Ein Pirat zum Verlieben
lüsterne kleine Hexe, dachte er, wandte sich dann widerstrebend ab, um sein Hemd anzuziehen und in seine Stiefel zu schlüpfen. Er hatte einen gesunden Hunger und ausnahmsweise auf etwas anderes Appetit als auf seine Braut. Nach einem letzten raschen Blick auf sie verließ er leise das Zimmer.
Er lief schnell die Treppe hinunter, runzelte die Stirn, als er von unten Geräusche hörte, und beschleunigte seine Schritte. Als ihm das Aroma von gebratenen Würstchen in die Nase stieg, lief ihm das Wasser im Munde zusammen, und er folgte dem verlockenden Duft. Als er die Küche betrat, stellte er fest, dass Higasan eifrig zwischen Tisch und Anrichte hin und her lief, Porridge in eine Schüssel füllte und brutzelnde fette braune Würstchen auf eine Platte lud.
Der alte Mann blickte auf und winkte Dane mit einer schwungvollen Geste zu einem Stuhl. Er schenkte dampfenden brasilianischen Kaffee in eine Porzellantasse und schob sie dem Kapitän hin. Dane nahm unverzüglich Platz, nahm sich eine Serviette und langte nach dem Besteck. Tess wäre entsetzt über dieses Frühstück, dachte er, als er ein Würstchen zerschnitt und den fetttriefenden Bissen in seinen Mund schob, aber das hier war weit besser als die magere Ausbeute ihrer »Mitternachtsjagd«, wie Tess ihre nächtliche Suche in der Speisekammer genannt hatte. Er schloss die Augen, um den Geschmack auszukosten, stöhnte genießerisch und widmete sich dann mit ungeteilter Aufmerksamkeit seinem Mahl. Er hatte sich gerade zum dritten Mal nachgenommen, als die Hintertür aufgestoßen wurde und Duncan hereingewankt kam, die Arme mit Holzscheiten beladen.
»Guten Tag, Sir«, strahlte er. Dann sah er sich um, und sein Lächeln geriet ein wenig ins Wanken. »Die Dame ist nicht bei Ihnen, Sir?«
»Sie schläft, alter Knabe. Gönnen wir ihr ein wenig Ruhe.«
Duncan ließ das Holz in einen Korb fallen und schmunzelte. »Haben Sie das Mädchen so sehr ermüdet?«, scherzte er gutmütig, während er seine Hände am Hosenboden abklopfte.
Dane grunzte etwas Unverständliches. Er wusste, dass alle dumme Bemerkungen machen würden, weil er über einen Tag mit seiner Braut im Bett geblieben war, bevor er sich wieder gezeigt hatte. Es würde sie alle verdammt schockieren, dachte er bei sich, wenn sie wüssten, dass sie es war, die ihn ermüdet hatte.
Kurz darauf ging der Befehl aus, dass der Kapitän seine Offiziere und Matrosen vollzählig angetreten sehen wollte. Higasan ging unbemerkt mit Eimern und Tabletts ein und aus, während im Lauf des Tages allmählich Danes Männer ins Haus strömten. Die meisten von ihnen hielten sich die Köpfe und stöhnten, sobald jemand lauter als im Flüsterton sprach.
»Und wo befindet sich Captain O’Keefe?«, erkundigte sich Dane, der sich gerade über eine Skizze des Lagerhauses beugte, um ein Gähnen zu verbergen.
Als keine Antwort auf seine Frage kam, sah er auf. Die Männer wechselten verstohlene Blicke und schienen nicht geneigt, eine Antwort zu geben. Dane warf den Kohlestift auf den Tisch und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Nur seine Augen wanderten zum ersten Offizier der Triton.
»Hat sich in seiner Kajüte eingesperrt, seit Sie und Lady Ren-, äh, Mistress Blackwell geheiratet haben.« Der rothaarige Offizier sagte es, als würde er seinen Kapitän verraten.
Danes Miene blieb unbewegt. Blutete Ramsey immer noch wegen Tess das Herz?, fragte er sich, verwarf den Gedanken aber rasch wieder. Ramsey O’Keefes Schwärmereien für das schwache Geschlecht wechselten häufiger als die Gezeiten des Meeres.
»Hat einer von euch Hohlköpfen daran gedacht nachzuschauen, ob der Mann noch lebt?«
»Aye, Kapitän. Hab’ ihn selbst in seine Koje gepackt«, antwortete der Bootsführer und nahm Dane mit seinen gewaltigen Armen die Sicht, als er sich über den Tisch beugte, um sich ein Stück süßer Pastete von der Platte zu schnappen. »Hat aber noch gezeigt, was für’n toller Hecht er ist, bevor er hinüber war«, fügte der Seemann grinsend hinzu, während er das Konfekt beäugte, um herauszufinden, wo er zuerst hineinbeißen sollte.
Dane stöhnte. »Ich nehme an, ich kann mich glücklich preisen, dass es ihm nicht gelungen ist, noch eine Rauferei anzuzetteln«, brummte er in seinen Kaffee.
Im Raum wurde es augenblicklich still.
Dane fluchte inbrünstig und stellte zähneknirschend die Porzellantasse langsam zurück. »Zum Teufel noch mal! Es ist von größter Bedeutung, dass wir keine Aufmerksamkeit auf uns lenken! Bringt mir
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