Ein Pirat zum Verlieben
hat, stellst du wirklich ganz schön viele persönliche Fragen.« Sie hielt seinem Blick einen Moment lang stand. Ihr Gesichtsausdruck sagte ihm, dass er bereit sein musste zu geben, um etwas zu bekommen, und dass ihr diese einseitige Beziehung allmählich auf die Nerven ging. Dann ging sie hinaus und ließ ihn allein in der Kajüte zurück.
Dane versteifte sich. Er ärgerte sich über seine Neugier. Universität – ach was, sie schwindelte! Keine Universität würde je einer Frau den Zutritt in ihre geheiligten Hallen gestatten. Hölle und Teufel! Schon jetzt im Zweifel, ob seine Schlussfolgerung zutraf, rieb er sich unsicher den Nacken. Dann folgte er ihr. Er hatte nicht vor, sich in dieser Weise von der kleinen Hexe abfertigen zu lassen. Schon gar nicht, wenn sie ihm Lügen auftischte.
Der Geruch von Essen und der fröhliche Klang einer Flöte drangen zu Tess, als sie den schmalen Korridor hinunterging. Sie überprüfte ihr Aussehen, bevor sie die Luke öffnete, die an Deck führte, und trat hinaus.
»Guten Abend, Miss.« Duncan, der über ihr erstauntes Gesicht grinste, hängte die Tür ein, damit sie offen blieb.
Tess konnte die Augen nicht von dem Anblick losreißen, der sich ihr bot. Das Schiff strahlte, als wäre es mit Tausenden Glühwürmchen übersät, im gelben Licht der Laternen, die mit dem Stampfen der Wellen hin und her schwangen. Die Männer klopften mit ihren bloßen Füßen auf die Planken, während sie der heiteren Musik lauschten, aus hölzernen Bechern tranken und Fleisch von schweren Platten aßen, die auf Kisten und Fässern standen. Zwei von ihnen tanzten einen Jig, wobei einer von ihnen, der sich ein Taschentuch um den Kopf gebunden hatte, offensichtlich die Rolle der Frau spielte.
»Was hat das zu bedeuten, Duncan?«
»Das ist eine Feier, Tess«, sagte Dane, der gerade hinter ihr aufs Deck trat. Seine Augen waren schmal und beäugten sie misstrauisch.
»Und was gibt es zu feiern?«
»Nun, einen Sieg natürlich«, bemerkte Duncan, während er sie leicht beim Ellbogen nahm und zur Reling führte.
Sie riss sich los und fuhr herum. »Soll das heißen, ihr feiert es, das andere Schiff versenkt zu haben? Das ist ja widerlich!«, zischte sie und durchbohrte Dane mit einem finsteren Blick. »Auf den Gräbern all dieser unglücklichen Männer zu tanzen!«
Tess war noch sekundenlang in Rage, erinnerte sich dann aber, wo sie war. Sie holte tief Luft und war ein wenig besänftigt, als sie die gefangen genommenen Seeleute sah. Sie alle waren sauber und anständig gekleidet und stürzten sich wie ausgehungerte Tiere auf das Essen. Gott, sie sahen so abgezehrt aus!
»Tut mir Leid«, sagte sie und hob ihren Blick zu Dane, bevor sie Duncan ihr schönstes Lächeln schenkte. »Unter anderen Umständen würde heute Abend wohl dieser Idiot in gelbem Satin feiern.« Und es höchstwahrscheinlich mit mir treiben, dachte sie plötzlich ernüchtert. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich an die gegebene Situation anzupassen – und nachzudenken, bevor sie den Mund aufmachte. »Äh … habt ihr Männer verloren, Dane?«
»Nein.« Er sah die Erleichterung auf ihrem Gesicht.
»Schön. Grund genug zum Feiern.«
»Ich bin entzückt, deine Billigung zu finden«, gab er sarkastisch zurück.
Tess runzelte die Stirn, betroffen über seine abweisende Art und froh, als er sie und Duncan allein ließ. Was hat er denn nun schon wieder?, fragte sie sich, während sie beobachtete, wie er zum Bug marschierte. Ihr Blick kehrte zu ihrer Umgebung zurück, und sie stellte fest, dass jeder Mann an Bord sie anstrahlte. Was hat ihre Einstellung mir gegenüber verändert? Frag nicht, Renfrew. Du bekommst sowieso keine vernünftige Antwort.
»Guten Abend, Lady Renfrew.« Beim Klang der Stimme drehte sie sich um. Gaelan Thorpe, blond und hübsch und in feinerer Kleidung, als sie je an ihm gesehen hatte, reichte ihr einen hölzernen Humpen.
Sie nahm ihn dankend an und trank einen Schluck. Im nächsten Moment hustete und würgte sie. Der entsetzte Gaelan fragte sich, ob er sie irgendwie vergiftet hatte.
»Fehlt Ihnen etwas, Mistress?«
»Nein«, brachte sie krächzend heraus und winkte ab, als er ihr auf den Rücken klopfen wollte. »Ich trinke nicht, Mr. Thorpe, schon gar nicht puren Rum.«
»Verzeihung, M’lady.« Er wurde rot und starrte betreten auf seine Hand. »Wie es scheint, habe ich Ihnen meinen Becher gegeben.«
Ihr Blick wanderte zwischen den beiden Bechern hin und her, und sie brach in Gelächter
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