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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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eingeladen.«
    »Von der Sie auch früher weggegangen sind.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Das hat aber niemand gemerkt.«
    »Na ja, da irren Sie sich. Wieder einmal. Denn es wurde sehr wohl bemerkt.«
    »Wer denn?«
    »Von wem denn«, korrigierte er, während er unablässig auf die untere Pfeiltaste drückte. Am liebsten wäre ich auf die Stuhlkante vorgerutscht, um etwas zu sehen, aber diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben, also blieb ich still sitzen, schaute mich im Büro um und tat so, als wäre mir alles vollkommen gleichgültig. Und dass ich so tat, als wäre es mir gleichgültig, machte mir klar, dass es mir das eigentlich nicht war.
    Endlich hörte er auf, die Pfeiltaste zu bearbeiten.
    Ich fuhr herum und sah ihn an.
    Er lächelte. Dann drückte er wieder auf die Pfeiltaste.
    »Das ist doch albern.«
    »Entschuldigung – langweile ich Sie?«
    »Ehrlich gesagt, ja.«
    »Na, dann wissen Sie jetzt wenigstens, wie ich mich fühle.« Er hielt wieder mit dem Getippe inne. »Melanie.«
    Meine beste Freundin. »Was ist mit ihr?«
    »Sie war verschnupft, weil Sie früher gegangen sind.«
    »›Verschnupft‹ sagt heutzutage kein Mensch mehr.«
    »Ich zitiere: ›Ich wollte, sie würde ein einziges Mal bis zum Schluss bleiben.‹ Zitat Ende.«
    Jetzt ärgerte ich mich ein bisschen, denn ich war sicher, dass mir jede Menge Partys einfallen würden, bei denen ich bis zum Ende geblieben war.
    »Melanies einundzwanzigster Geburtstag«, sagte er.
    »Was ist damit?«
    »Das war das letzte Mal, dass Sie bei einer von Melanies Partys bis zum Schluss geblieben sind. Genaugenommen hat man Sie nicht losgekriegt. Sie haben dort übernachtet.«
    Tipp, tipp, tipp.
    »Mit ihrem Cousin.«
    Tipp.
    »Bobby.«
    Ich ächzte. »Das war Melanie aber egal.«
    Tipp, tipp, tipp.
    »Zitat: ›Wie konnte sie mir das an meinem Geburtstag antun? Meine Großeltern sind hier, alle wissen Bescheid. Es ist mir unglaublich peinlich.‹ Zitat Ende.«
    »Das hat sie mir nie gesagt.«
    Er zuckte nur die Achseln.
    »Warum ist das denn so wichtig? Warum sprechen wir überhaupt darüber?«
    »Weil es wichtig
ist

    Tipp, tipp, tipp.
    »›Tut mir leid, dass sie weg ist, Mum. Soll ich mal mit ihr reden?‹ Das ist Riley, Ihr Bruder.«
    »Ja, ich hab’s kapiert.«
    »›Nein, mein Schatz, Sie hatte bestimmt was Dringendes zu tun.‹ Zitat Ende. Sie sind gestern zweiunddreißig Minuten zu früh vom Familienlunch aufgebrochen, ein ziemlich dramatischer Abgang.«
    »Das war etwas anderes.«
    »Wieso?«
    »Weil sie mich hinters Licht geführt haben.«
    »Wie denn?«
    »Indem sie unterschrieben haben, dass ich zu dieser Bilanzprüfung hier erscheinen soll.«
    »Na, das ist mal ein guter Vergleich«, lächelte er. »Wenn Ihre Familie das nicht getan hätte, wären Sie heute nicht hier bei mir.«
    »Ja, und jetzt sehen Sie, wie toll es mit uns läuft.«
    Schweigen.
    »Dann kommen wir doch mal zum Punkt. Bei diesem Treffen geht es also darum, dass ich bei Essenseinladungen und Partys früher verschwinde.« Das war nicht so schlimm, damit konnte ich umgehen, ich würde einfach erklären, warum ich gegangen war und was ich danach vorgehabt hatte. Vielleicht war die Sache ja doch schneller erledigt, als ich gedacht hatte.
    Er fing an zu lachen. »Himmel, nein. Ich hab mich nur ablenken lassen.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Wir haben nicht genug Zeit, um alles zu besprechen. Sollen wir noch einen Termin vereinbaren?«
    »Wir haben doch noch eine halbe Stunde.«
    »Höchstens fünf Minuten, nach Ihrer üblichen Strategie.«
    »Kommen Sie zur Sache«, sagte ich.
    »Na gut.« Er beugte sich vor. »Was machen Sie?«
    »Wie meinen Sie das – was ich mache? Ich sitze hier und verschwende meine Zeit mit diesem albernen Gespräch, das mache ich.«
    Von nun an brauchte er anscheinend keine Unterlagen mehr, denn er starrte mich nur durchdringend an. »Sie stehen jeden Morgen um sieben Uhr auf, abgesehen samstags und sonntags, da kommen Sie für gewöhnlich nicht vor ein Uhr mittags aus den Federn.«
    »Und?«
    »Dann essen Sie einen Energieriegel aus Ihrem Eckschränkchen, holen sich einen Cappuccino vom Starbucks an der Ecke, kaufen die Zeitung, fahren manchmal mit dem Auto zur Arbeit und manchmal mit dem Zug, ist Letzteres der Fall, lösen Sie unterwegs das Kreuzworträtsel. Zwischen neun und halb zehn sind Sie im Büro, fangen aber erst um zehn an. Um elf machen Sie eine Zigaretten- und Kaffeepause. Eigentlich rauchen Sie gar nicht, aber Sie finden

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