Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Profite gekostet. Joel war nicht käuflich. Weder war er bereit, die Tatsachen zurechtzubiegen, bis sie ihnen passten, noch hätte er jemals die Wahrheit unterdrückt. Es gab nur einen Weg, ihn zum Schweigen zu bringen: seine Arbeit ins Lächerliche zu ziehen und ihren Wert zu bestreiten. Und als sie ihn auch damit nicht mundtot machen konnten, ließen sie es so aussehen, als hätte er seinen Irrtum erkannt und sich in seiner Verzweiflung und Scham umgebracht.« Sie starrte ihn eindringlich an, in den Augen ein Funkeln, das Gesicht angespannt und von der Leidenschaft ihrer Gefühle durchdrungen.
Monk glaubte ihr nicht, und ebenso konnte er sich vorstellen, dass sie selbst keinerlei Zweifel hegte.
Er räusperte sich in einem Versuch, seine Stimme zu festigen und den ungläubigen Ton daraus zu verbannen. »Was ist aus dieser Studie geworden?«
»Sie haben sie natürlich zerstört. Sie konnten es sich doch nicht leisten, sie weiterhin existieren zu lassen.«
Vage regte sich nun in ihm die Erinnerung an eine solche Untersuchung. Diese war in Verruf gebracht und als abwegiger Kreuzzug eines Einzelnen gewertet worden, eines Mannes, der am Ende jeden Bezug zur Realität verloren hatte. Da er früher ein guter Forscher gewesen war, galt sein tiefer Fall als umso tragischer.
»Ich wusste, dass Sie mir nicht glauben würden«, sagte Dinah leise. »Aber es ist wahr. Joel hätte nie Selbstmord begangen, und schon gar nicht wegen der armen Zenia Gadney. Vielleicht haben sie auch sie umgebracht.«
»Wer sind ›sie‹?«, fragte Monk.
»Personen, die ein besonderes Interesse am Import und Verkauf von Opium haben.«
»Und was hätten sie von Mrs Gadneys Tod gehabt?« Das ergab wirklich keinerlei Sinn. Selbst in ihrer Trauer musste Dinah das doch eigentlich begreifen.
Ihr Gesicht, vom Kummer verzerrt, wirkte schrecklich verletzlich. »Vielleicht, um ihn noch tiefer in die Schande zu stürzen, damit garantiert niemand mehr seine Forschungen wiederbeleben würde«, sagte sie.
»Hatte sie denn etwas mit seiner Arbeit zu tun?«
Dinah bekundete mit einer kleinen Geste Hilflosigkeit. »Ich kann mir nicht vorstellen, was das gewesen sein könnte.«
Monk versuchte, sich vor Augen zu führen, wie Joel Lambourn auf seinem Forschungsgebiet in Ungnade gefallen war, weil seine Kollegen seine Arbeiten für wertlos hielten, und wie er dann nach Hause zu seiner Frau kam, die so vollständig an ihn glaubte, dass sie die Möglichkeit seines Scheiterns nicht ein einziges Mal in Betracht gezogen hatte. Vielleicht war Zenia Gadney der einzige Mensch, bei dem er nicht perfekt sein musste: der nicht verlangte, dass er bestimmte Standards erfüllte oder irgendetwas vorlebte, sondern ihn einfach als den akzeptierte, der er war, mit seinen Stärken und seinen Schwächen.
Vielleicht war der Druck am Ende unerträglich geworden, und er hatte den einzigen Ausweg genommen, den er sah.
Es war möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass Zenia Gadneys Ermordung nichts mit Joel Lambourn oder mit Opium zu tun hatte. Sie war lediglich eine von Hunderttausenden gewesen, die es nahmen, um Erleichterung von ihren Schmerzen zu finden. Vielleicht hatte sich Lambourn geirrt, und es richtete tatsächlich keinen Schaden an, sah man einmal von der gelegentlichen Überdosis ab. Aber man konnte ja von so gut wie allem eine Überdosis nehmen. Alkohol war das offensichtlichste Beispiel dafür.
Um die Vernehmung zu einem Abschluss zu bringen, erkundigte er sich nach anderen Verwandten und erhielt die Adresse von Lambourns Schwester, Amity Herne.
Nachdem er sich noch einmal für die Störung entschuldigt hatte, trat er wieder hinaus in die Sonne und den kalten Wind. Ein Gefühl von Traurigkeit lastete schwer auf ihm, als trüge er das ersterbende Licht des endenden Jahres im Herzen.
5
Monk hatte Glück und traf Lambourns Schwester zu Hause an, als er sie am frühen Abend aufsuchte. Ihr Haus stand am hochmodischen Gordon Square. Auf dem Weg dorthin war Monk an einer Reihe von Kutschen vorbeigekommen, einige davon mit Wappen an der Tür, livrierten Dienern auf dem Kutschbock und alle mit perfekt zur Karosserie passenden Pferden.
Das Zimmermädchen bat ihn herein und ließ ihn in einem höchst beeindruckend eingerichteten Frühstückszimmer zurück, während es davoneilte, um Mrs Herne zu fragen, ob sie ihn empfangen würde.
Monk sah sich unterdessen in dem Zimmer um. Auf den ersten Blick fiel ihm der konventionelle Geschmack der Eigentümer auf. Hier gab es
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