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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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die ganze Sache vermasselt.
    Â»Ich weiß nicht, wo ich hinsoll«, sagte er und schaute sich noch einmal um. »Ich habe so etwas noch nie gemacht.«
    Â»Da ist nichts weiter dran, Kumpel«, sagte Miles. »Von dir wird nur eines erwartet: Lass ja nichts fallen, hehehe.«
    Miles’ mädchenhaftes Gekicher stand in seltsamem Kontrast zu seiner sonst so tiefen Stimme. Weder Gavin noch Samantha lächelten.
    Colin Wall ragte aus der Menge heraus. Groß und unbeholfen, mit seiner hohen, unförmigen Stirn erinnerte er Samantha stets an Frankensteins Monster.
    Â»Gavin«, sagte er. »Da bist du ja. Ich glaube, wir sollten auf den Bürgersteig hinaustreten, sie werden jeden Moment eintreffen.«
    Â»In Ordnung«, sagte Gavin, erleichtert, herumkommandiert zu werden.
    Â»Colin.« Miles nickte ihm kurz zu.
    Â»Ja, hallo«, erwiderte Colin nervös, bevor er sich den Weg zurück durch die Trauergäste bahnte.
    Dann entstand erneut Unruhe, und Samantha hörte Howards laute Stimme: »Entschuldigung … tut mir leid … versuchen nur, uns der Familie anzuschließen …« Die Menge teilte sich, um seinem Bauch auszuweichen, und Howard tauchte auf, gewaltig in seinem Mantel mit den samtbezogenen Revers. Shirley und Maureen dümpelten in seinem Kielwasser, Shirley gepflegt und beherrscht in Marineblau, Maureen dürr wie ein Aasfresser, in einem Hut mit einem kleinen schwarzen Schleier.
    Â»Hallo, hallo«, sagte Howard und küsste Samantha fest auf beide Wangen. »Und wie geht’s meiner Sammy?«
    Ihre Antwort ging in dem allgemeinen unbehaglichen Gescharre unter, als sich alle vom Pfad zurückzogen, wobei diskret um Plätze gerangelt wurde, weil niemand seinen Platz in der Nähe des Kirchenportals aufgeben wollte. Während sich die Menge teilte, wurden vertraute Gestalten wie einzelne Punkte an der Bruchkante sichtbar. Samantha entdeckte die Jawandas, kaffeebraune Gesichter zwischen all dem käsigen Weiß. Vikram, unglaublich gutaussehend in seinem dunklen Anzug, Parminder im Sari (warum machte sie das? Wusste sie denn nicht, dass sie damit solchen Typen wie Howard und Shirley direkt die Hände spielte?), und neben ihr die plumpe kleine Tessa Wall in einem grauen Mantel, der an den Knöpfen spannte.
    Mary Fairbrother und die Kinder kamen langsam den Pfad zur Kirche herauf. Mary war schrecklich bleich und wirkte um viele Kilo dünner. Konnte sie in sechs Tagen so viel abgenommen haben? Sie hielt eine ihrer Zwillingstöchter an der Hand, den anderen Arm hatte sie um die Schultern ihres jüngeren Sohnes gelegt. Ihnen folgte Fergus, der Älteste. Marys Blick war strikt geradeaus gerichtet, ihr weicher Mund fest geschlossen. Weitere Familienmitglieder betraten hinter Mary und den Kindern die Kirche und wurden vom düsteren Inneren verschluckt.
    Sofort strömten auch alle anderen auf die Türen zu, was zu einem würdelosen Gerangel führte. Die Mollisons wurden mit den Jawandas zusammengeschoben.
    Â»Nach Ihnen, Mr Jawanda, Sir, nach Ihnen …«, dröhnte Howard. Er streckte den Arm aus, um dem Chirurgen den Vortritt zu lassen. Doch dann benutzte Howard seine Körperfülle, um alle anderen daran zu hindern, sich vorzudrängen, folgte Vikram sofort durch den Eingang und überließ ihre Familien sich selbst.
    Ein königsblauer Teppich bedeckte den Mittelgang von St. Michael and All Saints. Goldene Sterne glitzerten an der gewölbten Decke, Gedenktafeln aus Messing spiegelten den Schein der Hängelampen wider. Die kunstvollen Buntglasfenster hatten herrliche Farbschattierungen. Auf halber Höhe des Längsschiffs, bei den Epistelfenstern, nahm der Heilige Michael das größte Fenster ein, gekleidet in eine silberne Rüstung. Himmelblaue Flügel wuchsen aus seinen Schultern, in der einen Hand hielt er ein erhobenes Schwert, in der anderen goldene Waagschalen. Ein in Sandalen steckender Fuß hielt einen sich windenden, in Dunkelgrau gehaltenen Satan mit Fledermausflügeln, der sich aufzurichten versuchte, am Boden fest. Der Gesichtsausdruck des Heiligen war heiter.
    Howard blieb auf Höhe des Heiligen Michaels stehen und bedeutete seinen Begleitern, sich in die Kirchenbank zur Linken zu setzen. Vikram bog direkt in die gegenüberliegende ein. Während die restlichen Mollisons und Maureen sich nacheinander in die Bank schoben, blieb Howard auf dem königsblauen Teppich stehen

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