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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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machen – besser als sie selbst. Ihretwegen verspüre ich wirklich den Wunsch, in meinem Büro höher hinaus und weiterzukommen. Damit ich von ihnen wegkann. Sehen Sie? Keine Lüge. Gleiches Ergebnis.«
    Er lehnte sich zurück, musterte mich durchdringend und fuhr sich dabei mit der Hand über die Bartstoppeln, was ein leises Kratzgeräusch verursachte.
    »Okay, wollen Sie die absolute Wahrheit über meine Arbeit wissen? Über Arbeit an sich?«, fragte ich. »Gut, dann mal los. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die mit ihrem Job verheiratet sind und nichts anderes kennen als ihre Arbeit, ich nehme meine Arbeit nicht so ernst, dass ich länger im Büro bleiben will, als ich bezahlt werde, oder dass ich mir persönlichen Kontakt zu den Menschen wünsche, mit denen ich meine Arbeitszeit verbringe und mit denen ich freiwillig nie mehr als zwei Worte wechseln würde. Ich mache diesen Job seit zweieinhalb Jahren, weil es mir gefällt, dass ich eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio gratis dazukriege, auch wenn die Geräte dort Mist sind und der Raum nach verschwitzten Klamotten stinkt, aber ich spare dadurch das Geld, mich anderswo anzumelden. Es gefällt mir, dass ich die Sprachen anwenden kann, die ich jahrelang gelernt habe. Ich habe nun mal nicht so viele Freunde, die Deutsch, Italienisch, Französisch, Holländisch oder Spanisch mit mir sprechen.« Den letzten Satz sagte ich hauptsächlich, um ihn zu beeindrucken.
    »Sie können gar kein Spanisch.«
    »Ja, ich weiß, Sie Spielverderber, aber mein Arbeitgeber weiß es nicht«, fauchte ich.
    »Und was passiert, wenn die es rausfinden? Werden Sie dann wieder einmal spektakulär gefeuert?«
    Ich ignorierte ihn und setzte meinen Vortrag fort. »Ich könnte kotzen, wenn ich höre, wie viele Leute behaupten, dass sie aus Leidenschaft arbeiten, als würde allein ihr Job das Leben lebenswert machen. Ich arbeite, weil ich dafür bezahlt werde. Ich bin kein Workaholic.«
    »Sie haben nicht die nötige Hingabe.«
    »Empfehlen Sie mir jetzt etwa, ich soll Workaholic werden?«
    »Ich sage nur, dass man ein gewisses Maß an Beständigkeit braucht, wissen Sie, die Fähigkeit, sich hundertprozentig für etwas einzusetzen.«
    »Und was ist mit den Alkoholikern? Bewundern Sie die auch? Wie wäre es, wenn ich Alkoholikerin werde? Wären Sie dann stolz auf mein Durchhaltevermögen?«
    »Wir sollten diese Analogie wirklich lassen«, meinte er irritiert. »Wie wäre es, wenn wir einfach direkt feststellen, dass es Ihnen an Konzentration, Beständigkeit und Engagement mangelt?«
    Das tat weh. »Geben Sie mir ein Beispiel«, verlangte ich und verschränkte die Arme.
    Er tippte kurz etwas auf der Tastatur, starrte auf den Bildschirm und las eine Weile.
    »Einer Ihrer Arbeitskollegen hatte einen Anfall, und Sie haben sich bei den Sanitätern als seine nächste Verwandte ausgegeben, um ihn im Krankenwagen begleiten und früher von der Arbeit wegzukönnen.«
    »Es sah aus, als hätte er einen Herzinfarkt, da hab ich mir Sorgen gemacht.«
    »Aber Sie haben dem Fahrer gesagt, er soll Sie an der nächsten Kreuzung absetzen.«
    »Der Mann hatte ja auch nur eine Panikattacke. Nach fünf Minuten ging es ihm wieder gut.«
    »Sie sind halbherzig, Sie verschwenden Zeit, Sie bringen nichts zu Ende, außer einer Flasche Wein oder einer Tafel Schokolade. Ständig ändern Sie Ihre Meinung. Sie haben Angst vor einer Bindung.«
    Okay, das ging mir jetzt doch zu weit. Teils, weil es einfach unhöflich war, aber hauptsächlich, weil er total danebenlag. »Ich war fünf Jahre in einer Beziehung, wie kann ich da ein Problem damit haben, mich zu binden?«
    »Er hat Sie vor drei Jahren verlassen.«
    »Ich nehme mir Zeit für mich selbst. Um mich besser kennenzulernen und diesen ganzen Quatsch.«
    »Und – kennen Sie sich schon?«
    »Selbstverständlich. Ich mag mich selbst so sehr, dass ich den Rest meines Lebens mit mir verbringen möchte.«
    Er lächelte. »Oder wenigstens noch fünfzehn Minuten.«
    Ich schaute zur Uhr. »Wir haben aber noch fünfundvierzig Minuten.«
    »Sie werden früher gehen. Das machen Sie immer.«
    Ich schluckte. »Und?«
    »Und gar nichts. Ich wollte das nur erwähnen. Hätten Sie gern ein paar Beispiele?« Bevor ich antworten konnte, hüpften seine Finger schon wieder über die Tastatur. »Weihnachtsessen im Haus Ihrer Eltern. Da sind Sie vor der Nachspeise verschwunden. Im Jahr davor haben Sie nicht mal den Hauptgang geschafft, ein neuer Rekord.«
    »Ich war zu einer Party

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