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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Listers Aufsätze in The Lancet und anderen Fachzeitschriften gelesen; er hat die Substanz in seinem Operationssaal in Glasgow mit großem Erfolg eingesetzt. Also dachte ich mir, dass ich selbst einen Versuch unternehme. Sie werden sich sicher wundern, weil ich hier unten keine Operationen an lebenden Personen durchführe. Ich will es Ihnen trotzdem erklären.
    Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit als Student der Medizin, Ross. Ich hatte einen guten Freund und Kommilitonen mit Namen Robert Parkinson. Er war ein lustiger Kamerad, ein guter Gesellschafter und immer zu einem Streich aufgelegt, wie es für junge Burschen üblich ist, für Medizinstudenten vielleicht noch mehr als für alle anderen.
    Wir waren in einer pathologischen Vorlesung gewesen, und hinterher nähten Robert und ich den Leichnam wieder zu. Ich legte die von mir benutzte Nadel ordentlich weg, doch Robert steckte sie sich auf seine sorglose Art und Weise einfach ans Revers. Ein wenig später schrammte er mit der Hand bei irgendeiner Narretei über das Revers, und die scharfe Spitze riss einen großen Kratzer in seine Haut. Wir wussten natürlich alle sofort, was das bedeutete. Ich werde den entsetzten Gesichtsausdruck von Robert niemals vergessen. Wir alle verstummten schockiert. Alles nur Menschenmögliche wurde unternommen, um zu verhindern, dass sich die Wunde entzündete. Aber wenn man eine Leiche zugenäht hat, die bereits in Verwesung übergegangen ist … Robert starb innerhalb weniger Tage an einer Blutvergiftung.«
    Carmichael beendete seine schauerliche Geschichte mit einem Kopfschütteln. Mit Scullys Hilfe entledigte er sich seines schicken Fracks, und der Assistent hängte das Kleidungsstück in einen Schrank und brachte einen Laborkittel voll eingetrockneter Blutflecken und schlimmerer Dinge. Er half seinem Chef beim Anziehen.
    »Nun denn, Inspector«, sagte Carmichael forsch. »Genug der sentimentalen Erinnerungen. Werfen wir einen Blick auf die arme junge Verstorbene. Seien Sie vorsichtig, damit Sie nicht ausrutschen. Die Fliesen sind feucht.«
    Wir näherten uns der nackten Leiche auf dem Seziertisch. Ich hörte mich tief einatmen. Sie war wunderschön – oder besser, war es gewesen. Der Tod hatte jeglichen Gesichtsausdruck mitgenommen. Ihre Haut war fleckig und ihre Augen blutunterlaufen und stumpf, trotzdem konnte man immer noch sehr genau erkennen, wie atemberaubend sie im Leben ausgesehen hatte. Das feuchte Haar war lang und dicht und pechschwarz. Es war nach hinten gekämmt und rahmte ihren Kopf ein. Ihre offenen Lippen gaben den Blick auf vollkommene Zähne frei.
    »Wie alt?«, fragte ich leise.
    »Ihr Ehemann hat uns mitgeteilt, dass sie siebenundzwanzig war. Ist Ihnen der Hals aufgefallen, Inspector?«
    Carmichaels Tonfall klang gereizt. Ich nehme an, er dachte, ich würde gaffen. Ich beugte mich über den Leichnam und hörte mich zum zweiten Mal scharf einatmen.
    Sie war nicht durch manuelle Strangulation gestorben, nicht durch Erwürgen mit bloßen Händen. Sie war tatsächlich erdrosselt worden, mit einer Schnur. Kein Wunder, dass Dunn so entschieden geklungen hatte in Bezug auf die Todesursache. Die Schnur war noch da. Sie hatte sich in die Haut eingegraben.
    »Warum fällt sie nicht ab?«, fragte ich leise.
    »Ein Knoten, im Nacken.«
    »Können Sie die Schnur abnehmen, ohne den Knoten zu beschädigen?«
    »Scully!«, befahl Carmichael forsch. »Die Schere bitte!«
    Scully eilte mit der Schere herbei, und vorsichtig durchtrennte Carmichael die Schnur. Scully hob den Kopf der Toten umständlich an – noch immer war ein Rest von Leichenstarre vorhanden. Dann zog Carmichael die Schnur hervor und reichte sie mir. Ein blutiger Striemen blieb auf der Haut zurück. Die Schnur war dünn und von der Sorte, mit der man Fensterblenden zuzog. Zu diesem Zweck hat sie üblicherweise eine Quaste oder ein Griffstück aus Holz an einem Ende. Diese hier wies lediglich den Knoten in der Mitte auf.
    »Es ist ein doppelter Knoten«, sagte ich stirnrunzelnd.
    »Woraus ich schließen würde«, bemerkte Carmichael, »dass er ihr Überleben unter allen Umständen ausschließen wollte. Ich denke, er hat eine lockere Schlaufe geknotet, die Schlinge über den Kopf seines Opfers gestreift, zugezogen und dann, nachdem es ohnmächtig geworden war, einen zweiten Knoten gemacht, um ganz sicherzugehen. Vielleicht hat er Geschichten gehört von strangulierten Opfern, die wieder aufgewacht sind.«
    Es war nicht von der Hand zu weisen. Es hatte

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