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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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sofern er da ist. Und ich werfe einen Blick auf die Leiche. Sie begeben sich in der Zwischenzeit in die Little Vine Street, und falls Constable Wootton dort ist, gehen Sie mit ihm zum Park und machen den Park Constable ausfindig, der die Leiche gefunden hat. Ich komme nach.«
    »Hallo, Inspector Ross, was für ein Vergnügen, Sie wieder mal zu sehen.«
    Mit diesen Worten, kaum angemessen unter den gegebenen Umständen, wurde ich beim Betreten der Leichenhalle begrüßt. Sie wurden ausgesprochen von einem Individuum mit teigigem Gesicht und strähnigen Haaren, das eine Gummischürze umgebunden hatte. Es hatte die Ärmel hochgekrempelt und stand mit entblößt herabhängenden Unterarmen vor mir, während es mich aus Augen musterte, die so hellblau waren, dass sie fast aussahen, als hätten sie keine Iris.
    »Einen guten Tag auch, Scully«, erwiderte ich forsch in dem Bemühen, meine Antipathie gegen diesen Mann zu verbergen. Er war Carmichaels Assistent und Faktotum, und ich nehme an, er war unentbehrlich. Ich konnte nicht anders, ich wünschte mir – nicht zum ersten Mal –, dass Carmichael, für den ich den allergrößten Respekt hegte, sich einen anderen Mitarbeiter suchte. Doch wer war schon bereit, eine so grausige Arbeit zu verrichten und Carmichael zur Hand zu gehen, während er Leichen sezierte?
    »Sie sind hier, um unsere jüngste Tote in Augenschein zu nehmen, stimmt’s?«, fuhr Scully im gleichen Tonfall fort. »Wenn Sie mir bitte folgen würden?«
    »Ist Dr. Carmichael nicht im Haus?«
    Scully zögerte kurz auf dem Weg zu einer Tür auf der anderen Seite des Raums und drehte sich zu mir um. »Ich rechne in Bälde mit seinem Eintreffen, Inspector Ross.«
    »Hat er …?«
    »Wir haben noch nicht angefangen, Sir.«
    Gott sei Dank dafür. Ich wollte Allegra Benedict in Augenschein nehmen, solange sie noch in einem Stück war.
    Ich folgte Scully in den angrenzenden Raum. Als ich mich der Tür näherte, vernahm ich zu meiner Überraschung ein zischendes Geräusch, und ein durchdringender Geruch nach Karbol stieg mir in die Nase. Die Luft war bei meinem Eintreten gesättigt von Feuchtigkeit, und winzige Tropfen kondensierten auf mir. Es war, als wäre ich in einen Regenschauer gekommen. Doch ich befand mich nicht draußen, und der Ursprung des »Regens« war eine Vorrichtung, die in einem endlosen Strom feinste Tröpfchen über einem Tisch versprühte, auf dem die marmorweiße Leiche einer jungen Frau lag. Ihre Haut glänzte vor Nässe, und der teerartige Gestank wurde womöglich noch durchdringender. Ich wurde ebenfalls nass und würde am Abend, wenn ich nach Hause kam, mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls nach Karbol stinken.
    »Was um alles in der Welt ist das?«, fragte ich und deutete auf das sprühende Monstrum in der Ecke, während ich mit der anderen Hand mein Gesicht vor der Feuchtigkeit abzuschirmen versuchte.
    »Ich schalte es sogleich ab, Sir!«, beeilte sich Scully mit gegen das Fauchen und Zischen der Höllenmaschine erhobener Stimme zu rufen.
    Er drehte an einem Hahn, das Zischen endete, und Gott sei Dank auch die feuchte Dusche, bis auf ein paar wenige störrische Tropfen.
    »Die Maschine wurde eben erst installiert«, erklärte Scully stolz. »Sie verteilt einen Karbolnebel, wie Sie bemerkt haben, und sie soll das Risiko einer Infektion verringern. Wir haben sie zur Erprobung hier.«
    »Infektion? Diese arme Frau wird sich sicherlich keine Erkältung mehr einfangen«, entgegnete ich indigniert, während ich mir mit den Händen die Feuchtigkeit aus den Haaren strich.
    »Es schützt Dr. Carmichael und mich, Sir, nicht die armen Verstorbenen.«
    »Oh.« Ich konnte mir immer noch nicht ganz vorstellen, warum ein Fachmann von der alten Schule wie Carmichael mit so einem Apparat experimentierte oder welchen Nutzen er hatte. Glücklicherweise jedoch erschien Carmichael in diesem Moment, eine elegante Gestalt in schwarzem Frack mit einem seidenen Zylinder in der Hand.
    Er schüttelte mir herzlich die Hand. »Ich dachte mir schon, dass Sie oder einer Ihrer Kollegen herkommen würden, Inspector, deswegen habe ich mit dem Öffnen des Leichnams noch ein wenig gewartet.«
    »Scully hat mir verraten, dass Sie neuerdings eine Karbollösung versprühen?«, fragte ich.
    »Ich bin jedenfalls bereit, mich von der Wirksamkeit überzeugen zu lassen«, nickte Carmichael bedächtig in Richtung des stillen Apparats. »Wir dürfen unseren Verstand nicht vor dem Fortschritt verschließen, Inspector. Ich habe

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