Ein mörderischer Schatten (German Edition)
dich denn heute, hä? Wenn du Angst hast, kann ich dich ja gleich nach Hause bringen“, endete er seinen Vortrag und wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.
Toni presste wütend die Lippen zusammen. Gab es kein Polizeigeheimnis, oder sowas? Sollte sie eigentlich nicht wundern, dass das hier die Runde machte. Aber vielleicht kam das ja auch von Jens, dem Idioten. Die Kinder hatten letzten Sonntag, als er für eine Stunde pflichtschuldigst vorbeikam, bestimmt von der toten Ziege und dem Polizeibesuch erzählt. „Sabine, ich geh mal kurz aufs Klo“, murmelte sie ihrer Freundin ins Ohr.
Sabine sah sie mitleidig an. „Warte, ich komm mit“
„Nein, lass nur. Ich komm dann gleich zur Sektbar.“ Wütend auf Sabine, weil diese sie in diese Situation gebracht hatte, nur weil sie Toni immer noch mit Ralf verkuppeln wollte, drängte sich Toni durch die Menge.
Als sie aus dem Toilettenwagen heraustrat, stand Sabine wartend davor. „Ich will was essen. Kommst du mit?“
„Sicher.“ Bei dem Gedanken an Essen hob sich Tonis Stimmung. Draußen an der Essbude bestellte sie sich ein Fischbrötchen und während sie es aß, besserte sich ihre Stimmung etwas.
„Tut mir leid, Toni. Das sind vielleicht mal blöde Idioten.“
Toni zuckte die Achseln. „Das war Jens Schützenzug. Einige davon kennst du doch von früher. Was hast du erwartet? Laut Jens bin ich eine hysterische Furie, die nicht alle auf der Reihe hat und mit der man nicht zusammenleben kann. Und die ihn zusätzlich noch um das letzte Hemd bringt. Da ist so eine Geschichte mit meinem Verfolgungswahn doch ein gefundenes Fressen.“
Sabine wollte gerade etwas erwidern, als sie von der Ansicht eines Mannes abgelenkt wurde, der, in Jeans und Muskelshirt bekleidet, an ihnen vorüberstolzierte. „Oh, Hallo! Da hat aber jemand starke Muskeln“, rief sie ihm zu und warf einen bewundernden Blick auf seine Arme.
Toni starrte ihre Freundin sprachlos an. Während der Mann sich Sabine zuwandte, trat ein zweiter auf T oni zu. Der kleine, dünne Schruxvogel war zuvor komplett von seinem Freund verdeckt worden. Er platzierte sich vor Toni und diese sah ihn irritiert an.
„Ich hab nur einen Muskel, der stark ist. Willst du mal sehen?“, fragte er und griff sich in den Schritt.
Toni blinzelte. Dann wanderte ihr Blick ungläubig von seinen fettigen, dünnen Haaren über den Schnauzer zu seinen krummen Beinchen. „Ich glaub, mir kommt mein Fischbrötchen wieder hoch“, murmelte sie, ehe sie sich ihrer Freundin zuwandte. „Mir reicht’s. Ich geh nach Hause. Ich bin für den Abend bedient“, teilte sie Sabine mit, ehe sie sich auf dem Absatz umdrehte und sich durch die rauchende, essende Menge kämpfte.
„Jetzt warte doch mal!“, rief Sabine, als diese sie nach wenigen Metern eingeholt hatte. „Was machst du denn?“
Toni blieb stehen und drehte sich zu ihrer Freundin um. „Das ist ja wieder typisch, dass du nicht s mitbekommst, wenn ein Mann im Spiel ist. Während du von dem Muskelberg vor dir geblendet worden warst, ist dir wohl dieses frettchenartige Wesen entgangen, das mir beinahe sein Glied ins Gesicht gehalten hätte. Mir reicht’s. Das so eine Erscheinung überhaupt denkt, sich mir nähern zu dürfen und dann auch noch anzügliche Bemerkungen machen zu können, das ist genau das, was mein Ego jetzt noch braucht.“
„Oh, jetzt komm aber! Davon lässt du dir doch nicht den Abend verderben. Guck, ich hab den Mann sogar für dich stehen lassen. Komm“, Sabine fasste sie an der Hand und zog sie hinter sich her. „Wir gehen jetzt wieder rein und haben Spaß.“
Ergeben ließ Toni sich ins Zelt ziehen.
„Komm, wir tanzen. Und komm ja nicht auf die Idee, dich wieder auf das Rentnerbänkchen zu setzen. Das ist ja rufschädigend.“
„Das war kein Rentnerbänkchen, das war der Schützenzug meines Vaters. Und der ist gerade mal fünfzig!“
„Na und. Und wirkt abschreckend auf potenzielle Verehrer. Sollen die denken, du stehst auf Greise?“
„Du erzählst wieder einen Mist. Außerdem weiß jeder, dass das mein Vater ist. Hier kennt mich jeder. Vergessen?“
Sabine tanzte und w inkte ab.
Nach einer Weile gab Toni ihrer Freundin zu verstehen, dass sie auf die Toilette ginge und kämpfte sich wieder durch die Menge. Natürlich fand sie ihre Freundin anschließend nicht wieder. Draußen hatte es angefangen zu regnen und das Zelt war proppenvoll. Toni schlängelte sich durch die Menge und begab sich zur Theke. Dort dauerte es eine Ewigkeit, bis man
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