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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wieder blieb der Hansom stehen. Um sie herum standen Gefährte aller Arten, während die Kutscher teils schimpfend, teils lachend Vorfahrt verlangten.
    Rathbone war zu ungeduldig, um noch länger zu warten. Es war ja nur ein kurzer Weg vom Ludgate Hill zum Old Bailey. Vor ihm ragte die mächtige Kuppel der St. Paul’s Cathedral in den Winterhimmel, links von ihm türmte sich der Central Criminal Court auf, das Strafgericht, und unmittelbar dahinter befand sich das Newgate Prison. Er sprang aus der Droschke, warf dem Kutscher eine Handvoll Münzen zu und marschierte eilig los. Bald rannte er.
    Er jagte die Stufen zum Gericht hinauf und wäre fast mit Runcorn zusammengestoßen, der in der Tür stand. Warum war er so unendlich erleichtert? Er hätte dem Mann vertrauen sollen! Jetzt war allerdings keine Zeit mehr, mit ihm zu sprechen. Durch seine eigene Schuld war er zu spät gekommen. Nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand Coniston, und über die Vorhalle näherte sich Pendock. Wenn er jetzt versuchte, Rücksprache mit Runcorn zu nehmen, würde das wirken, als wäre er hinsichtlich der erwarteten Aussage unsicher. Und Coniston ein solches Geschenk zu machen konnte er sich wirklich nicht leisten.
    Fünfzehn Minuten später stand er an seinem Pult, vor ihm seine Notizen, zuoberst ein Brief von Runcorn. Er riss den Umschlag auf und las die wenigen Zeilen.
    »Lieber Sir Oliver!
    Alles bereit. Habe ein paar interessante Dinge untersucht. Bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich glaube, Mrs Monk ist dem Arzt auf der Spur.
    Runcorn.«
    Erneut machte sich Rathbone Vorwürfe, dass er ihm nicht genügend vertraut hatte.
    »Bitte rufen Sie Ihren Zeugen auf, Sir Oliver«, forderte ihn Pendock auf. Seine Stimme klang rau und angespannt, als hätte auch er wenig geschlafen.
    »Ich benenne Superintendent Runcorn von der Greenwich Police«, erklärte Rathbone.
    Runcorn trat ein und schritt an den Zuschauerrängen vorbei zum Zeugenstand. Kräftig und vor Selbstvertrauen strotzend, war er eine imposante Erscheinung. Nachdem er den Eid geleistet hatte, wartete er aufrecht stehend auf die Fragen. Seine Hände hingen locker an den Seiten herab – er klammerte sich nicht am Geländer fest.
    Rathbone räusperte sich. »Superintendent, Sie sind Kommandant der Polizei im Gebiet Greenwich, richtig?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete Runcorn würdevoll.
    »Wurden Sie alarmiert, als vor knapp drei Monaten Joel Lambourns Leiche auf dem One Tree Hill im Greenwich Park entdeckt wurde?«
    »Jawohl, Sir. Dr. Lambourn war in Greenwich eine bekannte und weithin bewunderte Persönlichkeit. Sein Tod war eine Tragödie.«
    Coniston stand auf. »Mylord, wir haben bereits in ziemlicher Ausführlichkeit von Dr. Lambourns Tod und der Reaktion der Angeklagten vernommen. Ich vermag nicht zu erkennen, was Mr Runcorn dem bisher Gesagten noch hinzufügen könnte. Mein gelehrter Freund ist verzweifelt und verschwendet die Zeit des Gerichts. Wenn es hilfreich ist, wird die Strafverfolgung den Fakten zustimmen, wie sie bereits präsentiert worden sind.«
    Rathbone befürchtete, dass Runcorns Aussage verhindert wurde, bevor er überhaupt begonnen hatte. Noch bevor Pendock den Mund öffnen konnte, protestierte er.
    »Mylord, ist es nicht eher Zeitverschwendung, wenn die Anklage zu etwas die Zustimmung erteilt, das sie selbst präsentiert hat?«
    »Das alles noch einmal zu hören ist Zeitverschwendung!«, blaffte Pendock. »Wenn Sie nichts Neues zu sagen haben, Sir Oliver, dann haben Sie zwar mein Mitgefühl für Ihre Notlage, aber es ist nicht meine Aufgabe, Wunschdenken nachzugeben. Mr Conistons Einwand wird stattgegeben.« Er wandte sich an den Staatsanwalt. »Mr …«
    »Mylord!« Rathbone hob die Stimme, gab sich aber alle Mühe, sie frei von Emotionen zu halten. »Mr Coniston hat Indizien bezüglich Dr. Lambourns Tod vorgelegt, aber aus Gründen, die er selbst am besten kennt, hat er auf eine Vernehmung von Superintendent Runcorn verzichtet, dem Mann, der ursprünglich mit der Untersuchung beauftragt war. Hätte Mr Coniston diesen Todesfall nicht für relevant erachtet, hätte er ihn nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Mehr noch, Eure Lordschaft hätten ihm das nicht gestattet! Mit allem Respekt stelle ich dem Gericht anheim, der Verteidigung das Recht zu gewähren, Mr Runcorn im Lichte der neu entdeckten Indizien zu befragen.«
    Kein Laut war im Gerichtssaal zu hören. Niemand rührte sich.
    Pendocks Mund war ein dünner, harter Strich.
    Coniston starrte erst

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