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Ein perfektes Leben

Ein perfektes Leben

Titel: Ein perfektes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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puncto Hundebisse im Dienst.
    »Nein, um Himmels willen, ich geh zum Auto«, sagte er.
    »Sei still, Leoncito! Aus!« Die Tür wurde geöffnet.
    Ein schwarzweißer Hund kam ungeachtet der Befehle seines Herrchens herausgesprungen. Also wirklich, so eine Promenadenmischung mit zusammengerolltem Schwanz und krummen Beinen León zu nennen! Leoncito, wie ihn sein Herrchen rief, beachtete Mario Conde nicht und machte sich eifrig daran, Manolos Hose und Schuhe zu beschnüffeln, als hätten sie früher einmal ihm gehört.
    »Der tut nichts«, versicherte der Mann mit dem Stolz des Besitzers eines wohlerzogenen Hundes. »Aber er passt höllisch auf. Guten Abend.«
    El Conde stellte sich vor und fragte den Mann nach dem Präsidenten des Comité.
    »Das bin ich, Genosse. Wollt ihr reinkommen?«
    »Nein, nicht nötig, wir wollten nur wissen, ob du Zoila Amarán heute schon gesehen hast. Wir haben da nämlich ein paar Fragen an sie … «
    »Gibts irgendein Problem?«
    »Nein, nein, nur ein paar Fragen.«
    »Also, Genossen, ich glaub, da habt ihr Pech. Die Zoilita müsst ihr mit dem Lasso einfangen, die lässt sich hier kaum blicken«, sagte der Präsident. »Leoncito, komm her, lass den Genossen in Ruhe, der sperrt dich sonst noch ein.« Er lächelte entschuldigend.
    »Lebt sie alleine?«
    »Ja und nein. Bei ihr wohnen noch ihr Bruder und dessen Frau, aber die sind Ärzte und zurzeit in Pinar del Rio. Kommen nur alle zwei, drei Monate hierher. Die übrige Zeit wohnt sie alleine, und ich hab gehört, na ja, ihr wisst ja, wie das so ist, man kriegt was mit, auch wenn man nicht will, also heute Morgen, da hab ich beim Brotkaufen gehört, sie hätte zu jemandem gesagt, dass sie weg wollte, und seit drei Tagen hat sie keiner mehr gesehen.«
    »Seit drei Tagen?«, wiederholte El Conde. Er musste grinsen, als er sah, wie erleichtert Manolo darüber war, dass Leoncito endlich das Interesse an seinen Schuhen und seiner Hose verlor und im Garten verschwand.
    »Ja, seit ungefähr drei Tagen. Aber um ehrlich zu sein, so ist sie nun mal. Schon als kleines Mädchen, ich kenne sie nämlich seit ihrer Geburt, da war Zoilita kaum zu bändigen, nicht mal ihre Mutter, sie ist inzwischen schon tot, die Zoila, nicht mal die konnte mit ihr fertig werden. Ich hab immer gedacht, sie wär ’n halber Junge, aber von wegen! Sagt mal, sie hat doch wirklich nichts angestellt, oder? Sie ist zwar ziemlich verrückt, aber ’n schlechter Kerl ist sie nicht, das sag ich euch ganz offen.«
    Während Mario Conde sich die Meinung des Genossen Präsidenten anhörte, suchte er in seiner Jackentasche nach einer Zigarette. Er bemühte sich, die Tatsache einzuordnen, dass Zoilita ausgerechnet seit genau drei Tagen verschwunden war. Plötzlich widerte ihn alles an. Zaida und Maciques, die Rafael verteidigten, Zoilita und der Spanier Dapena, der sich ebenfalls am Ersten in Luft aufgelöst hatte, Tamara und Rafael … Laut sagte er: »Nein, keine Sorge, sie hat keine Probleme. Wir wollten nur noch zwei Dinge wissen: Wie alt ist Zoilita, und wo arbeitet sie?«
    Der Präsident stützte sich mit dem Unterarm am Türrahmen ab und beobachtete lächelnd Leoncito, der friedlich und ausgiebig im Garten kackte.
    »Genau weiß ich nicht, wie alt sie ist. Müsste mal kurz im Register nachsehen … «
    »Nein, nein, nur so ungefähr«, meldete sich Manolo, wieder zum Leben erwacht, zu Wort.
    »So um die dreiundzwanzig«, sagte der Präsident. »Wenn man älter wird, ist es einem egal, ob zwanzig oder dreißig, nicht? Und die andere Frage: Sie arbeitet hier, bei sich zu Hause, macht Kunsthandwerk, mit Saatkeimen und Schneckenmuscheln und solchen Sachen. Verdient dabei nicht schlecht, und deshalb arbeitet sie nur so viel, wie sie muss. Aber wie das so ist, am Jahresende macht sie ihren Schnitt, es ist ja so schwer, irgend ’ne nette Kleinigkeit zu finden, stimmts?«
    »Na gut, Genosse, vielen Dank«, unterbrach Mario den Redeschwall, der sie zu überschwemmen drohte. »Du könntest uns noch einen kleinen Gefallen tun. Wenn sie kommt, ruf bitte diese Nummer an und hinterlass eine Nachricht für Teniente Conde oder Sargento Palacios. Geht das?«
    »Natürlich, Genosse, es ist mir ein Vergnügen, dafür sind wir ja da, oder? Aber, hör mal, Teniente, wollt ihr nicht doch für ’n Moment reinkommen? Ich bring euch ’n Kaffee, gerade frisch aufgebrüht, hm? Ich dachte immer, wenn zwei Polizisten zu uns kommen, dann macht man das so, oder nicht?«
    »Hab ich auch immer gedacht, aber

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