Ein mörderischer Schatten (German Edition)
das Auto kriegen.“
Toni atmete tief ein, schloss die Augen und rieb sich erschöpft mit zitternden Fingern über die Stirn.
„Ich fahr euch!“, rief da ihr ihr Nachbar aus.
Toni hielt im Reiben ihrer Stirne inne und öffnete die Augen. „Was?“ Sie sah ihn an.
„Naja“, sagte er und warf ihr einen vorsichtigen Blick zu. „Kein großes Ding. Ich fahr euch morgen eben hin.“
„Das ist wirklich nicht nötig-.“
„ Mamaaa“, quengelte Simon.
„ Doch , doch. Kein Problem. Ehe der Junge sich weiter aufregt.“ Fracht warf einen nervösen Blick in den Rückspiegel, wo Simon wieder etwas angestrengter atmete. „Außerdem sehe ich doch, dass es dir auch nicht gut geht“, fuhr er an Toni gewandt fort. „Du sahst grade aus, als würdest du…“
„Als würde ich was?“
Er zuckte die Achseln. „Einen Heulkrampf kriegen oder aus dem Auto springen oder so etwas.“
Toni machte ein äußerst unattraktives, merkwürdiges abfälliges Geräusch mit ihrer Nase und sah dann aus dem Fenster. „So ein Quatsch.“ Sie sah weiter aus dem Fenster und versuchte, die Tränen, die ihr in die Augen traten, zu unterdrücken. Das Letzte, was sie wollte, war, vor Mark Fracht zu heulen. Sie wusste auch nicht, was plötzlich los war. Sie fühlte sich immer noch zittrig und unendlich erschöpft. Frachts Mitgefühl gab ihr den Rest. Sie war jetzt auch nicht in der Stimmung, weiter mit ihm zu diskutieren und weiterer Quengelei von Seiten ihrer Kinder fühlte sie sich heute auch nicht mehr gewachsen. So zuckte sie nur müde mit den Achseln. „Na schön. Warum auch nicht.“, sagte sie, ohne ihren Blick von der schwarzen Nacht draußen abzuwenden. „Danke.“
Kapitel 8
Toni nahm sich einen Moment Zeit, um den Gesamteindruck auf sich wirken zu lassen. Sie ging einmal um das goldene, große Auto herum, während sie auf Fracht warteten. Sie blieb vor der Motorhaube stehen und betrachtete den riesigen aufgeklebten Vogel, der die komplette Motorhaube bedeckte. Im Vorbeigehen hatte sie das Auto ja schon öfters gesehen, aber jetzt, wo sie es sich in aller Ruhe ansah, sah es noch tausendmal scheußlicher aus. Was sollte das sein? Ein Adler? Sie rätselte noch, als ihr Nachbar zu ihnen trat.
„Das ist ein Wagen, was?“, fragte er ihren Sohn, der neben ihr stand und eifrig nickte.
„Der Adler ist toll.“
„Das ist ein Feuervogel.“
Ehrfürchtig nickte Simon.
Toni nahm die zwei Sitzerhöhungen und legte sie auf die zwei hinteren, schmalen Sitze. „So Kinder, rein mit euch.“ Sie mühte sich ab, Simon anzuschnallen und stieß sich dann den Zeh. „Aua!“
„Was ist passiert?“
„Ich hab mir den Zeh an dem Trittbrett gestoßen.“
„Trittbrett?“ Mark starrte sie an. „Oh, du meinst die Sidepipes.“
Toni sah runter auf das blinkende Etwas und trat einen Schritt zurück. Sie schloss die Tür und betrachtete nun das auf Hochglanz polierte Rohr in seiner ganzen Pracht. Es begann praktisch hinter dem Vorderrad und verlief dann seitlich unten am Auto entlang bis beinahe zum Hinterrad. „Das ist ein Rohr“, stellte sie verwundert fest.
„Klar. Ein Auspuffrohr“, verkündete Fracht.
Toni warf noch einmal einen Blick auf das hässliche goldene Auto mit dem Vogel und der Hutze auf der Motorhaube, die sie nicht umhin kam zu bemerken. Ihr Blick wanderte über das Auspuffrohr zu den goldenen Felgen. Sie unterdrückte ein Schaudern und stieg ein.
Röhrend fuhren sie davon. Toni versuchte ihr schlechtes Gewissen zu unterdrücken, da sie mit dieser Tour garantiert einen Beitrag zu Erderwärmung und Waldsterben leisteten. Diese Amischlitten verbrauchten bestimmt so viel Sprit auf einer Fahrt wie Tonis Auto in einem Monat.
Als sie auf die Schnellstraße einbogen, dankte sie dem Herrn, dass sie es durch das Dorf geschafft hatten, ohne dass Toni irgendeinen Bekannten entdeckt hatte, der sie in diesem Monstrum hätte erkennen können. Nun, da sie freie Fahrt hatten, jagte Fracht den Motor in ungeahnte Höhen, was von Simon mit Beifall belohnt wurde. Sogar Thea lachte. Toni hatte das Gefühl, irgendetwas sagen zu müssen. Aber ihr viel nichts ein, was nicht entweder als Kritik oder als Beleidigung rausgekommen wäre. Aber der Mann hatte ihr gestern geholfen und er war seitdem wirklich nett gewesen. Also fühlte sie sich verpflichtet, nicht ganz so unfreundlich rüber zu kommen, wie sonst immer. Sie räusperte sich. „Das ist also ein amerikanischer Wagen, nicht?“
„Jawohl. Ein Pontiac Trans Am.
Weitere Kostenlose Bücher