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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Teufel!
    Plötzlich rutschte einem Seemann eine der Kisten aus den Händen. Sie schlug aufs Deck; das Holz zersplitterte, und der Inhalt fiel heraus. Er hörte, wie Tess vor Überraschung nach Luft schnappte, und beschleunigte seine Schritte, als sie ihre Röcke raffte und die Leiter hinunterstieg.
    Tess stand bereits neben dem Matrosen, als Dane kam. Danes Blick wanderte von der Kiste zu Tess und dann zu dem Seemann, der sich vor Verlegenheit wand. Sein Kapitän war wütend. Er hatte die Markierungen auf der Kiste erkannt.
    Tess stand regungslos da und hob langsam den Blick zu Dane. »Du hast mich belogen«, wisperte sie.
    Vor ihren Füßen lagen Uniformen der amerikanischen Marine.
    Tess drängte sich durch die Männer und lief in Richtung Kajüte, dicht gefolgt von Dane. Sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Er stieß sie so heftig mit der Schulter auf, dass sie an die Wand krachte.
    »Tess!«
    »Im Büro meines Vaters hing ein Druck«, sagte sie, ohne seinen, Zorn zu beachten. »Er hatte den Titel Wechsel der Farben. « Sie wirbelte zu ihm herum. »Die Marine der amerikanischen Union tauschte ihre roten Uniformen gegen grüne aus! Was bist du, Blackwell, Marineoffizier oder Pirat?«
    Er starrte sie einen spannungsgeladenen Moment an, bevor er sagte: »Beides.«
    »Junge, du hast einiges zu erklären.« Sie verschränkte die Arme.
    Dane seufzte und rieb sich den Nacken. Warum zögerte er? Vertraute er ihr nicht bereits? Wortlos ging er zu seinem Schreibtisch, zog die unterste Schublade auf und holte eine Schachtel heraus. Tess hatte sie schon gesehen, aber sie war verschlossen gewesen, sonst hätte sie einen Blick hineingeworfen. Dane klappte den Deckel auf und nahm einige mit Wachs versiegelte Papiere heraus. Dann brach er das Siegel und reichte sie ihr. Tess rollte die steifen Pergamente auf, und ihre Augen wurden groß wie Untertassen. Es waren Kaperbriefe, die Dane das Recht gaben, nach eigenem Gutdünken die Interessen Amerikas zu vertreten. Und sie waren von keinem geringeren als George Washington unterzeichnet. Ihre Hände zitterten, als ihr das Ausmaß ihrer Entdeckung bewusst wurde. Das hatte der Präsident persönlich geschrieben. Warum hatte sie nie etwas davon gehört?
    »Warum hast du mich in dem Glauben gelassen, du wärst ein Pirat?«, fragte sie, ohne den Blick von dem Dokument zu wenden.
    »Ich war nicht befugt, darüber zu sprechen.«
    »Du bist aus zwei Gründen hier, nicht wahr?« Sie blickte auf und gab ihm die Papiere zurück. »Deshalb – und um den Kerl zur Strecke zu bringen, der Desirée getötet hat.«
    Dane nickte und legte die Dokumente zurück. »Du musst schwören, es mit keinem Wort zu erwähnen.«
    »Wem sollte ich es schon erzählen?«, gab sie eingeschnappt zurück.
    Dane gab nicht nach. »Dein Schwur, Tess.«
    »Ich schwöre.« Sie ging zu ihm und legte die Arme um ihn. »Semper fidelis, Kamerad – auf ewig treu.«
     
    Die pechschwarze Fregatte, die mit der Nacht verschmolz, umrundete die kleine Insel. Die dunklen Segel auf Viertelmast gesetzt, steuerte Dane mit ruhiger Hand sein Schiff. In diesem Teil der Insel würde niemand Fragen über die Anwesenheit des dunklen Schiffs stellen. Hier hausten Menschen, die wünschten, die Welt würde vergessen, dass sie je gelebt hatten. Da sie wegen der Riffe nicht näher ans Ufer herankonnten, ließen sie auf der Seeseite der Witch eine Gig zu Wasser. Tess saß im Heck des Ruderboots, während die Matrosen mit geübter Hand die Ruder durchs Wasser zogen. Dane saß hinter ihr und hielt das Steuer. Das Wasser schlug plätschernd an den Rumpf, und nur eine kleine Laterne gab ihnen Licht. Als das Boot um den geschnitzten Bug glitt, wurden die Ruderschläge langsamer, und Tess hörte erstauntes Geraune und Danes leises Lachen. Sie runzelte die Stirn, da auf einmal jeder im Boot erst sie, dann das Schiff fasziniert anstarrte. Sie folgte den Blicken der anderen und schnappte nach Luft, während es sie kalt überlief. Die Galionsfigur der Sea Witch war im Mondlicht deutlich zu sehen. Und Tess sah ein Abbild ihrer selbst, in fließendes Schwarz gehüllt.
    »Das ist der Beweis, Tess, dass es dir bestimmt ist, hier zu sein«, raunte Dane ihr ins Ohr. »Bei mir.«

23
    Eine schlampige Frau in einem zerlumpten, schmutzigen Kleid hockte auf der verschrammten Theke und ließ die nackten Beine über die Kante baumeln, während sie an einer Hühnerkeule kaute. Sie hob die Füße, als ein Mann unter ihr in das Holz der Theke knallte und dann langsam

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