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Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition)

Titel: Ein Mord von bessrer Qualität: Ein Fall für Lizzie Martin und Benjamin Ross (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Tubbs.«
    »Dann heißt du also Tubbs mit Nachnamen. Wo wohnst du, Charlie Tubbs?«
    »Nirgendwo«, antwortete der Knabe.
    »Und wo schläfst du nachts?«
    »Meistens in Hauseingängen.«
    Wahrscheinlich sagte er die Wahrheit.
    »Nun denn, Charlie Tubbs, wenn ich richtig informiert bin, kehrst du Fußgängern den Weg über die Straße frei, am Piccadilly.«
    »Zwischen dem Circus und der St. James Street, genau«, sagte der Junge mit einem Kopfnicken.
    »Ist es ein guter Platz zum Arbeiten?«
    »Jepp!«, sagte der Junge. »Es ist die Gegend, wo die Stenze und ihre Ladys einkaufen gehen. Sie wandern mit ihren polierten Stiefeln die Straße hoch und runter, und die Frauen in ihren Reifröcken mit dem glänzenden Stoff und den vielen Spitzen. Sie überqueren die Straße nicht so gerne, wegen all dem Dreck und dem Pferdemist und so. Also renne ich hin und biete ihnen an, den Weg für sie freizukehren, und sie sind sehr zufrieden darüber.«
    »Du warst letzten Samstagnachmittag dort?«
    »Ich bin immer dort«, antwortete der Junge.
    »Es war sehr neblig.«
    »Als wüsste ich das nicht selbst!«, erwiderte Charlie Tubbs mit tiefer Inbrunst. »Es waren überhaupt keine Leute unterwegs! Ich dachte schon, ich würde überhaupt kein Geld verdienen. Es war außerdem kalt und feucht. Ein heißes Stück Pastete wäre genau das Richtige gewesen. Es gibt einen kleinen Stand am Circus. Ich musste den ganzen Nachmittag an Pastete denken.«
    »Was geschah dann? Nachdem sich der Nebel herabgesenkt hatte und du in der Hoffnung auf einen Kunden die Straße rauf und runter gelaufen bist?«
    »Ich hörte Stimmen. Frauenstimmen. Sie klangen sehr vornehm, klangen sie. Also näherte ich mich dem Geräusch. Frauen überqueren die Straße ganz besonders ungern, wenn viel Verkehr herrscht wie in der Piccadilly. Man kommt kaum über die Straße, ohne in einen Pferdeapfel …«
    »Ja, Tubbs, schon gut! Konntest du hören, was die beiden Frauen geredet haben?«
    »Jepp«, sagte Tubbs und hielt dann inne, um mich erwartungsvoll anzusehen.
    »Sprich weiter, worauf wartest du?«, forderte ich ihn auf.
    »Was ist Ihnen die Information wert?«, wollte das unverschämte Kind wissen.
    »Eine Ohrfeige, falls ich zu dem Schluss gelange, dass du frech bist«, schnappte ich. »Oder ich befehle Constable Biddle, dich in eine Zelle zu sperren, bis du dich eines Besseren besinnst.«
    Tubbs war unbeeindruckt. »Ich könnte draußen in der Piccadilly kehren und Geld verdienen. Stattdessen sitze ich schon wer weiß wie lange rum und warte auf Sie.« Er wies mit dem Kopf in Richtung Vorzimmer.
    »Du hast zu essen bekommen. Los doch, Tubbs, rede! Was haben die Damen gesagt?«
    Tubbs kam irgendwie zu dem Schluss, dass es klüger wäre, die Information preiszugeben und später nach einer Belohnung zu fragen.
    »Eine der beiden sagte, dass es wirklich besser wäre, nach Hause zu fahren. Die andere sagte, sie sagte …« Tubbs atmete tief durch und fuhr mit ganz passabler Frauenstimme fort: »›Aber wir sind so nah!‹«
    »Wie klang ihre Stimme?«, fragte ich. »Nein, nein, bitte versuch nicht schon wieder, sie zu imitieren. Sag es einfach. Redete sie leise? Laut? Wie klang sie? Besorgt? Alarmiert?«
    »Sie sprach sehr leise. Ich konnte sie kaum verstehen«, antwortete Tubbs. »Außerdem redete sie ein wenig eigenartig. Ich schätze, sie kam nicht aus London. Ich kenne die meisten Londoner Dialekte. Sie war von außerhalb. Sie klang so ähnlich wie die alte Martini, die unten in der Old Bond Street einen Kaffeestand führt.«
    Gott segne alle Londoner Gassenjungen! Ihnen entging aber auch gar nichts. Eine der Frauen war zweifellos Allegra Benedict gewesen, die ihren italienischen Akzent nicht abgelegt hatte. Aber wir sind so nah! Nah woran? Benedicts Galerie?
    »Sprich weiter«, ermunterte ich Tubbs.
    »Die andere Frau«, fuhr Tubbs fort, »sie fing an zu stöhnen wegen des Nebels und wie hoffnungslos ihr Unterfangen doch sei. Doch die mit dem fremden Akzent bestand darauf, dass sie es schaffen könnten. ›Es ist so nah‹, wiederholte sie. ›Außerdem wartet er sicher.‹«
    Ich wäre fast aus dem Sessel gesprungen und hatte alle Mühe, meine Erregung vor Tubbs zu verbergen. Ich wollte ihn unter keinen Umständen ermuntern zu fantasieren.
    »Bist du sicher, dass sie das gesagt hat, Charlie Tubbs?«
    »Absolut sicher, Sir«, antwortete der Knabe. »Ich stand bereits ganz dicht neben den Frauen. Sie hatten mich noch nicht entdeckt. Der Nebel war wirklich

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