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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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den Kopf und starrte die Frau an, die in seinem Bett lag und schlief, und die Wahrheit, die er eben erst zögernd in Betracht gezogen hatte, traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Benommen sank er auf die Matratze. Er hatte den unwiderlegbaren Beweis in der Hand.
    Tess Renfrew war zwei Jahrhunderte in die Vergangenheit gereist.
    Wie in aller Welt hatte sie das bewerkstelligt?
    Er erinnerte sich an die Nacht des Kampfs, wie aufgeregt sie gewesen war, wie sie gerufen hatte, dass sie nach Hause wolle – in ihre Zeit. War ihr erst an jenem Tag klar geworden, was mit ihr passiert war? Bei dem Gedanken lief es ihm kalt über den Rücken. Der Delfin hatte sie durch eine Wand geführt, hatte sie behauptet. Dane drehte sich langsam zum Fenster um. Die Erinnerung an den Sturm kehrte wieder, an den Vorhang aus schwarzem Nebel, und stand so deutlich vor ihm, als würde er es zum ersten Mal sehen. Und das gespenstische Schiff, weiß und riesengroß, das seine Position so schnell veränderte, dass er einen Moment lang gefürchtet hatte, nicht mehr bei Sinnen zu sein. Die Nassau Queen, dachte er wie betäubt. Und betete zu Gott, dass Tess ihre Verfolger hinter sich gelassen hatte.
     
    »Dem guten Ruf der Dame zuliebe, Duncan, lassen Sie die Tür bitte offen stehen.«
    »Machen Sie die Tür ruhig zu«, murmelte Tess in ihr Kissen. »Ich bin wach.« Sie hob den Kopf und drehte sich in die Richtung um, aus der Danes Stimme kam. Er saß an seinem Schreibtisch, die nackten Füße auf die Tischplatte gelegt. »Und du hast versprochen, im Bett zu bleiben.«
    Er lächelte, als sie sich aufsetzte und sich das Haar aus dem Gesicht strich. »Nur bis zum Morgen.« Tess schaute aus dem Fenster, zog den weißen Netzvorhang zurück und stieg aus dem Bett. Dann schlang sie den Morgenmantel fester um sich und ging zu Dane. Er schenkte Tee ein und schob ihr eine Tasse zu. Tess ignorierte sie. Stattdessen lehnte sie sich an den Schreibtisch und überprüfte seinen Verband, seine Pupillen und seinen Puls. Letzterer schien leicht beschleunigt.
    »Findet meine körperliche Verfassung deine Billigung?«
    »Nicht ganz. Du solltest im Bett liegen und dich ausruhen. Nicht das da machen.« Sie zeigte auf die Logbücher, Papiere und nautischen Instrumente, mit denen der Schreibtisch übersät war.
    »Mir geht es gut, Tess, wirklich.«
    Sie schnaubte. »Dann jammere mir aber bloß nichts vor, wenn dein Kopf auf einmal wieder stampft wie ein russisches Rennpferd.«
    Er sah sie forschend an. Wie mochte es für sie sein, sich in einer Zeit wiederzufinden, die ihr reichlich primitiv vorkommen musste?
    »Warum starrst du mich so an?«
    Ohne den Blick von ihr zu wenden, langte er mit einer Hand nach unten und hob ihren gelben Beutel hoch. Ihre Augen weiteten sich, als er ihn auf den Tisch fallen ließ.
    »Zeig mir die Zukunft, Tess.«
    Sie richtete sich langsam auf und sah von der Tasche zu ihm. »W-was?« Sie schluckte, und Dane sah, wie ihr Tränen in die Augen stiegen und langsam über ihre Wangen liefen und dass der Puls in ihrer Halsbeuge schneller schlug. Langsam zog er die Füße vom Tisch. Mit einem erstickten Schluchzer sank sie zitternd in seine Arme. Er zog sie liebevoll auf seinen Schoß und drückte ihren Kopf an seine Brust. Sie weinte, tiefe, herzzerreißende Tränen, die ihn bis ins Mark trafen. Sie versuchte es zu unterdrücken, aber sofort kam ein neuer Tränenschwall, und Dane spürte, welche Qualen sie in den letzten Wochen gelitten hatte. Weil er ihr nicht glauben wollte.
    »Pst, Liebste, nicht weinen, ich bitte dich«, murmelte er und streichelte zärtlich über ihren Rücken. »Das ertrage ich einfach nicht.«
    Tess hob den Kopf und wischte sich die Wangen ab. »Wann?«, brachte sie heiser heraus und schluckte. »Was hat dich dazu gebracht, deine Meinung zu ändern?«
    Er seufzte und legte den Kopf in den Nacken. »Ich wurde stutzig, als du zum ersten Mal die Inseln erwähntest …«
    »Aber das war doch noch vor dem Kampf?«, unterbrach sie ihn.
    »Ja.« Er sah sie an. »Es war die Überzeugung in jedem deiner Worte, die mich zum Nachdenken brachte. Ich entdeckte, dass deine Logik durchaus einen Sinn ergab, und ich muss zugeben, Mädchen, es war gelinde gesagt enervierend. Aber die Jahreszahlen, die du nanntest … das alles war viel zu präzise, um es zu ignorieren.« Er lächelte in ihr zufriedenes Gesicht, während er mit einer schwarzen Locke spielte und sie dann zerstreut an seine Nase hielt, um den Duft exotischer Blumen einzuatmen.

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