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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Ansturm der Gefühle mitreißen ließ, die in ihr tobten. Sicher hatte Duncan Recht, argumentierte sie, und der Kapitän war gezwungen gewesen, das zu tun, was er getan hatte. Sie hätte getötet werden können, das war richtig, aber rechtfertigte das die Brutalität der Strafe? War das Ganze nur vorgetäuscht? Nein, das Brennen in ihrer Schulter widersprach dieser Möglichkeit. Und doch konnte sie ihn in diesem Moment, wo er sie so zärtlich in seinen Armen hielt, unmöglich für grausam halten. Wie konnte er abwechselnd so heiß und so kalt sein, sich einen Moment Sorgen wegen ihrer aufgescheuerten Ellbogen machen und im nächsten eine Auspeitschung anordnen? Konnte sie diese Seite an ihm, die an Captain Bligh erinnerte, verzeihen und den liebevollen Mann in ihm zum Vorschein bringen – den Mann, der ihr zweimal das Leben gerettet hatte? Und warum kam sie nicht einem einzigen Fehler, nicht einem einzigen Ausrutscher im Manuskript dieser seltsamen Seereise auf die Schliche? Nichts stimmte an dem Ort, dem Mann und dem, was er mit ihr machte, und doch spürte Tess, dass Dane Blackwell mehr als nur diese eine Schlacht gewonnen hatte.
    Er richtete sich auf und zwang sie, ihn anzuschauen. Tiefschwarze Wimpern hoben sich, und Dane sah in ihren Augen den Aufruhr, der sich in ihrem Inneren abspielte. Ein schwieliger Finger fuhr über ihre Wange, um eine verirrte Strähne hinter ihr Ohr zu streichen. »Mach dir keine Sorgen, mein Kleines.« Er sah einen feuchten Schimmer in ihren grauen Augen.
    Ihre Hand schob sich in die weichen rabenschwarzen Locken an seinem Hinterkopf und zogen ihn näher zu ihr. »Küss mich noch einmal, Blackwell.« Ihre Stimme bebte, und ihre leise Bitte klang verzweifelt.
    Unfähig, sein Verlangen nach ihr zu unterdrücken, strich er mit seinen warmen Lippen über ihre, ein Atemhauch auf samtweichen Blütenblättern. Tess schmiegte sich an ihn und ließ zu, dass seine sinnliche Liebkosung ihren Schmerz überdeckte. Verzeih ihm, drängte eine innere Stimme. Ihre Kehle schnürte sich zusammen, als er ihre Lippen kostete, und sie verlor sich in einem Hunger, von dem sie nicht geahnt hatte, dass sie ihn besaß.
    Keiner von ihnen hörte, wie die Tür aufging.
    Gaelan Thorpe stand in der Tür und beobachtete mit leisem Neid auf die Schönheit, die sein Kapitän in den Armen hielt, die leidenschaftliche Umarmung. Er lächelte in sich hinein. Noch vor wenigen Minuten war der Mann rasend vor Wut gewesen. Muss wohl eine neue Art sein, seinem Groll Luft zu machen, dachte er frech, räusperte sich dann aber, als der Zweite Offizier hinter ihn trat.
    Tess’ Kopf zuckte zurück, und ihr Blick flog über Danes Schulter zu den Männern, die in der Tür standen.
    »Du brauchst dich nicht zu schämen, meine Hübsche«, wisperte er, als er spürte, dass sie am liebsten im Boden versunken wäre.
    »Tu’ ich auch nicht«, log sie und versuchte sich von ihm zu lösen. »Lassen Sie mich bitte los, Kapitän.« Er gehorchte, und sie fühlte sich klein, verlegen, beschämt – und konnte nichts davon verstehen. Es war doch nur ein Kuss … na gut, mehr als nur ein Kuss, aber … Meine Güte, was ist nur los mit mir?, dachte sie entsetzt.
    »Treten Sie ein, Gentlemen!«, befahl Dane, der ihren gequälten Gesichtsausdruck mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. Nur seine Augen bewegten sich. »Und da Sie so unhöflich waren, Ihre Gegenwart nicht anzukündigen, Mr. Thorpe, verzichte ich auf eine formelle Vorstellung – fürs Erste.«
    Tess, die bei seinem eisigen Ton zusammenzuckte, sah, wie der Erste Offizier errötend auf seine Stiefelspitzen starrte.
    Dane wusste, dass sie weglaufen wollte. Er streckte eine Hand nach ihr aus, aber sie war bereits mit wogenden rosa Röcken zur Tür hinausgeeilt.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir.«
    Danes Blick heftete sich auf Thorpe. »Das werden Sie noch, und zwar bei der Dame. Aber später.« Nach einem letzten Blick zur Tür rollte er eine Seekarte auf dem langen Tisch aus und legte seine Handflächen auf die Kanten. Aus kühlen grünen Augen musterte er seine Offiziere. »Nun, meine Herren, in wenigen Stunden sollte sie nahe genug sein, um Flagge zu zeigen.«
    »Aye, Sir«, sagten die beiden einstimmig und in freudiger Erwartung des Kampfs.

9
    Tess, die völlig durcheinander war, merkte nichts von dem hektischen Getriebe ringsum, als sie sich an die Reling klammerte und immer wieder in tiefen Zügen die frische, salzige Luft einatmete. Warum war sie weggelaufen? Drehte sie

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