Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
bellte Pendock. »Der besteht in Dinah Lambourn, der Angeklagten! Wollen Sie mir etwa sagen, dass sie auch ihren Mann ermordet hat? Damit dürfte der Verteidigung wohl kaum gedient sein.«
Coniston verbarg nicht ganz sein Grinsen.
Die Geschworenen blickten vollkommen verwirrt drein.
»Ich halte es für wahrscheinlich, dass der Täter derselbe ist«, konterte Runcorn. »Zumindest besteht diese Möglichkeit, und es wäre unverantwortlich, sie nicht zu untersuchen. Bei der Vernehmung von Marianne Lambourn konnte ich mich davon überzeugen, dass Dinah Lambourn es nicht gewesen sein kann. Marianne konnte in der fraglichen Nacht wegen eines Alptraums nicht einschlafen und hörte ihren Vater das Haus verlassen. Ihre Mutter ging nicht hinaus.«
Rathbone war verblüfft. War sich Runcorn seiner Sache wirklich sicher? Würde Coniston das Mädchen nach seiner Aussage nicht nach allen Regeln der Kunst niedermachen und jedem im Saal zeigen, dass sie keineswegs ausschließen konnte, nicht doch eingeschlafen zu sein, und dass ihre Aussage darum nichts wert war?
Aber selbst wenn es so kam, würde er wenigstens einen halben Tag gewinnen! Was war mit Monk? Hatte er irgendwelche neuen Erkenntnisse? Wusste Runcorn mehr?
Coniston starrte Rathbone an, eifrig darum bemüht, in seinem Gesicht zu lesen.
»Sir Oliver!«, sagte Pendock drohend. »Waren Sie sich dieser Details bewusst? Wenn Sie irgendwelche …«
Rathbone überlegte fieberhaft. »Nein, Mylord«, versicherte er ihm hastig. »Ich hatte seit letztem Freitag keine Gelegenheit, mit Superintendent Runcorn zu sprechen.«
Pendock blickte Runcorn an.
»Ich habe das erst gestern erfahren, Mylord«, erklärte dieser mit plötzlicher Ehrerbietung. »Ich hatte Anlass zur neuerlichen Untersuchung von Dr. Lambourns Tod, da gewisse Fakten bezüglich seiner Forschungsarbeit über den Verkauf von Opium ans Licht gekommen sind. Dabei geht es um den Handel in England, aber auch um allgemeine Aspekte, insbesondere eine neue Methode, Opium über eine Hohlnadel direkt in die Vene zu spritzen, was die Suchtgefahr um ein Vielfaches erhöht.«
Pendock packte seinen Hammer und drosch ihn wütend auf das Pult. »Das ist ein Prozess gegen Dinah Lambourn wegen der Ermordung von Zenia Gadney!«, donnerte er. »Ich dulde nicht, dass er in einen politischen Zirkus verwandelt wird, nur um die Geschworenen vom anstehenden Sachverhalt abzulenken. Und noch viel weniger werde ich Versuche zulassen, über die Segnungen oder Kehrseiten des Verkaufs oder der Verwendung von Opium zu debattieren!« Er fuhr zu Rathbone herum. »Beweise, Sir Oliver, keine Spekulationen! Und vor allem gibt es bei mir keinen Skandal wegen übler Nachrede! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Vollkommen, Mylord«, antwortete Rathbone mit dem größtmöglichen Anschein von Unterwürfigkeit, zu dem er in der Lage war. »Dieser Ort ist vor allen anderen derjenige, wo niemand Beschuldigungen vorbringen sollte, die er nicht erhärten kann.« So gut er konnte, ließ er sich keine Regung anmerken, doch als sich Pendocks Wangen puterrot verfärbten, wusste er, dass ihm das nicht wirklich gelungen war.
Coniston nieste oder bekam vielleicht sogar einen Hustenanfall. Er nuschelte eine Entschuldigung.
Rathbone wandte sich wieder an Runcorn. »Bitte seien Sie vorsichtig, Superintendent«, mahnte er ihn. »Haben die Fakten, die Sie aufgedeckt haben, einen direkten Bezug zu dem Mord an Zenia Gadney oder der Tatsache, dass dieses Verbrechen Dinah Lambourn zur Last gelegt wird?«
Runcorn überlegte kurz.
Rathbone konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er erwog, wie viel genau er sagen wollte.
»Superintendent?« Rathbone spürte, dass er die Initiative ergreifen musste, bevor Coniston wieder aufsprang.
»Ja, Sir, das glaube ich«, antwortete Runcorn. »Wenn Dr. Lambourn und Zenia Gadney von derselben Person getötet wurden und die Angeklagte das nicht gewesen sein kann, dann war das zwangsläufig jemand anders, und wir müssen ihn überführen. Die Polizei sieht es als immer wahrscheinlicher an, dass es sich um jemanden handelt, über den Dr. Lambourn im Laufe seiner Untersuchung über Opium etwas Bestimmtes erfuhr – jemanden, der ungeheure Profite einstrich, indem er Menschen süchtig machte. Zunächst brachte er sie dazu, es sich bei schmerzhaften Verletzungen wie Knochenbrüchen und Ähnlichem direkt ins Blut zu spritzen, und als sie davon abhängig waren und nicht mehr ohne Opium leben konnten, diktierte er ihnen die
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