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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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gewesen und er hoffe, sie an dem Abend zu sehen. Er betrachtete diese bescheidenen Eingeständnisse mehr oder weniger als den Preis, den er für einen Abend anspruchsloser Gesellschaft zu zahlen hatte.
    Doch Kay schien sie mehr als Anzahlung auf einen neu verhandelten Vertrag zu betrachten. Du hast mich vermisst. Du hast mich gebraucht, als es dir schlecht ging. Es hat dir leidgetan, dass wir nicht als Paar hingegangen sind. Tja, dann lass uns diesen Fehler nicht wiederholen . Seither hatte sie ihn mit einer leichten Selbstgefälligkeit behandelt, einer Forschheit, einem Gefühl wiedererwachter Erwartungen.
    Er bereitete Spaghetti Bolognese zu, hatte absichtlich darauf verzichtet, eine Nachspeise zu kaufen oder vor ihrer Ankunft den Tisch zu decken, um nur ja deutlich zu machen, dass er sich keine besondere Mühe gab. Kay schien es nicht zu bemerken, sie schien sogar entschlossen zu sein, diese gleichgültige Haltung als Kompliment aufzufassen. Sie saß an seinem kleinen Küchentisch, redete gegen das Prasseln des Regens auf das Oberlicht an und ließ dabei den Blick über Einbauten und Zubehör schweifen. Sie war noch nicht oft hier gewesen.
    Â»Dieses Gelb hat wohl Lisa ausgesucht, oder?«
    Sie machte es schon wieder, brach Tabus, als hätten sie vor kurzem eine höhere Stufe der Intimität erreicht. Gavin zog es vor, nicht über Lisa zu sprechen, wenn es sich vermeiden ließ, das musste sie inzwischen doch wohl kapiert haben? Er streute Oregano über das Hackfleisch in der Pfanne und sagte: »Nein, das stammt alles vom Vorbesitzer. Ich bin noch nicht dazu gekommen, es zu ändern.«
    Â»Oh.« Sie trank einen Schluck Wein. »Na ja, es sieht ganz nett aus. Ein bisschen fade.«
    Das ärgerte Gavin, da seiner Meinung nach die Inneneinrichtung des Cottage der in der Hope Street Nummer zehn weit überlegen war. Er schaute in die blubbernden Spaghetti und drehte Kay den Rücken zu.
    Â»Stell dir vor«, sagte sie, »ich habe heute Nachmittag Samantha Mollison getroffen.«
    Gavin wirbelte herum. Woher wusste Kay, wie Samantha Mollison aussah?
    Â»Direkt vor dem Feinkostladen am Marktplatz, wo ich das hier kaufen wollte.« Sie schnippte die Weinflasche neben sich mit dem Fingernagel an. »Sie hat mich gefragt, ob ich ›Gavins Freundin‹ sei.«
    Kay gab es schnippisch wieder, obwohl sie sich durch Samanthas Wortwahl ermutigt gefühlt hatte, erleichtert darüber, dass Gavin sie wohl auf diese Weise seinen Freunden beschrieb.
    Â»Und was hast du gesagt?«
    Â»Ich sagte … ich habe ja gesagt.«
    Sie wirkte geknickt. Gavin hatte die Frage eigentlich nicht ganz so aggressiv stellen wollen. Er hätte eine Menge dafür gegeben, wenn Kay und Samantha sich nie begegnet wären.
    Â»Wie auch immer«, fuhr Kay etwas gereizt fort. »Sie hat uns für nächsten Freitag zum Essen eingeladen. In einer Woche.«
    Â»Ach du verdammte Scheiße«, entfuhr es Gavin.
    Kays gute Laune verflog endgültig.
    Â»Was ist denn los?«
    Â»Nichts. Ähm, nichts.« Er stocherte in den blubbernden Spaghetti. »Nur, dass ich schon während der Arbeitszeit genug von Miles zu sehen bekomme, um ehrlich zu sein.«
    Das war es, wovor er sich die ganze Zeit gefürchtet hatte: dass sie sich in sein Leben einschleichen würde und sie Gavin-und-Kay wären, mit einem gemeinsamen Bekanntenkreis, was es zunehmend schwieriger machen würde, sie aus seinem Leben zu entfernen. Wie hatte er das zulassen können? Warum hatte er ihr erlaubt hierher zu ziehen? Wut auf sich selbst mutierte in Windeseile zu Wut auf sie. Warum merkte sie nicht, wie wenig er sie wollte? Warum verschwand sie nicht, sondern zwang ihn stattdessen, die Drecksarbeit zu übernehmen? Er goss die Spaghetti in der Spüle ab und fluchte leise, als er sich mit kochendem Wasser bespritzte.
    Â»Dann solltest du Miles und Samantha lieber anrufen und absagen«, sagte Kay.
    Ihre Stimme war härter geworden. Wie es Gavins tief sitzender Angewohnheit entsprach, versuchte er den drohenden Konflikt abzuwehren und hoffte, dass sich die Dinge von allein regeln würden.
    Â»Nein, nein«, sagte er und tupfte sich das feuchte Hemd mit dem Handtuch ab. »Wir gehen hin. Schon gut. Wir gehen hin.«
    Aber in seinem unverhohlenen Mangel an Begeisterung formulierte er schon einmal Sätze, die er im Nachhinein vorbringen könnte. Du wusstest, dass ich nicht hingehen

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