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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Worte einfach zu hohl. »Die Zeugen, mit denen ich gesprochen habe, haben ihn als außerordentlich anständigen Mann bezeichnet«, fuhr Monk fort. »Andererseits drängt sich mir der Eindruck auf, dass er Mrs Gadney ziemlich gut kannte, und zwar über einen langen Zeitraum hinweg.«
    Mrs Lambourn musste sich räuspern, ehe sie sich dazu bringen konnte weiterzusprechen. Ihre schmalen weißen Finger waren ineinander verhakt. »Was wollen Sie damit andeuten, Mr Monk? Wann und wie ist diese Mrs Gadney gestorben, dass Sie jetzt zu mir kommen, obwohl Sie anscheinend schon vorher wussten, dass mein Mann erst seit Kurzem tot ist?«
    »Es sieht ganz danach aus, als hätte Ihr Mann Mrs Gadney mindestens einmal pro Monat in Limehouse getroffen«, entgegnete Monk. Er beobachtete ihr Gesicht auf Anzeichen von Schock, Abscheu oder Abwehr hin, erkannte aber nichts als Trauer. Zwar verriet es auch noch andere Emotionen, doch er konnte sie nicht identifizieren.
    »Wann ist sie gestorben und woran?«, fragte sie, nun wieder äußerst gefasst.
    »Vor beinahe einer Woche. Sie wurde ermordet.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Ermordet?« Nur mit Mühe brachte sie das Wort hervor. Ihre Zunge stolperte darüber, und in ihren Augen stand reines Entsetzen.
    »Ja.« Monk empfand sich als brutal. »Ich könnte mir denken, dass Sie keine Zeitungen lesen, aber vielleicht haben Sie davon gehört. Solche Nachrichten verbreiten sich schnell. Am Limehouse Pier wurde eine Frau ermordet und ihre Leiche verstümmelt.«
    »Nein, davon habe ich nichts gehört.« Sie war so blass geworden, dass Monk fürchtete, sie würde in Ohnmacht fallen.
    »Soll ich nach Ihrem Dienstmädchen klingeln, Mrs Lambourn?«, erbot sich Monk. »Sie könnte Ihnen Wasser oder vielleicht Riechsalz bringen. Ich fürchte, ich habe Sie mit einer sehr hässlichen Nachricht überfallen. Es tut mir entsetzlich leid.«
    »Ich … komme schon zurecht.« Sie zwang sich zu einer etwas aufrechteren Haltung, aber das kostete sie sichtlich Mühe. Ihre Stimme bebte. »Bitte sagen Sie, was immer Sie mir sagen müssen.«
    »Sie kannten sie nicht?«, wiederholte er seine Frage.
    Sie wich auf eine Gegenfrage aus. »Wissen Sie, wer das getan hat?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Aber Sie glauben, ich könnte Ihnen weiterhelfen?«
    »Möglicherweise. Bisher sieht es so aus, als wäre Dr. Lambourn ihr einziger Freund gewesen. Und ihren Ausgaben in den örtlichen Geschäften nach zu schließen, hatte sie nach jedem seiner Besuche Geld. Oft bezahlte sie dann ihre Rechnungen.« Er ließ die Bedeutung seiner Worte im Raum hängen; es noch deutlicher zu sagen war nicht nötig.
    »Ich verstehe.« Sie faltete die Hände in ihrem Schoß und starrte darauf hinab. Sie hatte lange Finger mit eleganten Nägeln. Ihre blasse Haut war makellos.
    »Erzählen Sie mir von Dr. Lambourn«, bat er. Es ging ihm darum, sie einfach reden zu lassen, um Aufschlüsse über ihre charakterlichen Eigenschaften zu gewinnen. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er ihr glaubte, dass sie Zenia Gadney nicht gekannt hatte. Stand sie wirklich immer noch so sehr unter dem Schock ihres Verlusts, dass sie keine Neugier auf die andere Frau empfand, die von ihrem Ehemann so viel Treue und Aufmerksamkeit erfahren und allem Anschein nach auch Geld bekommen hatte?
    Sie sprach mit leiser Stimme, als hinge sie eigenen Erinnerungen nach und hätte Monk vergessen. Ganz eindeutig erwartete sie nicht, dass er ihr glaubte, obwohl ihr sicher sehr daran gelegen war. Kein einziges Mal blickte sie zu ihm auf, um ihrer Wirkung auf ihn Nachdruck zu verleihen.
    »Er war ein sanfter Mann«, begann sie, um Worte ringend, die zugleich ausdrucksstark und präzise genug waren, um das zu vermitteln, was sie mit dem inneren Auge sah. »Mir oder unseren Töchtern gegenüber hat er nie die Nerven verloren, auch damals nicht, als sie klein waren und viel herumlärmten.« Kurz flackerte ein Lächeln über ihr Gesicht, nur um ebenso schnell wieder zu verschwinden, wie sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle brachte. »Er hatte eine Engelsgeduld mit Menschen, die geistig nicht sehr hochstehend waren. Und es waren sehr, sehr viele, die ihm in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen konnten. Aber er verabscheute Lügner. Wenn unsere beiden Mädchen ihn anlogen, setzte es eine äußerst strenge Strafe.« Sie schüttelte den Kopf. »Das geschah nur zweimal. Sie liebten ihn sehr.«
    Draußen fuhr eine Kutsche vorbei. Das Geräusch vermochte kaum, die Stille in dem Zimmer zu

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