Ein Prinz wie aus dem Maerchen
zu rasen. Von der
ersten Sekunde ihrer Bekanntschaft mit Prinz Tariq Shazad ibn Zachir
an war Faye wie verzaubert.
Ohne
Adrian zu beachten, kam Tariq zu ihr. "Sie stehen unter Schock
und müssen sich unbedingt setzen."
"Aber
… Ihr Wagen …"
"Es
ist nichts. Bitte denken Sie nicht daran."
Er
führte sie zum Fond der Limousine, wo ein Wächter die Tür
aufhielt. Während er ihr auf die mit weichem Leder bezogene
Rücksitzbank half, sagte er etwas in seiner Muttersprache, bevor
er auf Englisch hinzufügte: "Beruhigen Sie sich. Es ist
nichts passiert, was Ihnen Sorgen bereiten müsste."
"Eure
Königliche Hoheit …", begann Adrian entschuldigend.
"Prinz Tariq … meine Schwester … nun ja, ich
kümmere mich um sie. Sie brauchen sich nicht zu bemühen …"
"Danke,
aber es ist für mich keine Mühe." Tariq reichte Faye
ein Kristallglas mit eisgekühltem Mineralwasser. Er blickte ihr
tief in die Augen, prompt schoss ihre Herzfrequenz in astronomische
Höhen. Und sein Lächeln … Dann richtete er sich auf
und streckte ihrem Bruder die Hand entgegen.
Wenig
später holte Adrian sie aus dem Auto. Während sie sich von
Tariq entfernten, fragte sie sich unablässig, ob sie wohl je
wieder mit ihm sprechen würde. Sie hatte das Gefühl zu
schweben. Schmetterlinge schienen in ihrem Bauch zu flattern, und
heiße Erregung durchrann ihre Adern.
"Es
ist mir früher nie aufgefallen, aber ich schätze, du bist
recht hübsch." Ihr Bruder schob sie in die Kirche. "Dich
hat lediglich dein Aussehen gerettet, sonst nichts. Du hast einen
Riesenschlitten gerammt, dem selbst ein Blinder hätte ausweichen
können. Trotzdem hat Seine Königliche Hoheit behauptet,
seine Limo habe am falschen Platz geparkt, nicht vorhandenes
Sonnenlicht habe sich in deinem Spiegel gebrochen und dich geblendet
und er werde den Schaden an deinem Wagen bezahlen!"
"Ist
er wirklich ein Prinz?" flüsterte sie.
"Jawohl",
bestätigte Adrian. "Kommandant seiner eigenen Armee und
amtierender Feudalherrscher von Jumar am Golf. Sein Vater Hamza liegt
angeblich in den letzten Zügen, und Prinz Tariq nimmt bereits
sämtliche Auslandstermine des alten Mannes wahr."
Fayes
Euphorie verflog, denn ein Mann seines Standes war für sie
unerreichbar. Dennoch ließ die Neugier ihr keine Ruhe.
"Verheiratet?"
"Nein.
Warum interessiert dich das?"
"Ich
wollte es nur wissen. Er ist sehr nett …"
"Nett?"
Er schnitt eine Grimasse. "Nach allem, was ich gehört habe,
ist er ein unverbesserlicher Schürzenjäger.
Glücklicherweise bist du viel zu jung, um ihn zu reizen."
"Zu
jung? Ich werde nächsten Monat neunzehn!"
"Wow!"
Adrian verdrehte spöttisch die Augen. "Trotzdem bist du
absolut sicher vor ihm. Ich bezweifle, dass Prinz Tariq so skrupellos
ist, vernarrte Kinder auszunutzen."
Diese
unselige Unterhaltung führte wenige Stunden später zu der
ersten Lüge, die Faye aussprach, seit sie das Stadium kindlicher
Flunkerei überwunden hatte. Beim Empfang ließ Adrian sie
allein und schloss sich der Runde seiner Kameraden an.
Tariq
kam zu ihr. "Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?"
Selbst
heute, über ein Jahr danach, musste Faye zugeben, dass ihr noch
nie so leicht eine Lüge über die Lippen gekommen war. Zum
ersten Mal in ihrem Leben hatte sie einen Mann beeindrucken und nicht
wie ein verliebtes Schulmädchen wirken wollen. Sie wusste, sie
hatte nur diese eine Chance, denn es war äußerst
unwahrscheinlich, dass sie sich je wieder treffen würden.
"Jemand,
der Sie sehr gut kennt, hat Sie als Teenager bezeichnet", meinte
Tariq lässig, nachdem er sich nach ihrem Befinden erkundigt
hatte.
"Manche
Menschen verlieren das Zeitgefühl, wenn sie einen ein paar Jahre
nicht gesehen haben." Da sein Blick unverwandt auf ihr ruhte,
fuhr sie sich lässig mit den Fingern durchs silberblonde Haar
und schenkte ihm ein – wie sie hoffte – trotzdem
amüsiertes Lächeln. "Ich bin zwar nicht groß,
aber immerhin dreiundzwanzig."
"So
sehen Sie gar nicht aus", erwiderte er offen.
"Das
macht die gesunde Landluft", behauptete sie mit einem koketten
Augenaufschlag.
Und
das war es gewesen. Sie hatte lediglich erreichen wollen, dass er sie
nicht wegen ihrer Jugend ignorierte und sich nicht für sie
interessierte. Weiter hatte sie nicht gedacht.
"Ich
würde Sie gern wiedersehen", sagte Tariq.
"Wann?"
fragte sie und ruinierte damit den Eindruck der älteren, coolen
Frau.
Verwundert
schaute er sie an und lächelte. "Warten Sie es ab."
Am
nächsten Tag trafen die ersten Rosen ein. Es folgten
Weitere Kostenlose Bücher