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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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das nicht gerade gesagt?« Jude schlürfte ihren Kaffee. »Nächste Woche kommt der Gips ab«, verkündete sie ihrem Bruder.
    »Warum?«
    »Typischer Kassenpatientenpfusch: Hat sich als harmloser Bruch herausgestellt.«
    »Ich meinte, warum hat Charles Brogan euch eine Flasche Champagner ausgegeben?«
    Sie schaute ihn an. »Na ja, Vince und Ronnie haben schließlich beide für ihn gearbeitet.«
    »Nicht direkt.«
    Sie dachte darüber nach. »Gut«, räumte sie ein, »nicht direkt. Aber er war ihnen auf der Baustelle begegnet und wusste, wer sie waren.«
    »War es guter Schampus?«
    Breck hatte die Frage gestellt, und Jude drehte den Kopf zu ihm. »Es war Moët ... glaube ich. Um die dreißig Pfund bei Asda, meinte Sandra.«
    »Im Casino an die hundert.«
    »Na ja, das gehört schließlich seiner Frau. Da wird er schon nicht den vollen Preis bezahlen, oder?«
    Hier mischte sich Fox ein. »War auf jeden Fall eine nette Geste. Kam er auch zu euch rüber, um hallo zu sagen?«
    Jude schüttelte den Kopf. »Das Mal nicht.«
    »Ein anderes Mal schon?«
    Jetzt nickte sie. Und Vince' Freund Ronnie hat uns das verschwiegen, dachte Fox. »Er gab Sandra und mir Chips im Wert von zwanzig Pfund - jeder von uns, wohlgemerkt.« Sie hielt inne. »Ich fand, dass er sich aufspielte.«
    »Fand Vince das auch?«
    »Vince meinte, er hätte Stil. Als der Champagner kam, musste Vince zu ihm hingehen und ihm die Hand schütteln. Brogan klopfte ihm bloß auf die Schulter, so als wäre das nicht der Rede wert.« Sie zuckte die Achseln. »War es ja vielleicht auch nicht.«
    Ein Handy klingelte. Es war Brecks. Er entschuldigte sich, während er es aus der Tasche holte und aufs Display schaute. Sein Blick zu Fox bestätigte, was der bereits angenommen hatte: Billy Giles.
    »Geh nicht dran«, sagte Fox noch, aber Breck hatte das Handy bereits am Ohr.
    »Tag, Sir«, sagte er. Dann, nachdem er eine Weile zugehört hatte: »Ja, er ist bei mir.« Und wieder etwas später: »Richtig ... Ja ... Verstanden ... Ja, ich war dabei, als es passierte, aber es war wirklich eher ein Missver-«, Breck verstummte und hörte wieder zu. Fox bekam nicht mit, was Giles sagte, aber sein Ton war unwirsch. Als die Tirade andauerte, hielt Breck den Apparat von seinem Ohr weg.
    »Klingt wütend«, flüsterte Jude ihrem Bruder zu. Fox nickte. Am Ende des Gesprächs war Breck das Blut bis in die Wangen gestiegen.
    »Na?«, fragte Fox.
    »Unsere Anwesenheit wird verlangt«, erklärte Breck, »in Torphichen, innerhalb der nächsten halben Stunde. Danach schicken sie Streifenwagen nach uns aus.«
    Jude starrte ihren Bruder an. »Was habt ihr getan? Hat es mit Vince zu tun?«
    »Nicht der Rede wert«, versuchte Fox sie zu beruhigen, während er mit Jamie Breck einen Blick wechselte.
    »Du warst schon immer ein miserabler Lügner, Malcolm«, bemerkte sie.
     
    Torphichen: diesmal kein Vernehmungsraum, sondern Bad Billy Giles' Allerheiligstes. Das Büro entbehrte jeder persönlichen Note. Es gab keine eingerahmten Familienfotos auf dem Schreibtisch, keine Sprüche oder Zeugnisse an den Wänden. Giles gehörte offensichtlich nicht zu den Leuten, die eine triste Umgebung gerne etwas freundlicher gestalteten. Alles, was sich über den Menschen, der hier arbeitete, sagen ließ, war, dass er mit seiner Ablage hinterherhinkte. Schachteln warteten darauf, anderswo verstaut zu werden, und auf dem einzigen Aktenschrank stapelten sich die Unterlagen ziemlich wackelig fast einen Meter hoch.
    »Kuschelig«, meinte Fox, als er sich seinen Weg hinein bahnte. Der Raum war überfüllt. Giles saß hinter seinem Schreibtisch und drehte sich leicht auf dem Stuhl hin und her, in der Hand einen Stift, den er wie einen Dolch umklammerte. Bob McEwan saß, die Hände im Schoß gefaltet, neben dem Aktenschrank, seitlich von ihm stand mit verschränkten Armen Caroline Stoddart. Dann waren da noch Hall und Dickson. Dickson hatte sich gewaschen und frische Sachen angezogen, die aussahen, als wären sie das Ergebnis einer Kleidersammlung auf der Wache: Die schlecht sitzende braune Cordhose passte nicht zu dem pinkfarbenen Polohemd, das sich wiederum mit dem grünen Blouson biss. Dazu trug er Tennisschuhe, und sein wütender Blick ließ nicht eine Sekunde lang von Fox ab.
    Breck hatte es geschafft, sich hinter Fox in den Raum zu zwängen; den Versuch, die Tür zu schließen, gab er jedoch bald auf. Giles warf seinen Stift auf den Schreibtisch und schaute zu McEwan hinüber.
    »Mit Ihrer Erlaubnis, Bob

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