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Ein Ort zum sterben

Ein Ort zum sterben

Titel: Ein Ort zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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aber auch nachdenklich gemacht. Warum war er an ihn gerichtet, warum nicht an Rabbi Kaplan oder jemanden, den Louis schon länger kannte?
    »Kathy ist ein Sonderfall«, hatte Louis gesagt. »Und du bist Spezialist für Sonderfälle.«
    Der Rabbi oder ein Pfarrer wären dieser jungen Frau, die Louis in seinem Brief als eine amoralische Wilde bezeichnet hatte, wohl auch kaum gewachsen gewesen.
    Als meine Helen vor ein paar Jahren starb, hätte Kathy am liebsten die ganze Menschheit ermordet. Nur mit Mühe konnte ich sie davon überzeugen, daß es nicht in Ordnung wäre, den Chirurgen abzustechen, der Helen nicht hatte helfen können. Wenn ich tot bin, wird Commissioner Beale sie zunächst beurlauben. Mach ihr klar, daß das bei der Polizei so üblich ist und daß es mir nicht recht wäre, wenn man Beale an den Eiern aufgehängt in irgendeinem Durchgang fände.
    Sie hatte das mit dem Zwangsurlaub bereitwillig geschluckt, hatte in dieser Sache widerspruchslos seinen Rat angenommen. Warum hatte ihn das nicht mißtrauisch gemacht? Wahrscheinlich, weil er ein Trottel war.
    Und was war ihm noch alles entgangen? Es hatte wenig Sinn, ihr direkte Fragen zu stellen. Für Mallory war er wohl wirklich so was wie ein Freund. Ein Freund, den man gelegentlich ins Vertrauen zieht – allerdings mit Vorbehalten. Er würde sich damit begnügen müssen, Schadensbegrenzung zu betreiben.
    Charles Butler ließ seinen Blick noch einmal durch den schönen, harmonischen Raum gleiten. Beiden war klar, daß er sie brauchte, auch wenn das umgekehrt nicht der Fall war. Mallory brauchte weder ihn noch sonst einen Menschen auf der Welt. Kathleen Mallory als Teilhaberin – das würde ihn schlaflose Nächte kosten. Wenn er nur daran dachte, was sie mit den Computern wildfremder Leute anstellte, ohne deren Wissen und Billigung …
    Ihr besonderes Talent wäre vor dem Computerzeitalter keinen Pfifferling wert gewesen. Erstaunlich, dieser Weitblick des genetischen Entwurfs, dachte er. Jede Begegnung mit einem Menschen, der ein angeborenes Talent besaß, war für Charles wie ein Fenster, durch das er einen Blick in die Zukunft der ganzen Menschheit tun konnte. Was er durch das Fenster sah, das Kathleen Mallory ihm geöffnet hatte, war aber doch sehr beängstigend. Eine Teilhaberschaft mit ihr wollte sorgfältig bedacht sein. So sorgfältig wie der Gang über ein Minenfeld oder der Absprung aus einem völlig intakten Flugzeug. Louis Markowitz hätte ihn in dieser Auffassung zweifellos bestärkt. Im Geiste sah er ihn die Augen verdrehen und bedenklich den Kopf wiegen. »Nicht sehr empfehlenswert, Charles«, hörte er ihn ironisch sagen. »Laß lieber die Finger davon, mein Freund.«
    »Abgemacht, Kathleen. Willkommen in der Firma.« Er streckte ihr die Hand hin, und Kathleen schlug ein.
    »Jetzt, wo wir Partner sind, kannst du ebenso gut Mallory zu mir sagen.«
    »Damit du mich Butler nennen kannst? Nein, besten Dank, dazu kennen wir uns zu gut. Es käme mir unnatürlich vor.«
    »Na gut, dann eben Charles. Wenn die Sachen kommen, brauchst du den Empfang nur zu quittieren.« Sie reichte ihm eine Visitenkarte. »Hier, ein Muster. Gefällt es dir?«
    Von wegen Muster … Ausgesucht gutes Papier, zweifarbiger Druck. Sie mußte die Bestellung vor mindestens zwei Wochen, vielleicht schon am Tag der Beerdigung aufgegeben haben.
    »Kathleen …«
    »Mallory.«
    »Pardon. Ich bin da über eine Formulierung ins Grübeln gekommen. Diskrete Ermittlungen. Das klingt ganz nach Privatdetektiv.«
    »Was gefällt dir daran nicht, Charles?«
    »Wir sind eine Consulting-Firma.«
    »Und was macht ein Consultant, Charles?«
    »Wenn ein Kunde mit einem Problem zu mir kommt, prüfe ich den Fall und biete ihm eine Lösung an.«
    Sie hauchte ihm einen Kuß auf den Scheitel und ging zur Tür, als sei damit alles gesagt. Aber so einfach war es natürlich nicht, denn Charles Butlers Spezialgebiet war die Suche nach praktischen Anwendungsgebieten für neue Intelligenzformen und ausgefallene Talente. Die Kleinigkeit, daß ihr Name vor dem seinen stand – Mallory and Butler, Ltd. – war ihr wohl gar nicht erst der Erwähnung wert.
    »Moment noch!« rief er, als sie schon an der Tür war. »Brauche ich nicht eine Zulassung für so was?«
    »Hast du schon.«
    »Wie–« Dumme Frage! Natürlich hatte sie das in einer Nacht- und Nebelaktion über den zuständigen Computer erledigt. Der Rechner führte ihn jetzt, ob er wollte oder nicht, als ordnungsgemäß zugelassenen Privatdetektiv,

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