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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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Spalt. Die Kartons waren schwer und ließen sich kaum bewegen. Kay gelang es, die Figur hervorzuzerren, die sich bei näherer Betrachtung als kauerndes, knallrotes, Buddha-ähnliches Männchen erwies.
    Â»Hier«, sagte sie.
    Robbies Brüllen hörte auf. Er nahm das Männchen, steckte es zurück in die Schachtel und schüttelte sie wieder.
    Kay blickte sich um. Zwei kleine Spielzeugautos lagen verkehrt herum unter dem zerbrochenen Regal.
    Â»Magst du Autos?«, fragte sie Robbie und deutete darauf.
    Er folgte der Richtung ihres Fingers nicht, sondern beobachtete sie aus zusammengekniffenen Augen in einer Mischung aus Berechnung und Neugier. Dann tappte er los, hob ein Auto auf und hielt es ihr hin.
    Â»Brumm«, sagte er. »Audo.«
    Â»Stimmt«, sagte Kay. »Sehr gut. Auto. Brumm, brumm.«
    Sie setzte sich wieder und zog einen Notizblock aus der Tasche.
    Â»Also, Terri. Wie ist es gelaufen?«
    Es dauerte eine Weile, bevor Terri sagte: »Ganz gut.«
    Â»Nur damit Sie Bescheid wissen: Mattie hat sich krankgemeldet, daher bin ich für sie eingesprungen. Ich muss einiges von dem durchgehen, was sie mir an Informationen dagelassen hat, um zu prüfen, ob sich seit ihrem Besuch letzte Woche irgendwas geändert hat, in Ordnung? Gut, schauen wir mal. Robbie geht jetzt in die Tagesstätte, ja? Viermal in der Woche morgens und zweimal nachmittags?«
    Kays Stimme schien Terri nur von fern zu erreichen, als redete sie mit jemandem, der in einem Brunnenschacht saß.
    Â»Jaa«, antwortete sie nach einer Pause.
    Â»Wie läuft das denn? Geht er gerne hin?«
    Robbie stopfte das Spielzeugauto in die Müslischachtel. Er hob eine der Kippen auf, die von Kays Hose gefallen waren, und quetschte sie zu dem Auto und dem roten Buddha.
    Â»Jaa«, sagte Terri schläfrig.
    Aber Kay war damit beschäftigt, die letzte unordentliche Notiz durchzulesen, die Mattie in die Akte eingetragen hatte.
    Â»Sollte er heute nicht dort sein, Terri? Ist er dienstags nicht immer in der Tagesstätte?«
    Terri kämpfte anscheinend gegen den Schlaf an. Ein-, zweimal sackte ihr der Kopf nach vorne. Schließlich sagte sie: »Krystal sollte ihn hinbringen, hat sie aber nicht.«
    Â»Krystal ist Ihre Tochter? Wie alt ist sie?«
    Â»Vierzehn«, sagte Terri verträumt. »Vierzehneinhalb.«
    Kay entnahm den Akten, dass Krystal sechzehn war. Eine lange Pause trat ein.
    Zwei angeschlagene Becher standen neben Terris Sessel auf dem Boden. Die schmutzige Flüssigkeit in dem einen hatte die Farbe von Blut. Terri hatte die Arme über der Brust verschränkt.
    Â»Ich hab ihn angezogen.« Terri schien die Worte aus der Tiefe ihres Bewusstseins zu holen.
    Â»Entschuldigung, Terri, aber ich muss das fragen«, sagte Kay. »Haben Sie heute Morgen was gespritzt?«
    Terri fuhr sich mit ihrer Klauenhand über den Mund.
    Â»Nee.«
    Â»Muss kacken«, sagte Robbie und schob sich zur Tür.
    Â»Braucht er Hilfe?«, fragte Kay, als Robbie außer Sichtweite verschwand und sie ihn die Treppe hinauftrappeln hörten.
    Â»Nee, kann er allein«, lallte Terri. Sie stützte ihren herabhängenden Kopf auf die Faust, den Ellbogen auf der Armlehne. Robbie brüllte vom Treppenabsatz herunter.
    Â»Tür! Tür!«
    Sie hörten ihn gegen Holz klopfen. Terri regte sich nicht.
    Â»Soll ich ihm helfen?«, bot Kay an.
    Â»Jaa«, sagte Terri.
    Kay stieg die Treppe hinauf und drückte die schwergängige Klinke für Robbie hinunter. Der Raum stank. Die Badewanne war grau, mit stufenweise umlaufenden, braunen Rändern, und die Toilette war nicht gespült worden. Kay tat das, bevor sie Robbie erlaubte, auf die Brille zu klettern. Er verzog das Gesicht und drückte mit lautem Stöhnen, ohne sich um ihre Anwesenheit zu kümmern. Ein lautes Platschen ertönte, und zu dem bereits üblen Gestank kam noch ein weiterer hinzu. Er rutschte herunter und zog seine prall gefüllte Windel hoch, ohne sich abzuwischen. Kay holte ihn zurück und versuchte ihn zu überreden, es selbst zu machen, doch das schien ihm völlig fremd zu sein. Schließlich tat sie es für ihn. Sein Po war wund: verkrustet, rot und entzündet. Die Windel stank nach Ammoniak. Sie wollte sie ihm abnehmen, aber er jaulte auf, schlug nach ihr, riss sich los und flitzte mit seiner herabhängenden Windel wieder ins Wohnzimmer hinunter. Kay wollte sich die Hände waschen, aber

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