Ein moerderisches Geschaeft
Parnell, Dennis Parnell, hat vor einiger Zeit ungefähr vierzig Acres erstklassiges Land oberhalb von Aspen erworben. Im Grunde wäre das rechtlich gar nicht möglich gewesen, aber er hat es irgendwie geschafft«, fügte Walt mit einem Achselzucken hinzu. »Vor etwa sechs Jahren beschloss er, sich dort oben ein Traumhaus zu bauen. Es hat zweieinhalb Jahre gedauert, bis es fertig war, und Parnell hat die Umweltschützer in den Wahnsinn getrieben, weil er die wunderschöne, bis dahin unberührte Landschaft aufgegraben hat. Große, alte Laster fuhren den Berg rauf und runter, und es mussten jede Menge Bäume gefällt werden, bis Platz genug für eine Straße war. Ein Jammer, wie er die Gegend verschandelt hat, aber er kam damit durch, weil er mit Geld argumentieren konnte, und er bekam jede Genehmigung, die er brauchte. Ich glaube kaum, dass das heute noch möglich wäre. Seit zwei Jahren gibt es strengere Gesetze, die unser Land schützen. Jedenfalls«, fuhr er fort, »hat Parnell, als sein Haus endlich fertig war, einen hohen Zaun rund um sein Grundstück gezogen. Ich hab gehört, das Haus ist acht Millionen wert, aber das war vor ein paar Jahren; ich bin sicher, der Preis hat sich mittlerweile mehr als verdoppelt. Es geht das Gerücht, dass Parnell alles cash bezahlt hat und dass das Land und das Haus vollkommen schuldenfrei sind. Ich glaube das nicht, aber die Leute in der Gegend sind davon überzeugt, und sie fragen sich natürlich, wie er an so viel Geld gekommen ist.«
Avery war wie gebannt von der Geschichte. »Und woher hat er das Geld?«
»Die Leute glaubten, dass er es mit Drogen verdient hat, aber es hat sich herausgestellt, dass Parnell ein kleines Computerunternehmen in Silicon Valley besitzt. Einer seiner Ingenieure hat einen neuen Computerchip konstruiert, der die Branche revolutioniert haben soll. Ich verstehe ja nichts davon«, räumte Walt ein, »aber Parnell scheint das Patent für den Chip zu haben, weil der Ingenieur bei ihm angestellt war. Er hat ein Vermögen damit gemacht und die Firma verkauft, bevor es mit ihr bergab ging. Dann ist er hierher gezogen.«
»Aber das Haus gehört ihm jetzt nicht mehr, oder?«, fragte Avery. Parnell musste es an die Besitzer vom Utopia verkauft haben, wenn sie dort Promis, die sich hier erholen wollten, unterbrachten.
»Doch – und auch wieder nicht«, erwiderte Walt. »An diesem Punkt wird die Geschichte schäbig. Parnell hat in einer Kirche hier ganz in der Nähe geheiratet. Es war ein ziemlich großes Ereignis – die Feier muss ein Vermögen gekostet haben. Zu dem Empfang waren fünfhundert Gäste geladen«, sagte er. »Man erzählt sich, dass es ein Jahr gedauert hat, diese Riesenparty zu planen. Sie haben sogar Blumen aus Europa einfliegen lassen. Ich nehme an, Blumen aus Amerika waren nicht gut genug. Jedenfalls hat die Planung der Hochzeit länger gedauert als die Ehe. Parnell war nur achtzehn Monate verheiratet, dann reichte er die Scheidung ein.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe die moderne Welt nicht. Meine Frau Ona May und ich waren siebenundvierzig Jahre verheiratet, und es gab natürlich auch Zeiten, in denen ich abhauen und nie wieder zurückkommen wollte. Ich denke, Ona May ging es manchmal genauso. Aber wir sind zusammengeblieben, weil wir es uns geschworen hatte und weil es uns ernst war. Wenn ich heute die Zeitung aufschlage, lese ich von einem neuen Trend, den man ›Starter Marriage‹ nennt. Haben Sie schon mal davon gehört?«
Avery lächelte. »Ja, ich kenne diesen Begriff.«
»Ich kapiere das nicht«, meinte Walt. »Diese Paare sollten einfach so, ohne Trauschein und Ehegelübde, zusammenleben. Ich glaube, Pernell dachte, dass er in einer dieser ›Starter Marriages‹ lebt, so schnell wie der die Scheidung beantragt hat. Und es war eine richtig hässliche Scheidung, bei der eine Menge schmutziger Wäsche gewaschen wurde, und selbstverständlich stand alles darüber in den Zeitungen. Die Leute verschlingen diesen Klatsch geradezu. Der Scheidungsprozess hat vor über einem Jahr angefangen und ist immer noch nicht ausgestanden. Alle Welt wartet gespannt darauf, wem letzten Endes das Haus in den Bergen zugesprochen wird. Seine zukünftige Exfrau schwört, dass er es ihr versprochen hat, und sie meint, dass sie es erhalten kann. Pamela Parnell behauptet, sie würde lieber sterben, als ihm die Villa zu überlassen, und er sagt, dass ihm das nur recht wäre. Die beiden benehmen sich wie Fünfjährige, wenn Sie mich fragen. Erst
Weitere Kostenlose Bücher