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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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und sich an der schmalsten Stelle am T-Shirt des anderen festgekrallt.
    Jahrelange Übung ermöglichte es Andrew, obwohl er gedanklich kaum bei der Sache war, sich wie ein Krebs an die Wand aus Erde und Stein zu drücken, seine Turnschuhe nur einen knappen Meter über dem rauschenden Fluss. Dann war er, mit einem geschickten Hüftschwung, in dem Gesteinsspalt, den sie vor so langer Zeit gefunden hatten. Damals war es ihnen wie eine göttliche Belohnung für ihren Wagemut vorgekommen. Inzwischen konnte Andrew innen nicht mehr aufrecht stehen, doch der Spalt, etwas größer als ein Zweimannzelt, bot zwei Jugendlichen genug Platz, nebeneinanderzuliegen, dem Rauschen des Flusses zu lauschen und in den vom Laub der Bäume gesprenkelten Himmel zu schauen.
    Beim ersten Mal hatten sie mit Stöcken an der Rückwand der Spalte herumgestochert, hatten aber keinen Geheimgang gefunden, der zur Abtei hochführte. Also gratulierten sie sich dazu, dass nur sie dieses Versteck kannten, und schworen einander, es für immer als ihr Geheimnis zu bewahren. Andrew erinnerte sich vage an einen feierlichen Eid, Spucke und Kraftausdrücke. Zuerst war der Spalt für sie »die Höhle« gewesen, doch nun hieß er schon seit einiger Zeit nur noch »das Pingelloch«.
    Die kleine Nische roch erdig, obwohl die schrägen Wände aus Gestein bestanden. Eine grüne Gezeitenmarke ließ erkennen, dass der Felsspalt in der Vergangenheit überflutet worden war, aber nicht bis zur Decke. Der Boden war mit ihren Zigarettenkippen und Jointresten bedeckt. Andrew setzte sich, ließ die Beine über dem schlammigen Wasser baumeln und zog seine Zigaretten samt Feuerzeug aus der Tasche, gekauft von seinem letzten Geburtstagsgeld, nachdem er jetzt kein Taschengeld mehr bekam. Er zündete sich eine an, sog tief den Rauch ein und ließ die erhebende Begegnung mit Gaia Bawden noch einmal so detailliert wie möglich vor seinem inneren Auge ablaufen: schmale Taille und wiegende Hüften, samtige Haut zwischen Leder und T-Shirt, voller, breiter Mund, »Oh, hi«. Er hatte sie zum ersten Mal ohne Schuluniform gesehen. Wo wollte sie hin, allein mit ihrer Lederhandtasche? Was konnte sie an einem Samstagmorgen in Pagford unternehmen? Wollte sie vielleicht mit dem Bus nach Yarvil fahren? Was hatte sie vor, wenn er sie nicht im Blick hatte, welche weiblichen Geheimnisse umgaben sie?
    Und er fragte sich zum wiederholten Mal, ob es vorstellbar war, dass ein solches Kunstwerk aus Fleisch und Knochen eine banale Persönlichkeit beinhalten konnte. Diese Frage hatte sich ihm erst bei Gaia gestellt. Selbst während er sich vorzustellen versuchte, wie ihre Brüste aussahen und sich anfühlen würden – nach den erkennbaren Beweisen zu urteilen, die ihm dank der etwas durchsichtigen Schulbluse zuteilgeworden waren, und dem, was er als weißen BH identifiziert hatte –, konnte er nicht glauben, dass die Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, nur rein körperlich war. Sie hatte eine Art, sich zu bewegen, die ihn wie Musik berührte, und Musik war sein Ein und Alles. Die Seele, die diesen unvergleichlichen Körper belebte, musste doch wohl auch ungewöhnlich sein? Warum sollte die Natur ein solches Geschöpf schaffen, wenn nicht, um etwas ebenso Wertvolles in sich aufzunehmen?
    Andrew wusste, wie nackte Frauen aussahen, da der Computer in Fats’ Zimmer nicht unter elterlicher Aufsicht stand. Gemeinsam hatten sie jede Menge Online-Pornographie erforscht, die unentgeltlich zu haben war: rasierte Mösen, auseinandergezogene rosa Schamlippen mit dunkel gähnenden Schlitzen dazwischen, gespreizte Pobacken mit den runzligen Knöpfen des Anus, dick mit Lippenstift verschmierte Münder, aus denen Sperma tropfte. Andrews Erregung wurde stets von dem Wissen verstärkt, dass man Mrs Wall erst hören konnte, wenn sie schon auf den knarrenden Dielen vor Fats’ Tür war. Manchmal fanden Fats und er Merkwürdigkeiten, die sie in brüllendes Gelächter ausbrechen ließen, selbst wenn sich Andrew unsicher war, ob sie ihn eher erregten oder abstießen (Peitschen und Sättel, Zaumzeug, Stricke, Schläuche; und einmal, darüber hatte selbst Fats nicht lachen können, Nahaufnahmen von Foltereinrichtungen, von Nadeln, die aus weichem Fleisch ragten, und von erstarrten, schreienden Frauengesichtern).
    Gemeinsam waren sie zu Kennern von Silikonbrüsten geworden,

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