Ein Ort wie dieser
brüllte Louvier.
»Die von der Stadt unterstützt werden!«, brüllte Eloi.
Die Masken waren jetzt gefallen, und es standen sich zwei Männer gegenüber, die bereit waren, sich zu prügeln.
»Du nimmst deine Sachen und verschwindest auf der Stelle«, sagte Louvier mit geballten Fäusten.
»Du schmeißt mich so raus, ohne Verfehlung, ohne Motiv?«, gab Eloi zurück. »Weißt du, wessen Sohn ich bin?«
Das war etwas, dessen er sich nie brüstete, und er wurde rot, als er den Namen sagte: »Saint-André.«
»Von mir aus kannst du alle Heiligen zur Unterstützung anrufen«, höhnte Louvier. »Ich feuer dich, das ist alles.«
»Martial de Saint-André«, vervollständigte Eloi. »Erkundige dich, er ist Anwalt und in der Geschäftswelt bekannt. Ich zieh dich vor Gericht.«
Beim Reden knöpfte Eloi sein vorschriftsmäßiges rotes Hemd auf. Er warf es Louvier an den Kopf, dann öffnete er, noch immer vor seinem Chef, den Schlitz seiner Uniformhose. Louvier ergriff die Flucht. Es war eine magere Befriedigung für Eloi. Er wusste bereits, dass er seinen Vater nicht zu Hilfe rufen würde, dass er Louvier nicht vor Gericht ziehen würde und dass er seine einzige Einkommensquelle verloren hatte.
Kaum stand er auf der Straße, überkam ihn eine seltsame Müdigkeit, die Müdigkeit eines Kindes, das viel geweint hat und jetzt gerne den Kopf an eine geliebte Schulter lehnen und einschlafen würde. Seine Schritte führten ihn zur Louis-Guilloux-Grundschule. Er setzte sich auf einen der Steinpfosten, die verhinderten, dass Autos in der Nähe der Schule hielten. Es war halb fünf. Er wartete.
Die Tür ging auf, und die Klasse von Marie-Claude Acremant sprang heraus. Dann kamen die Erstklässler. Cécile war umringt von einem Schwarm von Kindern, die sie umarmen wollten.
»Bis morgen, liebe Lehrerin.«
»Bis morgen, Audrey.«
»Ich will ein Küsschen!«
»Ja, mein Tom.«
Das unbedeutende Mädchen vom 2 . September hatte auf diesem Bürgersteig jetzt das Aussehen einer Fee inmitten ihres kleinen Hofstaates. Leon, der von Melanie Muller befreit war, stürzte sich auf sie, nahm ihre Hand und führte sie in einer würdevollen Bewegung an die Lippen. Wie versteinert saß Eloi auf seinem Pfosten und sah zu. Cécile bemerkte ihn nicht, und er tat nichts, um gesehen zu werden. Er war zwar gekommen, um sie ein bisschen zu quälen, aber er ließ sie gehen, mit diesem kleinen Jungen, der an ihrem Arm hing. Eifersüchtig. Eifersüchtig auf Leon.
Am nächsten Tag ging er nicht zum Tchip Burger. Etwas in ihm gab den Kampf auf. Der Vogel auf der äußersten Spitze des Zweiges hatte plötzlich schwere Flügel. Er verbrachte zwei Tage damit, zu würfeln und dem Würfel Fragen zu stellen. Soll ich etwas essen? Eins heißt ja, sechs heißt nein. Soll ich mich waschen? Soll ich rausgehen? Und – Gipfel des Absurden – soll ich pinkeln? Gerade noch rechtzeitig zeigte der Würfel die Eins.
Er dachte an Cécile auf dem Bürgersteig, an Cécile, als er sie in die Arme genommen hatte. Liebe ich sie? Eins, antwortete der Würfel endlich, und er lächelte – er, Eloi de Saint-André. Denn schließlich war das sein Name, sein ganzer, vollständiger Name.
Bilder aus seiner frühen Vergangenheit stiegen in ihm auf. Er hatte eine kleine Katze bekommen. Ja, man hatte ihm ein Kätzchen mit schwarzen Pfoten und weißer Brust geschenkt. Zu der Zeit musste er drei Jahre alt gewesen sein. Seine Mutter hatte ihm unaufhörlich eingeschärft, gut darauf aufzupassen, sanft mit der Miezekatze umzugehen. Sie hatte ihn sogar ausgeschimpft, weil er brutal zu dem kleinen Tier war.
»Mach ich sie etwa tot?«
Der Satz war bei den Saint-Andrés berühmt geblieben, genau wie die Bewegung von Eloi, der seine kleine Gabel schwenkte. Eifersüchtig. Eifersüchtig auf die Katze.
Je näher Eloi der Wahrheit kam, umso müder fühlte er sich. Würde er am Donnerstag ein weiteres Mal die AWG in den Kampf führen? Wie gewöhnlich waren die Anti-Werbe-Kämpfer unten in der Rue Paul-Bert verabredet, und der junge Gil hatte versprochen, dazuzukommen. Aber war das ein nützlicher Kampf? War er, er selbst, nützlich? Er nahm seinen Würfel. Ziehe ich am Donnerstagabend mit der AWG los? Gleich beim ersten Mal zeigte der Würfel die Eins. Ein Schicksalsschlag. Eloi hatte ein sehr, sehr schlechtes Vorgefühl. Er hätte nicht sagen können, was er fürchtete oder warum.
Am Dienstagmittag traf Cécile sich mit ihrem Bruder im Tchip Burger. Es war ihre einzige Pause in
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