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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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gesehen hast.«
    Â»Was macht er?«
    Â»Keine Ahnung«, sagte Krystal. »Frag Dane, ist ’n Kumpel von Pikeys Bruder.«
    Aber ihr gefiel sein Interesse. So viel Bereitschaft, mit ihr zu sprechen, hatte er noch nie gezeigt.
    Â»Pikey ist auf Bewährung.«
    Â»Wofür?«
    Â»Er ist unten im Cross Keys mit ’ner Glasscherbe auf ’n Typen losgegangen.«
    Â»Warum?«
    Â»Scheiße, woher soll ich ’n das wissen? War nicht dabei.«
    Sie war glücklich, was sie immer großspurig machte. Bis auf die Sorge um Nana Cath (die immerhin noch lebte, also vielleicht auch wieder auf die Beine kam) lagen zwei gute Wochen hinter ihr. Terri ließ sich wieder in Bellchapel behandeln, und Krystal sorgte dafür, dass Robbie in die Tagesstätte ging. Sein Po war weitgehend verheilt. Die Sozialarbeiterin schien zufrieden wie noch nie eine von denen. Auch Krystal war jeden Tag in der Schule gewesen, obwohl sie weder am Montag noch am Mittwoch die Beratungsstunde bei Tessa besucht hatte. Sie wusste nicht, warum. Manchmal fiel man aus seinen Gewohnheiten heraus.
    Sie warf wieder einen Seitenblick auf Fats. Sie hätte nie geglaubt, auf ihn mal scharf zu sein. Erst als er sie in der Schuldisco angebaggert hatte. Alle Welt kannte Fats, denn einige seiner Witze wurden herumgereicht wie Komikersprüche aus der Glotze. (Krystal gab allen gegenüber vor, sie hätte zu Hause einen Fernseher. Sie sah bei Freundinnen und bei Nana Cath genug, um sich durchzumogeln. »Ja, das war Scheiße, oder?« »Ich weiß, hab mich fast nass gemacht«, sagte sie dann, wenn die anderen über Sendungen sprachen, die sie gesehen hatten.)
    Fats stellte sich gerade vor, wie es wohl wäre, mit einer Glasscherbe angegriffen zu werden, wie die scharfe Spitze das weiche Fleisch in seinem Gesicht durchdringen würde. Er spürte die brennenden Nerven und die stechende Luft in seiner Wunde, die warme Nässe, als das Blut herausschoss. Die Haut um seinen Mund herum schien hochempfindlich, als wäre sie bereits vernarbt.
    Â»Hat Dane noch immer ein Messer dabei?«, fragte er.
    Â»Warum?«
    Â»Er hat Kevin Cooper damit bedroht.«
    Â»Cooper ist ’n Arsch, oder?«
    Â»Kann man so sagen.«
    Â»Dane hat’s nur wegen den Riordon-Brüdern dabei«, sagte Krystal.
    Fats mochte Krystals nüchterne Art, mit der sie die Notwendigkeit eines Messers hinnahm, weil daraus Groll und Gewaltbereitschaft sprach. Das war die rohe Realität des Lebens, Dinge, die wirklich eine Rolle spielten. Bevor Arf heute zu ihm gekommen war, hatte Pingel Tessa bedrängt, ihm doch zu sagen, ob seine Wahlbroschüre ihrer Meinung nach auf gelbem oder weißem Papier gedruckt werden sollte.
    Â»Wie wär’s hier?«, schlug Fats nach einer Weile vor.
    Er deutete auf ein offenes Tor in einer langen Steinmauer, durch das sie Laubwerk und Steine sehen konnten.
    Â»Geht klar«, sagte Krystal. Sie war schon einmal mit Nikki und Leanne auf dem Friedhof gewesen. Sie hatten sich auf ein Grab gesetzt und ein paar Dosen aufgerissen, und sie fühlten sich ein wenig unsicher, bis eine Frau sie angeschrien und beschimpft hatte. Leanne hatte eine leere Dose in hohem Bogen auf die Frau geworfen.
    Aber es war zu exponiert, dachte Fats, als er mit Krystal über den breiten Weg zwischen den Gräbern ging. Alles grün und flach, und die Grabsteine boten praktisch keine Deckung. Dann fiel sein Blick auf die Berberitzenhecken an der gegenüberliegenden Mauer, und er hielt darauf zu. Krystal folgte ihm, die Hände in den Hosentaschen, entlang der mit Kies bestreuten Gräber und der unleserlichen Grabsteinen. Der Friedhof war groß und gepflegt. Allmählich kamen sie zu den neueren Grabsteinen aus poliertem schwarzem Marmor mit Goldbuchstaben, Gräber mit frischen Blumen für die kürzlich Verstorbenen.
    Für Lyndsey Kyle, 15. September 1960  –26. März 2008
    Ruhe in Frieden, Mum
    Â»Da drin geht’s.« Fats betrachtete die dunkle Lücke zwischen der Friedhofsmauer und den dornigen Büschen mit den gelben Blüten.
    Sie krochen in den feuchten Schatten und setzten sich mit dem Rücken an der kalten Mauer auf die Erde. Durch das Gebüsch sahen sie die langen Reihen der Grabsteine, dazwischen aber keine Menschen. Fats rollte fachmännisch einen Joint und hoffte, dass Krystal ihm zusah und beeindruckt war.
    Doch sie schaute in den Himmel und dachte an

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