Ein Pirat zum Verlieben
Mann. »Was soll das, Blackwell?«
»Nehmen Sie es, um sich zu schützen.«
»Wovor?«
»Bleiben Sie unter Deck und schließen Sie die Tür hinter mir ab.«
Tess schüttelte den Kopf. »Geben Sie’s auf, meine Frage zu ignorieren, und sagen Sie mir endlich, was los ist.«
Er packte ihre Hand. Seine Augen wurden noch heller, als er sie zwang, das Messer zu nehmen. »Kommen Sie unter gar keinen Umständen an Deck. Verstanden?«
Tess zuckte die Achseln, wandte sich leicht um und warf das Messer auf die samtbezogene Bank. Als sie sich wieder umdrehte, stand er bereits in der Tür, eine Hand auf der Klinke.
»Woher wussten Sie von der Existenz dieser Inseln?«, fragte er leise, mit dem Rücken zu ihr.
»Ich habe sie auf einer Touristenkarte gesehen. Oder haben Sie etwa vergessen, dass ich immer noch im zwanzigsten Jahrhundert lebe?«
Seine breiten Schultern sanken ein wenig ein. »Nein, Lady Renfrew, das habe ich nicht vergessen.« Dann schloss er die Tür hinter sich.
Am Heck seiner Fregatte schaute Dane durch sein Fernrohr, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Das Schiff pflügte durch die Wogen; Ballast wurde neu verteilt, die Segel blähten sich. Es legte an Geschwindigkeit zu. Zeigte die Zähne. Ein sicheres Zeichen, dass es bereit zum Kampf war.
»Windgeschwindigkeit, Mr. Finch?«
»Zwanzig Knoten, Sir.«
»Unsere?« Dane ließ das Fernglas sinken.
»Beinahe zwölf.«
Der Kapitän stieß einen Fluch aus und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die untergehende Sonne. Die Brigg war schlanker, möglicherweise eine Spur schneller, da ihr Laderaum leer war und über der Wasserlinie lag; andernfalls hätte sie nicht so schnell aufgeholt.
»Mr. Thorpe, alle Segel setzen. Sie sollen nicht sehen, worauf sie sich eingelassen haben.« Die Pfeife des Bootsmanns schrillte, und Männer kletterten eilig in die Wanten. »Mr. Potts?«
»Aye, Sir?«
»Alles klar bei Ihnen?«
Potts wurde rot, richtete sich dann auf und stellte sich dem eisigen Blick des Kapitäns. Sein Aufgabenbereich schloss die Verantwortung für das Vorderdeck und seine Ausrüstung ein. »Aye, aye, Käpt’n. Vorschiffkanonen klar zum Gefecht.«
Der Kapitän nickte kurz und ließ sich vom Geschützdeck Bericht erstatten. Männer blafften etwas in Trichter; tiefe Stimmen wurden durch enge Röhren getragen, die zwischen den Decks verliefen, wodurch das Chaos im Niedergang verringert wurde.
Die Beine breit gespreizt, das dunkle Hemd von der steifen Brise an die Brust gepresst, flößte der Furcht erregende Kapitän Blackwell auf dem Achterdeck den Männern, die sich auf den Kampf vorbereiteten, Vertrauen ein. Er beobachtete, wie die Brigg näher kam. Die Sea Witch war schnell, stark und schwer bewaffnet, und sie zu manövrieren, war für Dane ebenso selbstverständlich wie Luft zu holen. Obwohl die Sonne schnell sank, hatte die Fregatte einen weiteren Vorteil: Sie war pechschwarz gestrichen und zeigte jetzt straffe schwarze Segel.
Sein Blick überflog sämtliche Gefechtsstationen, dann nickte er einem der Männer zu. Als er das Fernrohr vor sein Auge hielt, konnte er die Kanonen auf der Brigg zählen. Weniger als achtzehn an Deck, halb so viel, wie sie selbst an Bord hatten. Insgeheim betete er, dass sie nicht den Kampf eröffneten, ihren Leuten zuliebe. Wieder einer deiner Stellvertreter, Phillip? Feiger Hund, dachte er. Hoffentlich war der elende Wurm an Bord. Es juckte ihn in den Fingern, sich den Bastard persönlich vorzunehmen.
Einen kurzen Moment lang sah er seinen Vater vor sich, blass, schmal, ein gebrochener Mann. Sein Vermögen verloren, sein Heim gestohlen, zerstört. Und Desirée. Danes Brust schnürte sich zusammen, als sich jeder Muskel an seinem Körper bei der Erinnerung an ihre unsägliche Schande verkrampfte. Die Situation zwang ihn, seine Prioritäten neu zu setzen, und irgendwie war Lady Renfrew in diese Kategorie geschlüpft, so ungern er es auch zugab. Er ließ das Fernrohr sinken und fuhr mit einer Hand über sein Gesicht, als wollte er vor dem, was vor ihm lag, einen klaren Kopf bekommen.
»Was geht hier vor?«
Seine Hand sackte abrupt nach unten. Tess stand vor ihm.
»Haben Sie den Verstand verloren? Nach unten mit Ihnen!« Die Brigg kam rasch näher.
»Kommt nicht in Frage!«, fuhr sie ihn an und stemmte die Hände in die Hüften. »Und Sie müssen mir nicht gleich den Kopf abbeißen!«
Ein leises Grollen drang aus seiner Brust, als er auf sie zuging. Tess wich unwillkürlich einen
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