Ein reines Gewissen
damit vor der Nase herumfuchtelte. »Geliehen, ob du's glaubst oder nicht. Bei Touristen aus den Staaten zum Beispiel ist das gang und gäbe. Ich hatte keine Ahnung davon, bis ich mich mal schlau gemacht habe ...«
»Er meint, bis er mich gefragt hat und ich es ihm erzählt habe.« Annabel Cartwright knuffte Breck in den Arm.
»Wozu denn nun der Familienrat?«, fragte Fox.
»Das war ebenfalls Annabels Idee«, antwortete Breck.
Sie schaute ihn an. »So weit würde ich jetzt nicht gehen ...«
Breck drehte den Kopf zu ihr um. »Vielleicht nicht, aber du bist diejenige mit den Neuigkeiten.«
»Was für Neuigkeiten?«, wollte Fox wissen.
Cartwrights Blick wanderte von Fox zu Breck und wieder zurück. »Dafür könnte ich einen Haufen Schwierigkeiten bekommen.«
»Das stimmt«, sagte Fox, und dann, an Breck gewandt: »Wie wär's, wenn du es mir erzählen würdest, Jamie? So könnten wir guten Gewissens behaupten, Annabel habe lediglich ihrem Freund davon erzählt.«
Nach kurzer Überlegung nickte Breck und fragte Annabel, ob sie sie allein lassen wolle, worauf sie erwiderte, sie werde einfach dabeisitzen und ihren Wein austrinken. Breck beugte sich noch etwas weiter über den Tisch, die Ellbogen zu beiden Seiten seines Glases aufgestützt.
»Zuallererst«, begann er, »gibt es Neuigkeiten, was Vince betrifft. Es hat sich ein weiterer Taxifahrer gemeldet, der vor dem Oliver auf Kundschaft gewartet hatte. Er meint, er habe Vince gegen ein Uhr morgens mitgenommen.«
»Ist er sich sicher, dass es Vince war?«
Breck nickte. »Die Kollegen haben ihm Fotos gezeigt. Außerdem hat er Vince' Kleidung identifiziert.« »Und wohin hat er ihn gebracht?«
»In die Cowgate. Wo geht man sonst hin, wenn man um diese nächtliche Zeit noch weitertrinken will?« »Sie ist...«
»Eher studentisch?«, riet Breck. »Schickimicki?«
Aber Fox wollte auf etwas anderes hinaus. »Ist die Cowgate nicht in der Nacht für den Verkehr gesperrt?«
»Der Fahrer kannte sämtliche Abkürzungen und Seitenstraßen. Setzte ihn vor einem Club namens Rondo ab; kennst du den?«
»Sehe ich so aus?«
Breck lächelte. »Annabel hat mich mal da hingeschleppt.« Mit vorwurfsvollem Blick verpasste sie ihm einen Rippenstoß, worauf er sich ein wenig krümmte. »Live-Musik im Hinterzimmer und vorne versiffte Teppiche und Plastikbecher.«
»Und ist er da reingegangen?«
»Das wusste der Fahrer nicht genau. Jedenfalls ist er dort ausgestiegen.«
»Heißt das, dass er am frühen Sonntagmorgen noch am Leben war?«
Breck nickte. »Jetzt wird sich das Ermittlungsteam die ganze Cowgate vornehmen, ungefähr ein Dutzend Pubs und Clubs, und wenn sie die Suche auf den Grassmarket ausdehnen, noch mehr. Sie drucken Flugblätter, die sie innerhalb der Clubgemeinde verteilen wollen.«
»Vielleicht erinnern sich die Türsteher an ihn«, sinnierte Fox. »Er war sicher nicht ihr typisches Publikum. Hat der Taxifahrer sich zu Faulkners Zustand geäußert?«
»Er soll gelallt haben und etwas erregt gewesen sein. Außerdem habe er kein Trinkgeld gegeben.«
»Warum war er erregt?«
»Vielleicht fragte er sich, was ihn zu Hause erwarten würde«, mutmaßte Breck. »Vielleicht war er auch einfach der Typ, der aggressiv wird, wenn er einen in der Krone hat.«
»Ich würde mir die Vernehmung des Taxifahrers gerne mal anhören ...«
»Ich könnte Ihnen wohl eine Kopie des Protokolls besorgen«, bot Cartwright ihm an.
Fox bedankte sich mit einem Nicken. »Das erste Taxi hatte ihn also gegen zehn am Oliver abgesetzt, das heißt, er war drei Stunden dort.«
»Eine ziemlich lange Zeit«, meinte Breck.
»Ich denke, das ist ein Fortschritt. Cheers, Annabel.«
Cartwright reagierte mit einem Achselzucken. »Erzähl ihm den Rest«, forderte sie Breck auf.
»Also, da ist noch was, was Annabel im Gespräch mit einem Kollegen von der D Division erfahren hat ...«
»Das heißt, Leith und Charlie Brogan?«, riet Fox.
»Das Ermittlerteam wundert sich allmählich darüber, dass noch keine Leiche angeschwemmt wurde. Inzwischen beschäftigen sie sich etwas näher mit den Umständen.«
»Und?«
»Brogan hatte vor kurzem einen großen Teil seiner Kunstsammlung verkauft.«
»Im Wert von etwa einer halben Million.«
Annabel Cartwright schaltete sich ein. »Niemand scheint zu wissen, wo das Geld ist. Und Joanna Broughton hat sich nicht gerade kooperativ gezeigt. Zusammen mit ihren Anwälten verschanzt sie sich wie in einer Wagenburg. Durch Gordon Lovatt lässt sie allen Beteiligten
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