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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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erzählen wollte. Den gesamten Trauergottesdienst über, während sein Vater schluckte und in sein Taschentuch heulte, hatte Fats im Geiste geübt, wie er anfangen sollte. Er war so aufgeregt wegen der Aussicht, es erzählen zu können, dass er sich kaum zurückhalten konnte, aber er war entschlossen, nicht damit rauszuplatzen. Es zu erzählen war für Fats fast ebenso wichtig, wie es zu tun. Er wollte nicht, dass Andrew meinte, er habe sich deshalb beeilt herzukommen.
    Â»Du weißt, dass Fairbrother im Gemeinderat war?«, fragte Andrew.
    Â»Ja«, sagte Fats, froh, dass Andrew ein anderes Thema anschnitt.
    Â»Si-Pie hat gesagt, er will für den Sitz kandidieren.«
    Â»Echt?« Fats sah Andrew skeptisch an. »Was ist denn in den gefahren?«
    Â»Er glaubt, Fairbrother sei von irgendeiner Baufirma geschmiert worden.« Andrew hatte gehört, wie Simon am Morgen mit Ruth in der Küche darüber gesprochen hatte. Das hatte alles erklärt. »Er will auch mitmischen.«
    Â»Das war nicht Barry Fairbrother«, sagte Fats lachend und schnippte Asche auf den Höhlenboden. »Und das war auch nicht im Gemeinderat. Das war, wie heißt er noch, Frierly, aus Yarvil. Der war beim Schulaufsichtsrat von der Winterdown. Pingel hat voll die Krise gekriegt. Die Lokalzeitung wollte von ihm einen Kommentar und so was. Frierly ist deswegen gefeuert worden. Liest Si-Pie denn nicht die Gazette ?«
    Andrew starrte Fats an.
    Â»Scheiße. Ist doch mal wieder typisch.«
    Er drückte seine Zigarette auf dem Höhlenboden aus, peinlich berührt wegen der Dämlichkeit seines Vaters. Simon hatte mal wieder etwas völlig falsch verstanden. Er lehnte die Gemeinschaft ab, verspottete die Anliegen der Pagforder, war stolz auf die Abgelegenheit seines blöden kleinen Hauses auf dem Hügel. Dann saß er einer Fehlinformation auf und setzte seine Familie Häme und Demütigungen aus.
    Â»Korrupt bis auf die Knochen, dieser Si-Pie, was?«, sagte Fats.
    Sie nannten ihn Si-Pie, weil das Ruths Kosename für ihren Mann war. Fats hatte das einmal mitbekommen, als er zum Abendessen geblieben war, und nannte Simon seither so.
    Â»Ja, das kannst du laut sagen«, bestätigte Andrew und überlegte, ob es ihm gelingen würde, seinen Vater von der Kandidatur abzubringen, wenn er ihm erzählte, dass er sich den falschen Mann und das falsche Gremium ausgesucht hatte.
    Â»Ist witzig«, sagte Fats. »Pingel will nämlich auch kandidieren.«
    Fats blies den Rauch durch die Nase aus und starrte an die Höhlendecke über Andrews Kopf.
    Â»Stellt sich nur die Frage, ob sich die Wähler für die Fotze entscheiden«, sagte er, »oder für die Möse?«
    Andrew lachte. Kaum etwas genoss er mehr, als zu hören, dass sein Vater von Fats Fotze genannt wurde.
    Â»Jetzt rück mal«, sagte Fats, klemmte sich die Zigarette zwischen die Lippen und klopfte auf seine Hüften, obwohl er wusste, dass der Umschlag in seiner Brusttasche steckte. »Da ist er ja«, sagte er, zog ihn heraus und öffnete ihn, um Andrew den Inhalt zu zeigen: braune, pfefferkorngroße Hülsen in einer pulvrigen Mischung aus verschrumpelten Stängeln und Blättern.
    Â»Sinsemilla, bitte sehr.«
    Â»Was ist das?«
    Â»Spitzen und Triebe einer unbefruchteten Marihuanapflanze«, sagte Fats, »und speziell aufbereitet für dein Rauchvergnügen.«
    Â»Was ist der Unterschied zwischen dem da und dem normalen Zeug?« Andrew hatte sich mit Fats im Pingelloch schon mehrere Klumpen von wachsartigem schwarzem Cannabisharz geteilt.
    Â»Einfach ’ne andere Sorte.« Fats drückte seine Zigarette aus, holte ein Päckchen Rizlas aus der Tasche, nahm drei der dünnen Blättchen heraus und klebte sie zusammen.
    Â»Hast du das Zeug von Kirby?« Andrew betastete den Umschlag und roch an seinem Inhalt.
    Jeder wusste, dass Skye Kirby der Mann war, zu dem man ging, wenn man Stoff brauchte. Er war eine Klasse über ihnen. Sein Großvater war ein alter Hippie, den sie schon mehrfach eingebuchtet hatten, weil er selbst anbaute.
    Â»Da gibt’s auch noch diesen Obbo.« Fats ritzte Zigaretten auf und streute den Tabak auf die Blättchen. »In Fields. Von dem kriegt man alles. Sogar scheiß Smack, wenn du willst.«
    Â»Du willst aber kein Smack, oder?«, fragte Andrew. Er beobachtete Fats’ Gesicht.
    Â»Nee.« Fats nahm den Umschlag an

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