Ein reines Gewissen
dass Sie das nicht auch spüren.«
McEwan schaute ihn an, bevor er ein einziges Mal sehr langsam nickte.
»Neulich in dem Vernehmungsraum«, fuhr Fox mit einer
Handbewegung in Richtung Polizeiwache fort, »gab es einen Moment, wo es deutlich wurde. Der Deputy Chief sagte, ich hätte fast die ganze Woche unter Beobachtung gestanden. Das bedeutet aber, dass diese Maßnahme schon vor allem anderen angelaufen war. Deshalb frage ich Sie, Sir ...« Entschlossen baute Fox sich vor seinem Chef auf. »Wie viel wissen Sie?«
McEwan erwiderte seinen Blick. »Nicht viel«, räumte er schließlich ein, während er den Knoten in seinem Schal richtete.
»Nicht zu fest, Bob«, riet Fox ihm. »Wenn Sie sich am Ende strangulieren, wird man garantiert einen Weg finden, es mir anzuhängen.«
»Sie haben sich wahrlich keinen Gefallen getan, Malcolm. Sehen Sie es doch mal aus deren Perspektive. Sie haben sich in polizeiliche Ermittlungen eingemischt, und als man Sie anwies, damit aufzuhören, schienen Sie erst recht auf die Tube zu drücken.«
»Die Innere von Grampian hatte mich bereits im Visier«, betonte Fox. »Haben Sie irgendeine Möglichkeit, das zu untersuchen?« Er zögerte. »Ich weiß, unter diesen Umständen ist das ziemlich viel verlangt ...«
»Ich habe den Stein bereits ins Rollen gebracht.«
Fox schaute ihn an. »Ich vergaß«, sagte er, »Sie haben ja Freunde beim CID Grampian.«
»Wenn ich nicht irre, sagte ich Ihnen bereits, dass ich nirgendwo Freunde habe.«
Fox dachte einen Augenblick nach. »Angenommen, es ist wirklich was faul in Aberdeen. Könnten die versuchen, einen Präventivschlag zu führen?«
»Das möchte ich bezweifeln. Die Angelegenheit da oben, von der ich sprach, ist nach Strathclyde statt zu uns gegangen. Und im Übrigen - warum gerade Sie? An deren Stelle hätte ich mich auf Tony Kaye konzentriert. Er ist derjenige, der etwas auf dem Kerbholz hat.« McEwan hielt inne. »Werden Sie die Warnung beherzigen und Breck fernbleiben?«
»Die Antwort bleibe ich Ihnen lieber schuldig, Sir.« Fox sah, wie das Gesicht seines Vorgesetzten sich verdüsterte. »Ich glaube, dass ihm etwas angehängt wurde, Bob. Es gibt nicht den Hauch eines Beweises, dass er pädophile Neigungen besitzt.«
»Wie kam sein Name dann auf diese Liste?«
»Jemand ist an seine Kreditkartendaten gekommen«, sagte Fox mit einem Achselzucken. »Vielleicht könnten Sie DS Inglis fragen, ob das möglich ist. Ob sich jemand ohne Brecks Wissen unter seinem Namen hat anmelden können.« Fox brach ab und hob warnend die Hand. »Allerdings sollte Gilchrist besser nichts davon erfahren.«
McEwan kniff die Augen zusammen. »Wieso?«
»Je weniger davon wissen, desto besser«, argumentierte Fox.
McEwan scharrte mit den Füßen. »Nennen Sie mir einen einzigen guten Grund, warum ich für Sie weiter den Kopf hinhalten sollte.«
Fox überlegte, bevor er erneut die Achseln zuckte. »Um ehrlich zu sein, Sir, mir fällt tatsächlich keiner ein.«
McEwan nickte bedächtig. »Das ist das Wort, auf das ich gewartet habe.«
»Welches Wort, Sir?«
»Ehrlich«, sagte Bob McEwan und ging zu seinem Auto.
Zu Hause fühlte er sich wie im Käfig. Um mögliche Wanzen aufzuspüren, ließ Fox nichts unversucht und zerlegte sogar sein Festnetztelefon. Dabei orientierte er sich jedoch eher an alten Agentenfilmen als an der Realität: Moderne Lauschangriffe sahen inzwischen ganz anders aus. Zwei Monate zuvor hatte die Innere eine Reihe von Seminaren im Tulliallan Police College besucht, wo man sie mit verschiedenen neuen Technologien vertraut gemacht hatte. Wenn ein Verdächtiger telefonierte, wurde das Gespräch mithilfe einer Software abgehört, die die Aufnahme nur dann in Gang setzte, wenn bestimmte vorprogrammierte Schlüsselwörter fielen. Dasselbe galt für Computer: Die Vorrichtungen in dem Abhörwagen konnten einen einzelnen Laptop oder ein Festplattenlaufwerk isoliert ansteuern und Informationen herunterziehen. Fox ging ständig ans Fenster, um hinauszuspähen. Und bei jedem Motorengeräusch war er wieder zur Stelle. Er nahm sein neues Handy zur Hand und fragte sich, wen er anrufen könnte. Die Toastscheiben, die er sich gemacht hatte, lagen noch unberührt auf einem Teller. Wann hatte er zuletzt etwas gegessen? Zum Frühstück? Appetit verspürte er immer noch keinen. Er hatte begonnen, die Bücher im Wohnzimmer in die Regale zurückzustellen, es jedoch nach wenigen Minuten aufgegeben. Selbst Birdsong Radio ging ihm inzwischen auf die
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