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Ein Ort zum sterben

Ein Ort zum sterben

Titel: Ein Ort zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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und machte ein ziemlich unglückliches Gesicht. »Was treibst du eigentlich ständig am Gramercy Square?«
    Die großen grünen Killeraugen wurden noch größer, die dichten Wimpern senkten sich verführerisch, und als sie die Lider wieder hob, wirkte das wie ein Striptease, eine Verlockung, vor der ihn nur das Wissen schützte, daß sie fünfundzwanzig und eine Schönheit war und für ihn, den Neununddreißigjährigen, unmöglich mehr als platonisches Interesse haben konnte. Seine Logik war erbarmungslos – auch wenn sie sich gegen die eigene Person richtete.
    Als sie mit der Verführungsmasche nicht weiterkam, vertiefte sie sich in die Betrachtung ihrer roten Fingernägel.
    »Komm, sag was!«
    »Ich observiere da eine Sache … in einem ähnlich gelagerten Fall.«
    »Kathleen!« Der Verdacht, dies könne eigentlich nur eine faustdicke Lüge sein, klang nur ganz diskret an.
    »Mallory! Am Gramercy Square wird irgendein Schwindel großen Stils betrieben«, erklärte sie mit einem treuherzigen Augenaufschlag, von dem Charles sich keine Sekunde lang täuschen ließ. »Ich habe das Medium nach der Beschreibung auf einem Fahndungsblatt erkannt.«
    »Und es hat nichts mit dem Mord an Louis zu tun«, sagte Charles. Und hätte ebenso gut sagen können: »Heute war zweimal Sonnenaufgang.«
    »Nein.«
    »Ich mache mir Sorgen um dich. Du würdest es mir doch sagen, wenn du in diese Sache verwickelt wärst, nicht?«
    »Ja, sicher, warum denn nicht?«
    Warum denn nicht? Sie hatte ihn wirklich gern. Auf eine Lüge mehr oder weniger kam es ihr nicht an, wenn sie ihn damit glücklich machen konnte.
    »Du interessierst dich also nur für das Medium.« Und ich, Charles Butler, bin die Maikönigin.
    »Die Frau hat was mit Computerbetrug zu tun. Nicht, daß sie selber Programme schreiben könnte, aber sie kennt sich mit elektronischen Informationsdiensten aus. Genau wie die Alte in 3B.«
    »Moment mal …«
    «Edith Candle arbeitet nach der gleichen Masche. Über ihren Computer läßt sie sich Zeitungsausschnitte und Informationen von Gott weiß wo kommen, Kreditauskünfte undundund …«
    »Bitte laß meine Mieter und ihre Privatsphäre in Ruhe. Daß Edith Candle sich von elektronischen Netzen Auskünfte liefern läßt, ist doch nichts Anrüchiges.«
    »Bewahre …«
    »Sie hat seit dem Tod ihres Mannes vor über dreißig Jahren das Haus nicht mehr verlassen –«
    »Von mir aus kann sie so wunderlich sein, wie sie will – ich sage ja nur, daß sie nach der gleichen Masche arbeitet wie Mrs. Pickerings Medium.«
    »Edith lebt sehr zurückgezogen, aber sie ist nicht weltfremd. Über die Informationsdienste hält sie sich auf dem laufenden. Vermutlich könnte sie uns über das, was draußen vorgeht, mehr erzählen als andere Leute, die sich für wer weiß wie umtriebig halten. Und wer ein Mietshaus hat, braucht eben hin und wieder auch eine Kreditauskunft. Es ist alles ganz harmlos.«
    »Sie hat aber gar kein Mietshaus mehr, das hast seit einem Jahr du, Charles. Und sie ist trotzdem nach wie vor auf ihre Wirtschaftsdienste abonniert. Und wieso verkriecht sich eine Multimillionärin hier in Soho?«
    »Edith besitzt ein ganz hübsches Vermögen, aber von Multimillionen kann keine Rede sein. Für das Haus hat sie knapp eine Viertelmillion bekommen. Es mußte ein paar Jahre refinanziert werden … Verzeih, ich hatte ganz vergessen, mit wem ich rede, wahrscheinlich kannst du mir auf den Cent genau die Höhe der Hypothek sagen.«
    »Charles, die Frau schwimmt in Geld. Sie ist eine leidenschaftliche Spekulantin. Wußtest du, daß es bei der Börsenaufsichtsbehörde einen Vorgang über sie gibt?«
    »Was? Nein, laß, ich will es gar nicht wissen.«
    »Insidergeschäfte. Ich habe die Unterlagen.«
    »Ja, wenn du es schwarz auf weiß gesehen hast, muß es wohl stimmen.« Er hob Hände und Augen gen Himmel. Seine Ironie war so versteckt, daß Mallory manchmal sehr genau hinhören mußte. Er holte die Brieftasche heraus und legte seinen Führerschein vor sie hin.
    »Vielleicht kann ich damit deinen Glauben an die Allmacht des Schriftlichen ein bißchen erschüttern. Hier steht, daß ich am sechsundzwanzigsten geboren bin. Auf der Geburtsurkunde steht dasselbe. Der Arzt war nach einer sechzehnstündigen schwierigen Entbindung so fertig, daß er das falsche Datum eingesetzt hat.«
    »Die Börsenaufsicht hat ganz offiziell gegen Edith Candle ermittelt, sie ist sogar zu einem Gespräch gebeten worden …«
    »Ich will nichts mehr davon

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