr Gesicht verzog sich
plötzlich zu einer einzigen verächtlichen Grimasse. »Großartig!«
    »Und es ist etwas, das Sie
nicht haben und sich auch nicht kaufen können !« gab
ich mit ebenso verächtlichem Gesichtsausdruck zurück, aber meine Mimik war
vergleichsweise entschieden zweitklassig.
    »Sehen Sie mich an !« zischte sie.
    Während ich sie betrachtete,
verschwand der verächtliche Ausdruck von ihrem Gesicht, zusammen mit dem wilden
Funkeln in ihren Augen. Ihr Gesicht wurde weich und von kindlicher Arglosigkeit
erfüllt; ihr Mund zitterte in einer so verletzlichen Unschuld, daß ich mich
meiner natürlichen Instinkte zu schämen begann; und ihre violetten Augen
weiteten sich deutlich in einem herzergreifenden Appell an meine
Ritterlichkeit, ihre Jungfräulichkeit vor allen Männern, einschließlich mir
selber, zu beschützen.
    Dann, während ich vage Ausschau
nach meiner schimmernden Rüstung hielt, veränderte sich ihr Gesicht erneut. Ihr
Kinn hob sich um einen Bruchteil und verwandelte die Weiche ihres Gesichts in
die stolze Sicherheit einer durch die Leidenschaften der Erfahrung geläuterten
Frau. Ihr Mund öffnete sich leicht, und ihre volle Unterlippe wölbte sich in
sinnlichem Vergnügen vor. In der Tiefe ihrer Augen begann es zu funkeln, das
Feuer entzündete sich und wurde zu einer weißlodernden Flamme, die in
schamlosen wollüstigen Zuckungen gleichsam vor mir zu tanzen begann, eine
unendliche Vielzahl erotischer Genüsse verheißend — ich hatte nur zuzugreifen.
    Und dann, als ob jemand an
einem Schalter gedreht hätte, war ihr Gesicht plötzlich wieder normal — das
Gesicht, das für gewöhnlich als das Maxine Barrs bekannt war.
    »Hat Sie sie je so angesehen
wie ich eben ?« fragte sie kalt.
    »Nie«, sagte ich ehrlich.
    »Und haben Sie nicht erst das
Gefühl gehabt, sich eher das Herz aus dem Leib zu schneiden, bevor Sie auch nur
einen unanständigen Gedanken über mich hegen würden; und wollten Sie danach
nicht dasselbe tun, bevor Sie einen anständigen Gedanken über mich hegen würden ?«
    »Stimmt«, sagte ich mit
erstickter Stimme.
    »Aber sie hat Würde !« sagte Maxine verächtlich.
    Ihre Finger fummelten
ungeduldig vorne am Verschluß ihres Négligés herum, dann streifte sie es ebenso ungeduldig ab
und warf es durchs Zimmer. Ich hatte völlig recht gehabt, was die dünne Seide
betraf. Das wurde mir klar, als ich im Rhythmus zu meiner Halsschlagader zu
zittern begann — und die einzig verbleibende Umhüllung war eindeutig
durchsichtig. Das so dramatisch enthüllende Nachtgewand wurde von zwei
hauchdünnen Schulternbändern gehalten und hatte einen
Ausschnitt, der an Freizügigkeit nichts zu wünschen übrigließ.
    Maxine beugte sich plötzlich
vor, und ich wandte schnell die Augen ab.
    Dann richtete sie sich wieder
auf, wobei sie den seidenen Saum bis über die Knie hob.
    »Sie haben natürlich ihre Beine
angesehen«, sagte sie. »Waren sie besser als meine ?«
    »Nein, Ma’am«, sagte ich schwer
atmend.
    Sie ließ den Saum wieder fallen
und wandte sich leicht von mir ab, so daß ich sie vom Halbprofil sehen konnte.
Gelassen holte sie tief Luft und hielt für etwa zwanzig Sekunden den Atem an.
    »Nun?« Ihre Stimme klang jetzt
sanfter. »War sie besser als ich ?«
    »Nein«, sagte ich voll tiefen
Empfindens. »Nie im

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