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Ein Ort zum sterben

Ein Ort zum sterben

Titel: Ein Ort zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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auch allein nachgehen, aber ohne Anhaltspunkte ist das verdammt schwierig. Ich hab mich mal ein bißchen in seinem Haus in Brooklyn umgesehen. Bei den Kreditkartenabschnitten und im Scheckbuch hab ich nichts gefunden, aber mit den anderen Sachen bin ich noch lange nicht durch. Sein Arbeitszimmer ist genauso chaotisch wie sein Büro, da übersieht man leicht was. Vielleicht könntest du es mal versuchen? Das Haus ist noch versiegelt, aber das ist ja kein Problem.«
    »Wird gemacht. Sobald ich ein bißchen Luft habe.«
    Als sie auflegte, stand auf dem Schirm des ersten Computers immer noch die Datei mit den Auskünften über die alte Dame in 3B. Die Informationen, die sie von Charles über Edith Candle bekommen hatte, waren mehr als dürftig. Zu ihrem Leidwesen hatte sie ihm die lobenswerte, aber in ihren Augen reichlich übertriebene Achtung vor der Privatsphäre seiner Mitmenschen bisher noch nicht abgewöhnen können.
    Mallory blickte zur Decke hoch. Sie spürte, daß dort jemand war, noch ehe sie das Scharren von Stuhlbeinen auf den Dielenbrettern hörte. Ein rotes Licht am dritten Terminal meldete ihr, daß Edith Candle ihren Computer angestellt hatte, mit dem sie über Modem eine sekundenschnelle Rundreise von New York zur Börse in Tokio und wieder zurück unternehmen konnte.
    Mallory nahm ihren Prüfhörer zur Hand, wählte die den Telefongesellschaften vorbehaltene Testnummer für Wartungsarbeiten an, rollte ihren Sessel zum dritten Terminal und kletterte über die Telefonleitung, die zu Edith Candles Modem führte, geradewegs in Ediths Rechner hinein. Heute aber fragte die alte Dame keine Aktienkurse ab, sondern ließ sich von einem kleinen, unbekannten Wirtschaftsdienst eine Kreditauskunft über einen oder eine gewisse J. S. Rathbone geben. Vielleicht eine künftige Klientin? Mallory sah wieder auf den dritten Monitor und verfolgte, wie der Wirtschaftsdienst Edith Candles Schirm mit Rathbones Aktienportfolio beschickte.
    Bei keiner der aufgeführten Firmen hatte es bisher eine Fusion oder feindliche Übernahme gegeben. Auffällig allerdings war, daß Edith Candle häufig ihre Wertpapiere kurz vor verheerenden Kursstürzen – in einem Fall unmittelbar vor dem Rückruf eines Produkts wegen technischer Mängel – günstig hatte abstoßen können. Auch hatte sie sich in vielen Fällen vor dem unerwarteten Boom eines Wertpapiers mit einem größeren Aktienpaket der betreffenden Firma eingedeckt. Bei einer dieser Transaktionen hatten sich die Kurse verdoppelt. Da das nicht nur hin und wieder, sondern Dutzende von Malen vorgekommen war, mußte sie entweder eine Weltklasse-Hellseherin oder aber eine gewiefte Kennerin der Insiderszene sein. Konkret nachzuweisen allerdings war ihr nichts. Ihre Meisterleistung war der enorme Gewinn gewesen, den sie bei der Fusion von Pearl Whitmans Firma erzielt hatte.
    Mallory schaltete den zweiten Computer ein und landete mit einem Tastendruck in der Datenbank der amerikanischen Börsenaufsicht, der Securities and Exchange Commission in Washington, D. C. An den dort bekannten Börsenbewegungen aus jüngster Zeit schien Edith sich nicht beteiligt zu haben, aber bei der Todd &C Remmy-Fusion vor vier Jahren war sie groß eingestiegen. Dieses Geschäft war noch nicht verjährt. Nach der Whitman-Chemical-Fusion Anfang der achtziger Jahre aber hatte die Börsenaufsicht anscheinend das Interesse an Edith Candle verloren. Vielleicht fürchtete man, sie würde sich bei peinlichen Fragen einfach mit ihren hellseherischen Fähigkeiten herausreden.
    Als Mallory die Liste der Begünstigten aus der Todd & Remmy-Fusion überflog, fand sie einen bekannten Namen vom Gramercy Square, nämlich den von Estelle Gaynor, sowie eine Fußnote, die auf eine frühere Ermittlung verwies. Mit fünf Tastenbewegungen kopierte sie die Information auf eine Diskette und ließ sich von Edith Candles Wirtschaftsdienst eine Kreditauskunft über sie geben.
    Die alte Dame war dort offenbar schon lange Kundin, und wer in einem Informationsdienst die Angel auswirft, wird automatisch selbst zu einem Fisch, nach dem geangelt werden kann. Mallory war dieser Gefahr dadurch aus dem Weg gegangen, daß sie sich überall ungefragt und kostenlos bediente. So vorausschauend war Edith Candle nicht gewesen. Außer ihren Aktienbewegungen aber gab die Auskunft nicht viel her. Rasch baute Mallory die Information in die Datei ein, die den Vorgang der Staatsanwaltschaft über den Untersuchungsbericht der Börsenaufsicht enthielt, eben

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