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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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nachdem wir uns getroffen haben? Den hab ich dir praktisch auf dem Silbertablett serviert, und du hast ihn kaum eines Blickes gewürdigt. Zitat: ›Ich wollte sowieso gerade gehen. Ich bin mit meinem Freund verabredet‹«, äffte er mich nach. »Zitat Ende.«
    Ich schnappte nach Luft. »Das hast du arrangiert?«
    »Ich musste sehen, wie es um dich steht.«
    »Ich wusste es! Ich wusste, dass er für einen normalen Menschen viel zu attraktiv war. Bestimmt ein Schauspieler.«
    »Nein, er war kein Schauspieler. Du kapierst einfach nicht. Ich habe eure Leben koordiniert, ich habe dafür gesorgt, dass eure Wege sich kreuzen, damit etwas passiert.«
    »Aber es ist nichts passiert, also hast du versagt«, blaffte ich.
    »O doch, es ist etwas passiert. Du hast ihn abblitzen lassen, und er ist zu seiner Freundin zurückgegangen, die er furchtbar vermisst hat. Deine Reaktion hat ihm klargemacht, wie sehr er die Trennung bereut.«
    »Wie kannst du es wagen, mich einfach so zu benutzen?«
    »Wie hab ich dich denn benutzt? Was glaubst du, wie das Leben abläuft? Auch Ereignisse und Zufälle müssen irgendwie ins Rollen kommen. Unsere Leben stoßen zusammen und prallen aufeinander. Meinst du, dass da kein Sinn dahintersteckt? Wenn es keinen Sinn für das alles gäbe, was sollte es dann überhaupt? Was glaubst du, warum überhaupt etwas geschieht? Bei jeder Begegnung gibt es ein Ergebnis, es gibt Auswirkungen und Rückwirkungen, alles, was du sagst, zieht irgendetwas anderes nach sich. Ehrlich, Lucy.« Kopfschüttelnd biss er in den nächsten Keks.
    »Aber das ist doch der Punkt – ich hab nie geglaubt, dass es das gibt.«
    »Dass es was gibt?«
    »Einen Punkt!«
    Er runzelte die Stirn und sah verwirrt aus. Dann begriff er. »Lucy, es gibt immer einen Punkt.«
    Aber ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob das stimmte. »Mit wem hast du mein Leben denn sonst noch koordiniert?«
    »In letzter Zeit? Wahrscheinlich ist dir das meiste gar nicht aufgefallen. Doch, vielleicht die nette Amerikanerin an der Rezeption. Ja, da guckst du, was? Übrigens kannst du dich bei ihr bedanken, dass ich heute hier bin, denn sie war es, die mich überredet hat, dir nach unserem letzten Treffen noch eine Chance zu geben.«
    »Ach, als wärst du nicht selbst ganz erpicht darauf gewesen, mich noch mal zu sehen.«
    »Glaub mir, ich hatte überhaupt keine Lust dazu. Aber als du ihr den Schokoriegel auf den Schreibtisch gelegt hast, da hatte ich einen Willy-Wonka-Moment.«
    »Ist das ein privater Geheimcode?«
    »Nein. Du kennst doch die Stelle in
Charlie und die Schokoladenfabrik
, wo Slugworth zu Charlie sagt, wenn er den Dauerlutscher klaut, wird er sich immer um seine Familie kümmern, aber Charlie tut es nicht und legt den Lutscher zurück auf Wonkas Schreibtisch, und am Ende des Films erkennt Wonka daran Charlies wahren Wert?«
    »Du hast mich gerade total gespoilert.«
    »Ach Quatsch, du hast den Film doch sechsundzwanzigmal gesehen. Du hast MrsMorgan diesen Schokoriegel auf den Schreibtisch gelegt, und das war sehr nett von dir.«
    »Na ja, sie hatte mir gesagt, dass die den gerne mag.«
    »Jedenfalls hat mir das ins Gedächtnis gerufen, dass du ja doch ein Herz hast, dass Menschen dir wichtig sind und dass das nie das Problem war. Ich muss dich nur dazu kriegen, dass du dich auch um mich kümmerst.«
    Das brach mir fast das Herz. So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Da saß nun dieser müde junge Mann mit Mundgeruch und einem zerknitterten Anzug neben mir und wollte einfach nur gemocht werden.
    »War das der Grund dafür, dass du sie eingestellt hast? Damit ich noch eine Chance mit dir bekomme?«
    Er machte ein überraschtes Gesicht. »Daran hab ich noch gar nicht gedacht.« Dann gähnte er plötzlich. »Wo kann ich eigentlich schlafen?«
    »Wo du sonst auch schläfst.«
    »Ich glaube, ich sollte hierbleiben, Lucy.«
    »Kein Problem«, erwiderte ich ruhig. »Dann geh ich zu meiner Freundin Melanie. Da findest du mich, wenn du mich brauchst.«
    »Ach ja, Melanie, die sich darüber geärgert hat, dass du immer so früh von den Partys verschwindest.« Er fuchtelte wieder mit seinem iPad herum. »Die gleiche Melanie, die, nachdem du neulich aus dem Restaurant weggegangen bist, gesagt hat – ich zitiere: ›Irgendwas ist los mit ihr, ich muss sie unbedingt mal allein erwischen und rauskriegen, was es ist.‹ Zitat Ende.« Er sah sehr zufrieden aus. Ich war entsetzt. Ein Vieraugengespräch mit Melanie war überhaupt nicht das, was ich

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