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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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fragte er sich, wie viel dieser Radar von einem Menschen wohl aufgeschnappt haben mochte. Kaye schien eifrig damit beschäftigt, auf seiner Tastatur ein paar Notizen einzutippen. »Irgendwas Interessantes?«, fragte Fox.
    »Dasselbe könnte ich dich fragen«, entgegnete Kaye mit einem raschen Blick zur Chef-Ecke.
    »Vielleicht ist genug Platz, dass du auch an Bord kommen kannst«, beschloss Fox spontan, während er sich am Kinn kratzte.
    »Sag einfach Bescheid, Foxy.«
    Fox nickte zerstreut und begab sich zurück in die relative Sicherheit seines Schreibtischs. Naysmith war dabei, eine weitere Kanne Kaffee zu kochen.
    »Drei Löffel Zucker!«, rief Kaye ihm zu.
    Naysmith' Mund zuckte, dann fiel ihm auf, dass er beobachtet wurde. Er winkte mit einem leeren Kaffeebecher in Fox' Richtung, doch der schüttelte den Kopf.
     
     
    3
     
    Bei der HR war man nie besonders erfreut, jemanden von der Inneren zu sehen. Die »Human Ressources« hatten früher einmal Personalabteilung geheißen, was Fox vorzog. Die HR dagegen hätte es lieber gesehen, wenn Beamte wie er nicht einfach so hereinspazieren dürften, als hätten sie hier das Sagen. Man reagierte dann immer gereizt, und das aus gutem Grund. Man musste ihm freien Zugang gewähren, was praktisch jedem anderen verwehrt war. McEwan hatte vorher telefonisch mitgeteilt, dass Fox jeden Augenblick eintreffen würde. Zudem hatte er einen Brief getippt und unterschrieben, der bestätigte, dass Fox Akteneinsicht bekommen musste. Namen wurden keine genannt, was einige von der HR fuchste; dahinter stand wohl die Vermutung, man könne ihnen keine Informationen anvertrauen. Wenn bekannt würde, wen die Innere im Visier hatte, könnte die Information weitergegeben und damit jegliche Ermittlung von vornherein sabotiert werden. In der Vergangenheit war das einmal passiert, vor über zehn Jahren; seitdem waren die Vorschriften geändert worden, sodass die internen Ermittler ihrer Suche jetzt vollkommen ungestört nachgehen konnten. Zu diesem Zweck musste die Abteilungsleiterin ihr Büro räumen und es dem Beamten der Inneren zur Benutzung überlassen, gleiches galt für den PC, auf dem sie sich zuvor eingeloggt hatte. Außerdem musste sie ihm die Schlüssel zu den vielen Aktenschränken im Großraumbüro aushändigen. Dann konnte sie nur noch mit verschränkten Armen dastehen, wütend, den Blick abgewandt, während er seiner Aufgabe nachging.
    Fox hatte diese Prozedur schon oft durchlaufen, anfangs war er noch bemüht freundlich gewesen, hatte sich sogar entschuldigt. Da Mrs. Stephens jedoch durch nichts zu besänftigen war, hatte er es aufgegeben. Es machte ihr nach wie vor Freude, ihn und seinesgleichen hinzuhalten, indem sie die Mitteilung des Chief Inspectors mit größter Sorgfalt und Aufmerksamkeit las, sich manchmal sogar telefonisch bei McEwan rückversicherte. Anschließend ließ sie sich Fox' Dienstausweis geben und trug seine Daten in ein Formular ein, das er unterschreiben musste. Dann verglich sie seine Unterschrift mit der auf seinem Dienstausweis, atmete laut hörbar aus und übergab ihm die Schlüssel, ihren PC, ihren Schreibtisch und ihr Büro.
    »Danke«, sagte er dann, für gewöhnlich seine erste und letzte Äußerung ihr gegenüber.
    Die HR lag im Erdgeschoss des Polizeipräsidiums. Nun war Lothian and Borders nicht die größte Polizeieinheit in Schottland, und Fox fragte sich oft, was sie zu tun hatten. Es war ziviles Personal, hauptsächlich weiblich. Die Frauen starrten ihn über ihre Bildschirme hinweg an, von der ein oder anderen bekam er ein Augenzwinkern oder eine Kusshand. Manche kannte er vom Sehen aus der Kantine. Es gab jedoch nie ein Gespräch, keine Einladung zu einer Tasse Kaffee oder Tee - dafür sorgte Mrs. Stephens.
    Fox vergewisserte sich, dass niemand zusah, als er Jamie Brecks Akte aus dem Schrank holte. Er drückte sie so an sich, dass man den Namen nicht lesen konnte; nachdem er die Schublade wieder verschlossen hatte, ging er in Mrs. Stephens' Büro zurück, machte die Tür hinter sich zu und setzte sich. Dass ihr Stuhl noch warm war, störte ihn wenig. Die schmale Akte enthielt alle Einzelheiten über Brecks Polizeilaufbahn sowie frühere Abschlüsse. Er war siebenundzwanzig und seit sechs Jahren bei der Polizei, wovon er die ersten zwei in Ausbildung und Streifendienst verbracht hatte, bevor er zum CID wechselte. Seine Beurteilungen waren positiv, fast schon überschwänglich. Über die Fälle, die er bearbeitet hatte, stand nichts in den

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