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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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wie man sie erziehen sollte, wie sollten die Verständnis aufbringen? Eigentlich hatte sie Kay auch nicht leiden können. Bloß hatte man bei Kay so ein komisches Gefühl gehabt, dasselbe wie bei Nana Cath, bevor sie Terri eine Nutte genannt hatte und ihr sagte, sie wolle sie nie wiedersehen. Bei Kay spürte man – obwohl sie Akten mit sich herumtrug wie alle anderen auch, obwohl sie die Fallprüfung in Gang gesetzt hatte –, man spürte ihren Wunsch, dass alles gut laufen sollte, und nicht nur auf dem Blatt Papier. Man spürte das wirklich. Aber sie war weg, und wahrscheinlich denkt sie nicht mal mehr an uns , dachte Terri wütend.
    Am Freitagnachmittag erfuhr Terri von Mattie, dass Bellchapel ziemlich sicher schließen würde.
    Â»Das hat mit Politik zu tun«, sagte Mattie. »Die wollen Geld sparen, und die Methadonbehandlung ist bei der Stadt nicht beliebt. Hinzu kommt, dass Pagford sie aus dem Gebäude raushaben will. Stand alles in der Lokalzeitung, vielleicht haben Sie es ja gelesen?«
    Manchmal redete sie so mit Terri, schlug einen Plauderton an in der Art »nach allem, was wir durchgemacht haben«, der ihr auf die Nerven ging, denn er war verbunden mit Nachfragen, ob Terri daran dachte, ihrem Sohn etwas zu essen zu geben. Diesmal aber war es der Inhalt der Worte, nicht die Form, der Terri empörte.
    Â»Die machen zu?«, fragte sie.
    Â»Sieht ganz so aus«, erwiderte Mattie leichthin. »Für Sie ändert sich dadurch nichts. Na ja, offensichtlich …«
    Drei Mal hatte sich Terri auf das Programm in Bellchapel eingelassen. Der verstaubte Innenraum der umfunktionierten Kirche mit den Trennwänden und den Broschüren, das Bad mit dem bläulichen Neonlicht (bei dem man keine Venen finden konnte, um sich einen Schuss zu setzen), war ihr vertraut geworden, fast sympathisch. Neuerdings hatte sie das Gefühl, als würden die Beschäftigten dort einen anderen Ton ihr gegenüber anschlagen. Alle waren, jedenfalls zu Beginn, davon ausgegangen, dass sie wieder scheitern würde, aber sie hatten angefangen, so mit ihr zu sprechen wie Kay, als wüssten sie, dass in ihrem vernarbten, verbrannten Körper ein richtiger Mensch steckte.
    Â»â€¦Â offensichtlich wird sich etwas ändern, Sie bekommen Ihr Methadon stattdessen von Ihrer Hausärztin«, sagte Mattie. Sie blätterte durch die umfangreiche Akte, dem amtlichen Protokoll über Terris Leben. »Sie sind Patientin bei Dr. Jawanda in Pagford, stimmt’s? Pagford – warum nehmen Sie den langen Weg dorthin auf sich?«
    Â»In Cantermill hab ich ’ner Schwester eine runtergehauen«, sagte Terri beinahe geistesabwesend.
    Nachdem Mattie gegangen war, saß Terri lange in ihrem schmutzigen Sessel im Wohnzimmer und kaute an den Fingernägeln, bis sie bluteten.
    Sobald Krystal nach Hause kam und Robbie aus der Tagesstätte mitbrachte, erzählte sie ihr, dass Bellchapel dichtgemacht werde.
    Â»Das ist noch nicht entschieden«, sagte Krystal mit Nachdruck.
    Â»Woher weißt du das?«, fragte Terri. »Die machen dicht, und jetzt sagen sie, dass ich nach scheiß Pagford zu der Schlampe muss, die Nana Cath umgebracht hat. ’n Scheiß werd ich tun.«
    Â»Du musst«, sagte Krystal.
    So war Krystal schon seit Tagen; kommandierte ihre Mutter herum und führte sich auf, als wäre sie die Erwachsene.
    Â»Gar nix werd ich tun«, sagte Terri wütend. »Freche kleine Schlampe«, fügte sie der guten Ordnung halber hinzu.
    Â»Wenn du wieder anfängst, an der Nadel zu hängen«, sagte Krystal wütend, »werden sie uns Robbie wegnehmen.«
    Robbie, noch immer an Krystals Hand, brach in Tränen aus.
    Â»Siehste?«, schrien die beiden Frauen sich an.
    Â»Du tust es doch für ihn, verdammte Scheiße«, rief Krystal. »Und außerdem hat die Ärztin Nana Cath nix getan, das sind bloß Cheryl und die alle, die doof daherquatschen!«
    Â»Kleine Klugscheißerin, wie?«, brüllte Terri. »Du weißt immer …«
    Krystal spuckte sie an.
    Â»Verpiss dich!«, kreischte Terri. Da Krystal größer und schwerer war, griff sie nach einem Schuh, der am Boden lag, und holte kräftig damit aus. »Raus hier!«
    Â»Worauf du einen lassen kannst!«, brüllte Krystal. »Und ich werd Robbie und alles mitnehmen, und du kannst hierbleiben und Obbo durchficken und noch eins

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