Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)
nach außen hin nicht gleich zu durchschauen gewesen sein.«
»Das mag sein, wie es will, Ross. Nichtsdestotrotz besteht nicht der geringste Zweifel an der Respektabilität der bedauernswerten Person«, rumpelte der Superintendent. »Wir wissen nämlich, wer sie war.«
»So schnell?«, rief ich ungläubig.
»Ja. Ein Mr. Sebastian Benedict hat sich gemeldet; er behauptet, die Tote wäre seine Frau. Allegra Benedict mit Namen. Die Benedicts wohnen außerhalb von London, in Surrey, in der Nähe von Egham. Mrs. Benedict kam am Samstag mit dem Zug nach London, um Besorgungen zu erledigen. Sie war in Begleitung einer Dame, die in ihrer Eigenschaft als Gesellschafterin bei der Familie lebt. Die beiden Frauen wurden in der Piccadilly vom Nebel überrascht und verloren sich aus den Augen. Die Gesellschafterin suchte nach ihrer Herrin und nahm dazu die Hilfe eines gewissen Mr. Angelis in Anspruch, der in Mr. Benedicts Londoner Geschäft arbeitet. Es liegt ganz in der Nähe der Stelle, wo die beiden Frauen den Kontakt verloren. Als sie Mrs. Benedict nicht finden konnten, kehrte die Gesellschafterin zur Waterloo Station zurück und stieg in den Zug nach Hause, um Mr. Benedict zu informieren. Sie warteten darauf, dass Mrs. Benedict ebenfalls den Rückweg fand, doch es war vergeblich. Lediglich Mr. Angelis, der Angestellte, traf am Abend im Haus der Benedicts ein, um die beiden zu informieren, dass er keine Spur von Mrs. Benedict gefunden und die Polizei eingeschaltet hatte. Da er nichts weiter tun konnte, kehrte er anschließend nach London zurück.
Am Sonntagmorgen also kam Benedict selbst nach London und begab sich sofort in die Little Vine Street. Während er mit dem wachhabenden Sergeant redete, kam durch einen mehr oder weniger glücklichen Zufall Inspector Watkins herein. Er kam gerade vom Mordschauplatz und hatte das Opfer selbst gesehen. Die Beschreibung schien zu passen, und so fürchteten sie das Schlimmste. Benedict wurde zu der Leiche gebracht und identifizierte sie augenblicklich als die seiner Frau. Dann brach er zusammen. Sie mussten ärztliche Hilfe für ihn herbeirufen.«
»Was wissen wir über Mr. Benedict?«, erkundigte ich mich. »Was ist das für ein Geschäft, das er betreibt? Er muss recht erfolgreich sein, wenn er einen Laden in der Nähe der Piccadilly besitzt.«
»Benedict scheint ein sehr vermögender Mann zu sein«, lautete Dunns mürrische Antwort. »Er handelt mit Kunst, was auch immer damit gemeint ist, und er hat ein Ladenlokal – er nennt es ›Galerie‹ – gleich an der Piccadilly.«
»Dann hat er mit Sicherheit Geld«, murmelte ich leise zu mir selbst. »Und er kennt eine Menge wohlhabender Persönlichkeiten. Seine Kunden und andere.«
»Wahrscheinlich ja«, räumte Dunn ein. »Inzwischen sind wir übereingekommen, dass das Verbrechen zwar im Zuständigkeitsbereich der Park Constabulary stattgefunden hat, aber dieser Bereich endet an den Toren des Parks, und die Park Constabulary wäre mit einer so wichtigen Angelegenheit überfordert. Die C Division möchte den Fall gleichermaßen nicht übernehmen. Deswegen wurde alles an uns übergeben.«
Und Dunn übergab ihn nun an mich, buchstäblich, indem er mir einen Hefter mit Unterlagen hinschob.
»Hier sind Informationen über Benedict, seine Adresse et cetera, und eine Aussage von ihm, in der er bestätigt, dass der Leichnam seine Frau ist. Er war zu aufgewühlt, um mehr zu sagen. Sie finden außerdem den Bericht des Park Constable. Er legt Wert auf die Feststellung, dass die Leiche sicherlich früher entdeckt worden wäre, wäre nicht der schlimme Nebel am Samstagabend gewesen. Normalerweise wird der Park vor Anbruch der Nacht sehr gründlich kontrolliert, bevor sie die Tore verschließen.«
»Ich werde den Constable noch einmal befragen, genau wie die übrigen Personen, die am Tatort waren. Außerdem muss ich mit der Gesellschafterin sprechen, die mit Mrs. Benedict unterwegs gewesen ist, bis sie sich im Nebel verloren haben. Wie war noch gleich ihr Name?«
Ich blätterte suchend durch den Hefter, während ich redete, doch Dunn kam mir mit der Antwort zuvor.
»Sie heißt Marchwood«, sagte er. »Isabella Marchwood.«
»Ich bekomme Morris, hoffe ich doch?«, fragte ich.
Dunn nickte nur und winkte mit der Hand. Ich war entlassen.
»Üble Geschichte, das«, sagte Morris, als wir das Gebäude verließen. »Wie gehen wir vor, Sir?«
»Ich gehe ins St. Thomas Hospital und unterhalte mich auf ein Wort mit Carmichael,
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