Ein mörderisches Komplott (German Edition)
gedeckt werden. 98 Promille aller weltweit angebotenen Produkte
vom atlantischen Lachs stammen inzwischen aus künstlicher Lachsaufzucht. Die
Medien hatten immer wieder vor der Überschwemmung des Landes mit Aquakulturen
gewarnt, leider mit nur bescheidenem Erfolg.
Mr Gibson zeigte sich von Jennys Einsatz für den
Umweltschutz begeistert und stellte ihr in der Wochenendausgabe der Zeitung
gleich eine ganze Seite zur Verfügung. Darin veröffentlichte Jenny Auszüge
ihres Referats, was daraufhin zu lebhaften Diskussionen innerhalb der
Leserschaft führte:
Verheerende
Folgen der Lachs-Aquakulturen
Wie
wurde das ›Wunder‹ vollbracht, Lachs in gigantischen Mengen zu minimalen
Preisen weltweit anzubieten? Dies gelingt mit der sogenannte Aquakultur:
Als
Vorbild dient die landwirtschaftliche Massentierhaltung. Die Lachse wurden
inzwischen zu ›Schweinen der Meere‹. Sie werden zu hunderttausenden pro Anlage
in freischwimmenden Käfigen gemästet. Wegen seiner schnellen Gewichtszunahme
ist der Lachs der meistgezüchtete Fisch vor Europas Küsten geworden.
Durch
die hohe Besatzdichte können sich Krankheiten sehr schnell verbreiten. Darum
gibt man folgenden Chemie-Cocktail ins Wasser:
Antibiotika
gegen Bakterien
Fungizide
(wie z.B. Malachit-Grün) gegen Pilzkrankheiten
Pestizide
gegen Fischparasiten, wie z.B. die gefährliche See-Laus
Farbstoffe,
wie z.B. Beta-Carotinoide, damit das Lachsfleisch seine
charakteristische,
rosarote Farbe erhält.
Zudem
werden den Junglachsen maschinell Wachstumshormone gespritzt. Als Futter
bekommen die Lachse eine Mischung aus künstlich hergestelltem Eiweiß und zu
Pellets gepresstem Fischmehl. Das Fischmehl wird durch die sogenannte
›Gammelfischerei‹ gewonnen – was zusätzlich den Druck auf wildlebende
Fischbestände erhöht. Den Hauptanteil der Fischmehlproduktion verbraucht die
Aquakultur, d.h. die Zucht von Fischen, Krabben und Muscheln in Becken und
Netzkäfigen. Um nur eine Tonne Lachsfleisch zu erhalten, müssen – zusätzlich zu
industriell hergestellten Proteinen – drei Tonnen Fischmehl zugefüttert werden.
Die Nachfrage nach Fischmehl ist durch den rasanten Boom der Aquakulturen
drastisch gestiegen, womit sich der Trend zur Überfischung der Weltmeere
fortsetzt. Durch die Herstellung des Fischmehls konzentrieren sich auch
automatisch die Schadstoffe: Zuchtlachs enthält deutlich mehr Dioxine, PCB und
andere langlebige Schadstoffe, als Wildlachs.
Trotz
dieser negativen Tatsachen gelingt es den Betreibern solcher Anlagen immer
wieder, von Kommunalpolitikern oder Anrainern durch Bestechung oder Zusagen auf
Beteiligung am wirtschaftlichen Erfolg eine Genehmigung zur Einrichtung dieser
schauderhaften Massentierhaltung zu erhalten . Wir fordern die Bürger daher auf, sich für eine sofortige Einstellung dieser
widernatürlichen Aufzucht von Seefischen stark zu machen.
Hierauf meldeten sich zahlreiche Leser – auch aus anderen
Küstenregionen – wo bereits derartige Aquakulturen errichtet wurden. Sie gaben
an, dass in den Gewässern keine Bademöglichkeiten mehr bestünden, weil eine
weißgrau schimmernde, aus Futterabfällen und Fischkot bestehende Schicht die
Wasseroberfläche meilenweit bedecke. Der üble Gestank der Gewässer habe
inzwischen viele Touristen vertrieben. Auch Berufsfischer oder Hobbyangler
beschwerten sich über die zurückgegangenen Fänge, weil die Fischfarmen
inzwischen Seehunde und Delfine angelockt hätten, wodurch die Fischbestände
bereits erheblich dezimiert worden seien.
Doch es blieb nicht allein bei zustimmenden Äußerungen.
Jenny fand einige Tage später unter den zahlreichen Leserzuschriften einen
anonymen, an sie persönlich adressierten Brief:
Miss
Jennifer Symon!
Sollten
Sie weiter solche Unwahrheiten über die weltweit und mit großem Erfolg
betriebenen Aquakulturen verbreiten, können wir Ihnen keinerlei Garantie für
ihre körperliche Unversehrtheit bieten. Überlegen Sie sich also gut, was Sie in
Zukunft schreiben.
Wir verlangen
von Ihnen, den beigefügten Text in einer Ihrer nächsten Ausgaben zu
veröffentlichen. Falls Sie das nicht tun, werden Sie allein für die
Konsequenzen aufkommen müssen.
Dem Brief lag ein computergeschriebener Text bei. Darin
wurde der wirtschaftliche Erfolg der weltweit betriebenen Aquakulturen gelobt,
der inzwischen Tausende neuer Arbeitsplätze geschaffen hätte. Weiter wurde
darauf
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