Ein Pirat zum Verlieben
sich, bevor er erst zu ihr und dann wieder auf das Stäbchen schaute. Er beugte sich vor und fuhr mit der Spitze über Papier. Es erstaunte ihn nicht allzu sehr, dass sie Tinte abgab. Er schrieb seinen Namen, verwirrt, dass die Tinte geruchlos und noch dazu schon trocken war, als er mit seinem Finger darüber fuhr. Immer wieder drückte er auf das Ende und beobachtete fasziniert, wie die Spitze in dem schwarzen Röhrchen verschwand. Regierungseigentum der U.S.A. stand in weißen Buchstaben auf einer Seite. Sein Blick flog zu Tess, und einen absurden Moment lang überlegte er, ob sie eine Spionin sein könnte. Nein, dafür musste es eine logische Erklärung geben, entschied er. Dann musterte er die Papiere, entfaltete eines und studierte ihre Handschrift. Sauber, klein, präzise. Wie sie selbst.
Sie stöhnte leise und verdrehte ihren Rücken in eine unbequeme Lage. Es war unfair, sie so schlafen zu lassen, fand er und tippte sie sanft an. Sie sackte in den Ledersessel zurück und legte die Beine zur Seite, wachte aber nicht auf. Dane lächelte leise, hob sie hoch und trug sie zum Bett, wobei seine Augen hungrig auf der leichten Rundung ihrer Brüste ruhten, von denen sich ein Stück zeigte, als der dünne Träger ihres Hemds von ihrer Schulter rutschte. Dann legte er sie in die Mitte der Matratze. Der glatte Satin schmiegte sich eng an ihren Körper und lockte ihn mit verführerischen Erinnerungen an das, was sich darunter verbarg.
Ihre Lider öffneten sich flatternd. Sie sah ängstlich aus.
»Sei mir nicht böse, Dane«, flüsterte sie. »Ich wollte dir nur helfen.«
Er setzte sich neben sie aufs Bett und zog die Decke über ihre nackten Schultern. »Ich bin nicht böse, Liebste.« Jetzt lächelte sie, und er strich das feine Gespinst von Haaren aus ihrem Gesicht und schob es hinter ihr Ohr. »Du hast mir sehr geholfen, und ich bin dir dankbar. Wie bist du auf die Idee gekommen, dass es ein Kode ist?«
»Das hat mir Daddy beigebracht«, murmelte sie gähnend und kuschelte sich tiefer in die weiche Matratze.
Dane wünschte, er hätte ihren Vater gekannt. Er beugte sich vor und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Sie seufzte und glitt mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen in Schlaf. Dane beobachtete sie eine Weile und fragte sich, was er getan hatte, um eine Frau wie sie zu verdienen. Sie hatte sich gegen seine Jagd auf Phillip ausgesprochen und doch den größten Teil des Rätsels für ihn gelöst. Die ganze Nacht hindurch, stellte er fest, während er zu dem mit Papieren übersäten Schreibtisch sah. Als er aufstand, um zum Schreibtisch zu gehen, stieß er mit dem Fuß an etwas. Es war der leuchtend gelbe Beutel. Er war offen oder aufgerissen, genau konnte Dane es nicht sagen, und einiges von seinem Inhalt war deutlich zu sehen. Verlockende Stückchen Spitze und Seide lugten hervor, und Dane, der den schwarzen Satin und das Muster ihres kurzen Morgenrocks erkannte, wurde blitzartig daran erinnert, wie dieses Kleidungsstück an ihrem Körper ausgesehen hatte.
Eine undurchsichtige Flasche, der Griff einer Bürste und ein Stück ausgefransten hellblauen Stoffs schienen ihm zuzuwinken. Er beugte sich ein wenig vor und streckte die Hand aus, um sich sofort wieder aufzurichten. Er durfte nicht in den Sachen der Dame stöbern. Sie hatte angenommen, er hätte es längst getan, sagte er sich, weil es ihn in den Fingern juckte, einen Blick zu riskieren. Kommt nicht in Frage, entschied er und setzte sich an seinen Schreibtisch. Wenn sie es wirklich wollte, würde sie ihm die Sachen selbst zeigen. Dane schlug das Logbuch auf, um ihre dechiffrierten Seiten zu lesen. Er stutzte und fuhr stirnrunzelnd mit einem Finger über das sauber abgetrennte Papier. Es war von hervorragender Beschaffenheit, ohne grobe Körnung oder Flecken von aufgeweichtem Holz, und mit blassrosa Streifen in gerade Reihen unterteilt. Er entdeckte den Stoß Papier, durch dessen oberes Ende sich eine dünne Metallspirale zog. Dane hob es auf und blätterte die Seiten durch. Deshalb also ließ es sich so gleichmäßig abreißen. Genial, dachte er und klappte es wieder zu. Sein Blick fiel sofort auf den Schriftzug, der unter einem Wappen auf die steife Rückseite gedruckt war. Stuart Hall, Kansas City, MO 64108. Wo war dieser Ort? Und wer war dieser Stuart? Ein Schotte? Ein Freund von Tess, vielleicht derjenige, der ihr dieses feine Papier geschenkt hatte? Der Gedanke ärgerte ihn, und er schob ihn ebenso wie den Block Papier beiseite. Er hatte
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