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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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aufsaugten und freundlich nickten, wenn er sprach. Sie wusste sehr wohl, dass einige sie »Nervensäge« nannten.
    Â»Forschungen haben ergeben, dass illegaler Drogenkonsum in Zeiten der Rezession ansteigt«, sagte Parminder.
    Â»Das haben die sich doch selbst zuzuschreiben«, sagte Betty. »Keiner zwingt sie, Drogen zu nehmen.« Beifall heischend schaute sie sich am Tisch um. Shirley lächelte ihr zu.
    Â»Wir werden ein paar harte Entscheidungen treffen müssen«, sagte Aubrey.
    Â»Also haben Sie sich mit Howard zusammengetan«, bügelte Parminder ihn ab, »und beschlossen, dass Sie der Klinik einen kleinen Schubs geben können, wenn sie das Gebäude räumen muss.«
    Â»Ich kann mir bessere Möglichkeiten vorstellen, Geld auszugeben, als für einen Haufen Krimineller«, sagte der Steuerberater.
    Â»Ich persönlich würde ihnen sämtliche Beihilfen streichen«, meldete Betty sich zu Wort.
    Â»Ich wurde zu dieser Sitzung eingeladen, um Sie alle darüber in Kenntnis zu setzen, was auf Ebene der Stadt vorgeht«, sagte Aubrey ruhig. »Mehr nicht, Dr. Jawanda.«
    Â»Helen«, sagte Howard laut. Er zeigte auf eine Ratskollegin, die ihre Hand erhoben und schon seit einer Weile versucht hatte, zu Wort zu kommen.
    Parminder hörte nichts von dem, was die Frau sagte. Sie hatte den Papierstapel nahezu vergessen, der unter ihrer Tagesordnung lag und auf den Kay Bawden so viel Zeit verwendet hatte: die Statistiken, die Fallbeschreibungen über erfolgreiche Behandlungen, die Erläuterung der Vorteile von Methadon gegenüber Heroin, Studien über die finanziellen wie sozialen Kosten von Drogenabhängigkeit. Alles um Parminder herum löste sich auf, wurde unwirklich. Sie wusste, dass sie explodieren würde wie noch nie in ihrem Leben, und es gab keinen Spielraum, es zu bereuen oder rückgängig zu machen oder etwas anderes zu tun, als sich selbst dabei zuzuschauen. Es war zu spät, viel zu spät.
    Â»â€¦Â die Kultur des Leistungsanspruchs«, sagte Aubrey Fawley. »Menschen, die buchstäblich keinen einzigen Tag im Leben gearbeitet haben.«
    Â»Und seien wir ehrlich«, ergänzte Howard, »hier geht es doch um ein Problem, das einfach zu lösen ist. Hört auf, Drogen zu nehmen .«
    Versöhnlich lächelnd wandte er sich an Parminder. »Man nennt es doch ›kalter Entzug‹, nicht wahr, Dr. Jawanda?«
    Â»Sie meinen also, die Abhängigen sollten Verantwortung für ihre Situation übernehmen und ihr Verhalten ändern?«, fragte Parminder.
    Â»In knappen Worten, ja.«
    Â»Bevor sie dem Staat finanziell zur Last fallen.«
    Â»Gen  …«
    Â»Und Sie«, sagte Parminder laut, während die Wut in ihr hochkochte, »wissen Sie, mit wie vielen Zehntausenden Pfund Sie , Howard Mollison, dem Gesundheitswesen zur Last gefallen sind, weil Sie einfach nicht aufhören können, sich zu überfressen?«
    Ein breites, scharlachrotes Band zog sich über Howards Hals bis in seine Wangen.
    Â»Wissen Sie, wie teuer Ihr Bypass war, und Ihre Medikamente, und Ihr langer Krankenhausaufenthalt? Und die Arzttermine, die Sie in Anspruch nehmen wegen Ihres Asthmas, Ihres Bluthochdrucks und des Hautausschlags, allesamt Folgen Ihrer Weigerung abzunehmen?«
    Als Parminders Stimme schrill und laut wurde, begannen andere Ratsmitglieder, zu Howards Gunsten zu protestieren. Shirley war aufgesprungen, doch Parminder schrie noch immer, raffte die Papiere zusammen, die sie wild gestikulierend verstreut hatte.
    Â»Was ist mit der ärztlichen Schweigepflicht?«, rief Shirley. »Das ist empörend! Absolut empörend!«
    Parminder war schon an der Saaltür und ging mit langen Schritten hinaus, hörte aber über ihr wütendes Schluchzen hinweg, wie Betty lauthals nach Parminders sofortigem Ausschluss aus dem Gemeinderat verlangte. Sie rannte förmlich davon, wohl wissend, dass sie etwas Unverzeihliches getan hatte, und sie wollte nur noch von der Dunkelheit verschluckt werden und für immer verschwinden.
    IX
    Die Yarvil and District Gazette hielt sich bei der Berichterstattung über die Vorkommnisse während der erbittertsten Gemeinderatssitzung aller Zeiten eher zurück. Doch es half nichts, denn auch die bereinigte Titelgeschichte, angereichert mit den lebhaften Beschreibungen aller Augenzeugen, sorgte dafür, dass Gerüchte sich in Windeseile verbreiteten. Zu allem

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