Ein plötzlicher Todesfall
Price, als dieser blöde Aushilfslehrer versucht hatte, sie im Computerkurs mit seiner coolen Tour zu beeindrucken. Im Gegensatz zu Andrew und zwei anderen Jungs hatte Sukhvinder den Lehrer nicht mit Fragen nach der Hackermethode bombardiert, die er erwähnt hatte, sondern war einfach nur still nach Hause gegangen und hatte alles online nachgelesen. Beinahe jede moderne Website war gegen eine klassische SQL-Einschleusung gesichert, aber als Sukhvinder gehört hatte, wie ihre Mutter über den anonymen Angriff auf die Website des Gemeinderats von Pagford redete, war ihr in den Sinn gekommen, dass diese alte Website wahrscheinlich eher minimal gesichert war.
Sukhvinder fand es immer viel leichter zu tippen, als mit der Hand zu schreiben, und Computercodes waren einfacher zu lesen als endlose Reihen von Wörtern. Es dauerte nicht sehr lange, bis sie eine Seite gefunden hatte, die ausführliche Anleitungen für die schlichteste Form der SQL-Einschleusung gab. Dann rief sie die Website des Gemeinderats auf.
Sie brauchte fünf Minuten, um die Seite zu hacken, und das auch nur, weil sie den Code beim ersten Mal falsch abgeschrieben hatte. Zu ihrer Verwunderung entdeckte sie, das der Administrator der Website, wer immer es sein mochte, die Benutzerangaben von Der_Geist_von_Barry_Fairbrother nicht in der Datenbank gelöscht hatte, sondern nur das Posting. Daher wäre es ein Kinderspiel, einen Text unter demselben Namen zu posten.
Sukhvinder brauchte viel länger, die Nachricht zu verfassen, als sich in die Website zu hacken. Sie hatte die geheime Anschuldigung seit Monaten mit sich herumgetragen, seit der Silvesterparty, als ihr um zehn vor zwölf von der Ecke aus, in der sie sich versteckt hatte, das Gesicht ihrer Mutter aufgefallen war. Sie tippte langsam. Die Autokorrektur half ihr bei der Rechtschreibung.
Sie hatte keine Angst, dass Parminder ihre Computerchronik überprüfen würde. Ihre Mutter wusste so wenig über sie und das, was in diesem Zimmer vorging, dass sie ihre faule, dumme, schludrige Tochter nie verdächtigen würde.
Sukhvinder bediente die Maus wie einen Abzug.
XI
Krystal brachte Robbie am Dienstagmorgen nicht in die Tagesstätte, sondern zog ihn stattdessen für Nana Caths Beerdigung an. Während sie ihm in die am wenigsten lädierte Hose half, deren Beine gut fünf Zentimeter zu kurz waren, versuchte sie ihm zu erklären, wer Nana Cath gewesen war, aber sie hätte sich ihre Worte auch sparen können. Robbie konnte sich nicht an Nana Cath erinnern, wusste nicht, was Nana bedeutete, hatte keine Vorstellung von anderen Verwandten als Mutter und Schwester. Trotz der wechselnden Hinweise und Geschichten wusste Krystal, dass Terri keine Ahnung hatte, wer Robbies Vater war.
Krystal hörte ihre Mutter die Treppe herunterkommen.
»Lass das«, fuhr sie Robbie an, der nach einer leeren Bierdose griff, die unter Terris angestammtem Sessel lag. »Komm mit.«
Sie zog Robbie an der Hand Richtung Haustür. Terri trug noch immer die Schlafanzughose und das T-Shirt, in dem sie die Nacht verbracht hatte, und sie war barfuÃ.
»Wieso hast du dich nicht umgezogen?«, wollte Krystal wissen.
»Ich geh nicht«, sagte Terri, schob sich an Sohn und Tochter vorbei in die Küche. »Habâs mir anders überlegt.«
»Warum?«
»Will nicht«, sagte Terri. Am Gasherd zündete sie sich eine Zigarette an. »Muss auch nicht, ScheiÃe.«
Krystal hielt den zappelnden Robbie noch immer an der Hand.
»Alle gehen hin«, sagte Krystal. »Cheryl und Shane und die alle.«
»Ja und?«, versetzte Terri aggressiv.
Krystal hatte befürchtet, dass ihre Mutter in letzter Minute einen Rückzieher machte. Die Beerdigung würde sie mit Danielle konfrontieren, der Schwester, die Terri wie Luft behandelte, ganz zu schweigen von den anderen Verwandten, die sie enterbt hatten. Anne-Marie war vielleicht da. Krystal hatte sich in den Nächten, in denen sie um Nana Cath und Mr Fairbrother Tränen vergossen hatte, an dieser Hoffnung festgehalten wie an einer Fackel im Dunkeln.
»Du musst da hin«, sagte Krystal.
»Nee, muss ich nicht.«
»Es ist Nana Cath!«
»Ja und?«
»Sie hat viel für uns getan.«
»Hat sie nicht«, fauchte Terri.
»Wohl«, sagte Krystal mit heiÃem Gesicht, die Hand noch immer fest um Robbies geschlossen.
»Für dich vielleicht«, sagte Terri. »ânen
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