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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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krankgemeldet.«
    »Aber in Wirklichkeit bist du gesund?«
    »Na ja, ein paar Wehwehchen habe ich schon.«
    »Wer hat die nicht um diese Jahreszeit?«
    »Etwas mehr Mitgefühl wäre durchaus angebracht.«
    Wieder lachte sie. »Soll ich nach der Arbeit kurz vorbeischauen? Dir Weintrauben und Red Bull vorbeibringen?«
    Fox berührte mit den Fingern sein zerschrammtes, übel zugerichtetes Gesicht. »Das ist ein verlockendes Angebot, aber nein danke, lieber nicht.«
    »Dass du mir aber hinterher nicht behauptest, ich hätte dich nicht gefragt!«
    »In ein paar Tagen bin ich wieder fit, Annie. Ich würde dich aber gerne etwas fragen. Neulich hast du mich darauf hingewiesen, dass die australische Polizei kurz davor sei, sich Simeon Latham zu schnappen. Als ich mit Gilchrist darüber sprach, äußerte er sich ganz ähnlich.«
    »Und?«
    »Na ja, die Polizeibeamtin in Melbourne, die du mir als Kontakt genannt hattest, scheint das anders zu sehen.«
    »Du weißt, dass ich darüber nicht sprechen darf, Malcolm.« Inglis' Stimme war schroff geworden.
    »Ich frage mich nur, wer mich anlügt, Annie.« Breck hatte den Kopf zur Tür hereingesteckt und gab durch Gesten zu erkennen, dass er jetzt gehen würde. Fox schüttelte den Kopf und hörte kurz darauf am Piepen in seinem Ohr, dass Inglis aufgelegt hatte. Er klappte den Apparat zu und winkte Breck wieder ins Zimmer.
    »DI Stoddart hat Annie Inglis ausgehorcht.«
    »Gründlich ist sie, das muss man ihr lassen«, kommentierte Breck.
    Nachdenklich strich Fox mit den Fingern über seine geschwollene Backe. »Du solltest da gar nicht mit drinstecken, Jamie. Wichtig ist nur, dass du deine Unschuld beweist.«
    »Und wie stelle ich das bitte an, ohne dass sie daraufkommen, dass du mir einen Tipp gegeben hast?« Breck schüttelte bedächtig den Kopf. »Bevor ich dran bin, musst du dich erst mal von jedem Verdacht befreien. - Was steht heute als Nächstes auf der Tagesordnung?«
    Fox warf einen Blick auf sein Handy - kurz nach drei. »Mittagessen?«, schlug er vor.
    »Noch mal was aus dem Supermarkt?«, vermutete Breck. Fox nickte, während er in seiner Tasche nach Geld kramte.
    »Ich bin an der Reihe«, protestierte er. »Du hast das Frühstück bezahlt ...«
    Breck nahm den Zehnpfundschein, rührte sich aber nicht von der Stelle. »Und danach?«
    »Dundee wäre eine Möglichkeit - aber wie gesagt, das kann ich auch allein machen.«
    Breck deutete auf Fox' Gesicht. »Was bei deinen Alleingängen rauskommt, habe ich gesehen. Macht's dir was aus, wenn ich mich anschließe?«
    Als Breck fort war, rappelte Fox sich auf und schlurfte ans Fenster. Leicht benommen starrte er hinaus auf die Straße. Dann ging er in die Küche, um eine weitere Schmerztablette zu nehmen. Annabels Glas stand noch ungespült da; am Rand sah man den blassen Abdruck von pinkfarbenem Lippenstift. War ihr Freund wirklich so anständig, wie es aussah? Und sie selbst? Konnte es sein, dass sie besondere Leckerbissen an die Ermittler weitergab? Dass sie gerade dabei war, Malcolm Fox an Billy Giles auszuliefern, unter der Voraussetzung, Giles würde ihren Liebsten mit Nachsicht behandeln? Die Liste der Leute, denen Fox trauen zu können glaubte, war kurz und am Rand mit vielen Wenn und Aber und Fragezeichen versehen.
    Wieder am Couchtisch angelangt, nahm er ein Bündel Fotokopien in die Hand, das Protokoll von der Vernehmung des Taxifahrers. Ihm kam plötzlich der Gedanke, dass Vince durchaus Grund gehabt haben könnte zu zögern, bevor er aus dem Taxi ausstieg. Er war erregt gewesen. Er hatte ein Ziel im Kopf gehabt, war sich dann aber doch unsicher gewesen. Im Marooned hatte er Streit gesucht, an einer Bushaltestelle hatte es eine zweite Konfrontation gegeben. Der Türsteher im Oliver hätte ihn nicht einlassen dürfen, tat es aber trotzdem. Warum nur? Jamie Breck hatte gesagt, Joanna Broughton wolle ihr Etablissement auf keinen Fall in Verruf kommen lassen, und dennoch hatte man Vince Faulkner gestattet, sich sinnlos zu besaufen. Zwei oder drei Stunden war er dort gewesen ... Als man Vince' Leiche fand, hatte der Tote nur ein paar Geldscheine und Münzen in den Taschen. War er in die Cowgate gegangen, um sich Geld zu leihen, oder weil er plötzlich zu welchem gekommen war?
    Während Fox das ganze Material durchging, wurde ihm bewusst, dass Annabel ihm damit, ohne ihn näher zu kennen, einen weiteren Riesengefallen getan hatte. Sie half, weil er Jamies Freund war ...
    »Dir vertraue ich, Annabel«, murmelte er vor sich

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