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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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dachte Eley, sah kontrollierte Einsamkeit aus.
    Er trat ganz in den Raum. »Soudani ist also auf Einkaufstour.«
    Zu Geuyn schlüpfte ins Jackett und knöpfte es zu. Sein Blick lag fragend auf Eley, der fieberhaft versuchte, aus einem Gefühl einen Gedanken zu machen. Dem Gefühl, dass es irgendwie auch um Soudani ging, dass Soudani eine Spur war.
    »Kauft deutsche Panzer, Sturmgewehre, Fregatten, Geländewagen, Grenzelektronik.«
    »Nicht die schlechteste Idee aus algerischer Sicht.«
    »Hat er auch woanders eingekauft?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber?«
    »Nichts aber, Herr Eley. Stochern wir im Nebel?«
    »Ein bisschen, ja.«
    Zu Geuyn nickte freundlich.
    Im selben Moment setzte der Hagel ein. Eiskörner knallten auf das Hausdach, gegen die Fenster, auf den Boden des Innenhofs. Eley sah sie vom Beton abprallen, nach oben springen, kleine, boshafte Querschläger. »Wird wohl nichts mit der Terrasse.«
    Zu Geuyn lachte. »Nein.« Er zog den Mantel an, griff nach Aktentasche und Regenschirm. Sie traten in den Flur und gingen nebeneinander zur Treppe.
    »Hat Soudani alles bekommen, was er von uns wollte?«
    »Fast alles.«
    »Was nicht?«
    »Die RPB 110 von Elbe Defence, eintausend Stück.«
    »Erwarten Sie nicht, dass ich rate«, sagte Eley.
    »Reaktive Panzerbüchsen. Eine Art Panzerfaust.«
    »Und warum hat er sie nicht bekommen?«
    »Lieferengpass.«
    Eley blieb an der Treppe stehen. Zu Geuyn stieg ein paar Stufen hinunter, wandte sich um.
    »Wofür braucht Soudani Panzerfäuste, Oberst?«
    »Für den Krieg gegen den Terror, vermute ich.« Die RPB 110 von Elbe Defence sei keine Panzerfaust im eigentlichen Sinne, sondern speziell für den Einsatz gegen teilgepanzerte Autos, Pick-ups und Ähnliches entwickelt worden, also Fahrzeuge, wie sie auch die Terrorgruppen in Sahara und Sahel bevorzugten. Sie sei kleiner und leichter als eine herkömmliche Panzerfaust, habe eine geringere Durchschlagskraft und nur eine Reichweite von etwa einhundertfünfzig Metern.
    »Und woher bekommt er die Dinger jetzt?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.« Bedauernd runzelte zu Geuyn die Stirn, deutete nach unten. Er musste los.
    »Helfen Sie mir, Oberst. Wen kann ich fragen?«
    Zu Geuyn seufzte, kam wieder ein paar Schritte nach oben. »Vor zwei Jahren bin ich in Darfur einem Kleinwaffenexperten der UN begegnet, Lyon Rigal …«
    »Darfur im Sudan?«
    »Er ist zurzeit in Algier.« Zu Geuyn schmunzelte.
    Eley mochte dieses Schmunzeln, es kam ihm zufrieden und zugleich verschworen vor. Ein Mann, der mit sich im Reinen war und eingeweiht, ließ ihn für ein paar Momente in seine Welt der Militärgeheimnisse hinein. »Ist er Algerier?«
    »Franzose.«
    »Damals in Darfur also«, sagte Eley.
    »Rigal war in einem Panel of Experts, hat Waffen- und Munitionsfundorte analysiert. Die Chinesen haben mittlerweile dafür gesorgt, dass er ausgetauscht wurde, sein letzter Bericht hat ihnen nicht geschmeckt. Er und seine Leute haben in Darfur chinesische Patronen gefunden, die bei Schießereien mit afrikanischen Blauhelmen verwendet wurden.« Zu Geuyn machte zwei weitere Schritte in Eleys Richtung, stand jetzt unmittelbar unter ihm. »Das Problem war, die Chinesen durften an die Regierung in Khartoum liefern, nicht jedoch nach Darfur.« Rigal habe nie behauptet, Beijing habe das Darfur-Embargo gebrochen. Trotzdem habe sein Bericht für größere diplomatische Verwerfungen innerhalb der UN gesorgt.
    »Und dann hat man ihn fallen gelassen«, sagte Eley.
    »Die Chinesen hätten die Arbeit des Panels sonst blockiert.«
    »Verfluchte Diplomatie.«
    Zu Geuyn lächelte schmal. »Sie ähneln ihm ein bisschen, Eley. Sie haben beide das Gute im Blick und verlieren das Maß aus den Augen.«
    »Das Maß? Was hat Rigal noch angestellt?«
    »Bei einer Sitzung haben die chinesischen Diplomaten ihm vorgeworfen, sein Bericht enthalte keine aussagekräftigen Beweise. Rigal sagte: Sie wollen Beweise? Hier sind Beweise. Er zog ein paar Exemplare besagter Munition aus der Tasche und warf sie auf den Tisch. Die Chinesen waren sehr gekränkt, heißt es.«
    Eley lachte. »Er gefällt mir, Ihr Freund aus Darfur.«
    »Trinkgenosse, nicht Freund.«
    »Kennt er sich mit Panzerfäusten aus?«
    »Allerdings. Und mit General Soudani.«
    Eley war in sein Büro zurückgekehrt, das im Zentrum des Unwetters zu liegen schien. Minutenlang übertönte das Trommelfeuer des Hagels alle anderen Geräusche, beinahe auch das dezente Klingeln des Telefons.
    Wieder Landrich.
    Simon und

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