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Ein Ort zum sterben

Ein Ort zum sterben

Titel: Ein Ort zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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»Sie haben Russisches Roulette gespielt.«
    Coffey nickte, aber überzeugt war er nicht. So was war kein Zeitvertreib für ältere Damen – jedenfalls nicht für die, die er kannte. Nein, irgendwas hatte ihnen Angst gemacht, so daß sie sich nicht getraut hatten, zur Polizei zu gehen. Er würde schon noch dahinterkommen, was es war.
    »Ich habe Polizeischutz für alle angeordnet.« Um sie ohne störende Anwälte vernehmen zu können.
    »Das wird ja immer spannender«, sagte Charles. »Wie oft habt ihr denn so viele Verdächtige auf einen Haufen?«
    Coffey lächelte. »Gewöhnlich fangen wir mit der Gesamtbevölkerung von Manhattan an und engen den Kreis nach und nach ein. Im Augenblick haben wir uns auf Redwing eingeschossen.«
    »Und Henry Cathery?«
    »Den haben wir gründlich überprüft.«
    »Weshalb habt ihr euch eigentlich nicht näher mit ihm befaßt, wenn das FBI-Profil so gut auf ihn paßte?«
    »Ich bin mehr für Geldmotive«, sagte Mallory.
    »Ich auch«, bestätigte Coffey. »Diese alten Weiber schwammen geradezu in Blue Chips. Henry Cathery allerdings auch. Er hat mehr Kohle als seine tote Großmutter.«
    »Aber bei einem Serienkiller muß man auch seelische Störungen, eine pathologische Komponente ins Kalkül ziehen.«
    »Wenn das FBI in New York säße«, sagte Coffey, »hätten die ganz andere Persönlichkeitsdiagramme. New York City ist ein Land für sich.«
    »Coffey hat recht«, sagte Mallory. »Unser letzter Kannibale zum Beispiel war im Grunde gar keiner.«
    »Eben«, bestätigte Coffey. »Mit dem Menschenfresser von Minnesota überhaupt nicht zu vergleichen. Er hat mehr zufällig gekillt, und dann wußte er nicht, wohin mit der Leiche.«
    »Den Kopf kriegt man immer am schwersten los«, ergänzte Mallory. »Als wir einen angeknabberten Kopf fanden, hat das FBI uns mit diesem Psychopathenprofil ganz schön gelinkt.«
    »Kein Wort davon, daß wir nach einem Bankkassierer und früheren Pfadfinder hätten suchen müssen«, sagte Coffey. »Nach einem Typ, der keine unglückliche Kindheit hatte und nie von seinen Eltern mißhandelt worden ist, dessen Chromosomen total in Ordnung waren.«
    Charles setzte ohne viel Hoffnung noch einmal an. »Pure Habgier also? Von allen vier Morden hätte niemand profitiert. Glaubt ihr wirklich, ein normaler Mensch würde vier Frauen umbringen, wenn es ihm in Wirklichkeit nur um eine einzige ging? Würde eine Jury das schlucken?«
    »Eine mit New Yorker Geschworenen schon«, sagte Coffey.
    Mallory nickte bekräftigend.
    »Aber findet ihr nicht, daß der Vierwochenabstand sehr gut zu einem pathologischen Täter passen würde?« Charles sah erst Coffey und dann Mallory an. »Nein? Na schön, aber selbst nach eurer Theorie ist noch alles offen. Margot Siddon hat für den Zeitpunkt des Mordes an ihrer Cousine als Alibi ein Theater voller Typen, die sich nicht mal darüber einigen können, welches Jahr wir haben, von präzisen Zeitangaben ganz zu schweigen. Für den Mord an Mrs. Gaynor und Mrs. Cathery kann sie überhaupt kein Alibi vorweisen, für den an Pearl Whitman hat Cathery ihr eins geliefert. Durch Miss Whitmans Tod aber ist er selber in Beweisnot gekommen. Über das Medium können wir noch nicht viel sagen, und Gaynor –«
    »Gaynor könnte auch ohne das Alibi, das er dank Mallory hat, vermutlich ganz genau belegen, wann er wo war. Der Hochschulbetrieb mit seinen festen Stundenplänen, dem Leben nach der Uhr liefert ideale Alibis. Wir müssen noch überprüfen, wer bei ihm in der Sprechstunde war, aber ich glaube kaum, daß wir in seinem Tagesablauf irgendwelche Lücken finden werden.«
    »Hatte nicht auch Henry Cathery eine Zeugin für die bewußte Zeit? Wie zuverlässig war Pearl Whitman?«
    »Hey, was wollen Sie damit andeuten? Doch nicht etwa, daß Mallory unzuverlässig ist?« Nein, das hatte Charles gewiß nicht andeuten wollen. Coffey spürte, wie Kathy sich versteifte.
    »Bewahre!« beteuerte Charles, dem sein Leben lieb war. »Aber Gaynor scheidet schon wegen des Zeitfaktors aus. Wenn allerdings die Frauen nicht dort gestorben sind, wo sie gefunden wurden, hat überhaupt niemand ein Alibi, dann kann es jeder von ihnen gewesen sein.«
    »Gratuliere«, sagte Coffey ohne Ironie. Er mochte Charles.
    »Aber wir müssen uns an das halten, was wir am Tatort gefunden haben. Der Gerichtspathologe schätzt den mutmaßlichen Blutverlust aufgrund der Größe, des Gewichts und der Verletzungen des Opfers. Tritt der Tod rasch ein, fließt weniger Blut. Dann stellt

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