Ein Pirat zum Verlieben
O’Keefe! SOFORT!«, brüllte er. Die Männer hasteten davon. »Und wer bei der Schlägerei mitgemacht hat, bleibt laut Marinekodex an Bord und bekommt einen Wochenlohn abgezogen. Verdammt!«
Seine Laune hatte sich immer noch nicht verbessert, als eine gute Stunde später vor dem Haus das Geräusch von donnernden Hufen zu hören war. Die Offiziere strömten herein und verzogen keine Miene, als sie den Gesichtsausdruck des Kapitäns sahen. Dane, der sitzen geblieben war, spielte mit dem Henkel seiner Kaffeetasse, als Ramsey hereinkam, in den Händen einen großen, in weißes Tuch eingeschlagenen Gegenstand. Von einem Ohr zum anderen grinsend, stellte Ram das flache Paket vorsichtig ab, ließ sich dann auf einen Stuhl fallen und schlug Dane auf die Schulter.
»Ah, Blackwell, du siehst aus, als hättest du der Liebe reichlich Zeit gewidmet!«
Dane wandte langsam den Kopf und sagte mit steinerner Miene: »Es würde ein Jahrhundert dauern, von Tess ausreichend geliebt zu werden.«
»Wo ist das Mädchen? Sag bloß nicht, du hast sie so ermüdet, dass …«
»Das reicht, Ram«, stieß Dane zwischen den Zähnen hervor. Der Leichtsinn dieses Mannes konnte sie alle Kopf und Kragen kosten. »Das Befinden meiner Frau geht dich nichts an.«
»Hat mich jemand erwähnt?«
Köpfe fuhren herum, als die weibliche Stimme erklang, und die Offiziere sprangen auf.
»Guten Tag, Gentlemen«, antwortete sie auf ihre Begrüßung, sah dabei allerdings ihren Mann an. Ihr Lächeln galt ausschließlich ihm, als sie in die große Küche lief. Ihre Bitte, wieder Platz zu nehmen, bewirkte, dass alle wie folgsame Hündchen auf ihre Stühle sanken.
Dane platzte beinahe vor Stolz, als Tess auf ihn zukam. Sie nahm ihm den Atem und nicht nur ihm, wenn er sich nicht irrte, sondern auch jedem anderen Mann im Raum. Ihre Haut schimmerte von ihrem Bad; ihr Haar, eine weiche Fülle aus mattem Onyx, war im Nacken mit einem schlichten Band zusammengefasst. Burgunderroter Satin und schwere Spitzen raschelten, wenn sie ging, und das leise Geräusch wetteiferte mit dem lauten Klopfen seines Herzens.
Dane streckte einen Arm aus, und sie flog zu ihm, um ihn zärtlich auf den Mund zu küssen, ohne sich um die Anwesenden zu kümmern. Ihr Duft nach Gewürzen und wilden Rosen stieg ihm zu Kopf, und ihre Nähe allein reichte aus, den Zorn zu beschwichtigen, der in ihm brodelte.
»Ich liebe dich«, wisperte sie, aber alle hörten es.
»Und ich liebe dich, mein Schatz«, gab er unbefangen zurück und zog sie an sich.
Tess drehte sich zu den anderen um und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Mann am anderen Ende des Tischs zu. »Ramsey O’Keefe! Und ich dachte schon, ich würde Sie auf allen vieren am Boden vorfinden!« Sie sah Dane an. »Deine Stimme trägt sehr gut«, erklärte sie.
Dane neigte den Kopf zu ihr. »Entschuldige bitte, Liebste. Habe ich dich geweckt?«, raunte er ihr ins Ohr.
Sie legte eine Hand auf seine Brust und strich über sein Hemd. »Nein. Ich habe es vermisst, dich neben mir zu spüren«, murmelte sie genauso leise. Dane stöhnte, und sein Griff um ihre Taille wurde fester.
Ramsey, der diesen Wortwechsel nicht mitbekommen hatte, schob sich um die Tischkante. »Einen guten Morgen, schönes Kind.« Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss auf den Handrücken »Die Ehe bekommt Ihnen.« Er freute sich, als eine leichte Röte in ihre Wangen stieg.
»Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte sie und sah verstohlen zu Dane. Der Blick, den das Paar wechselte, war so sinnlich, dass die Männer unruhig auf ihren Stühlen hin und her rutschten. »Nun, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen, O’Keefe? Dieses Mal, meine ich?«, fragte sie betont.
Ram verschränkte die Hände hinter dem Rücken und starrte auf den Boden. »Ich fürchte, gar nichts.«
»Vergessen Sie’s, Ram. Die Nummer als armer kleiner Junge zieht nicht. Raus mit der Sprache.«
Ramsey, der ihre unverblümte Art hinreißend fand, grinste. »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich habe ein Hochzeitsgeschenk – für Dane.« Ramsey hob das Paket vom Stuhl und entfernte vorsichtig die Schnur.
»Wenn du dir einbildest, damit könntest du meinen Zorn besänftigen, O’Keefe …«
Sie stupste Dane mit dem Ellbogen an. »Sei nett. Es ist unser erstes Hochzeitsgeschenk. Und deinen Zorn werde ich besänftigen«, versprach sie mit gesenkter Stimme, ohne den Blick von dem Geschenk zu wenden.
Ramsey zog den Stoff herunter.
Tess sog scharf den Atem ein und taumelte gegen Dane. Ein
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