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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Stadt, aber Fox hielt sie eher für Einheimische. Was konnte man zu dieser nächtlichen Zeit in East Lothian auch anderes tun?
    In North Berwick fuhr Fox in eine enge Straße unweit des Strandes. Dort stand ein Haus, vor dem er schon häufiger geparkt hatte, allerdings nie in seinem eigenen Auto. Es war ein einstöckiges Haus mit ausgebautem Dach und einem Balkon mit Blick auf verschiedene Inseln und Felsnasen - Fidra, Craigleith, Bass Rock -, die in dieser Nacht allerdings nicht zu sehen waren. Wind war aufgekommen, aber die Temperatur lag immer noch ein paar Grad über null. Elaine hätte gerne an der Küste gewohnt. Dagegen hatte Fox ein rein egoistisches Argument angeführt: den langen Weg zur Arbeit. Der schien Glen Heaton jedoch nichts auszumachen. Heaton lebte seit acht Jahren in dieser Stadt. Die Innere hatte den Kauf des Hauses überprüft. Heutzutage war es vermutlich eine halbe Million und mehr wert. Er hätte es sich auf gar keinen Fall leisten können, ein Punkt, auf den er im Laufe ihrer verschiedenen Vernehmungen mehrfach hingewiesen worden war. Heaton hatte ihnen geantwortet, sie sollten sich die Unterlagen anschauen.
    »Nichts Zwielichtiges«, hatte er behauptet.
    Und: »Ihr seid ja nur neidisch.«
    Und: »Es nagt an euch, dass jemand besser dasteht als ihr.«
    Vor diesem Haus parkte Fox jetzt, nachdem er in der weisen Erkenntnis, dass ein laufender Motor zu Bewegung an den Vorhängen führen könnte, die Zündung ausgeschaltet hatte. Das nächste Haus auf dieser Seite war ein Bed and Breakfast, dessen Vorgarten in eine Einfahrt verwandelt worden war und drei Autos als Parkplatz diente. Fox zweifelte, dass um diese Jahreszeit auch nur eins davon Touristen gehörte. Heatons Wagen, ein Alfa, stand wahrscheinlich in seiner Garage auf der Rückseite des Anwesens. Er war zwei Jahre alt und hatte seinen Besitzer knapp unter zwanzig Riesen gekostet. Nahezu dieselbe Summe hatte Heaton in den zwölf Monaten bis zum Abschluss der Ermittlungen für Urlaubsreisen ausgegeben: Trips nach Barbados, Miami und auf die Seychellen, immer in Vier- und Fünfsternehotels. Einmal waren er und seine Frau Business Class geflogen, die beiden anderen Male Economy Plus. Leider war im Budget der Inneren die Überwachung dieser Urlaube nicht vorgesehen gewesen. Auf dem Weg nach Berwick hatte Fox in den Radiokurznachrichten gehört, die Aufwandsentschädigungen für Abgeordnete seien in die Kritik geraten. Dabei ging es wohl nicht unbedingt um korrupte Parlamentarier, sondern um solche, die die Möglichkeiten des Systems bis zum Äußersten ausreizten. Fox fand, dass das zu den Protesten gegen die Boni und Pensionen der Banker passte. Am liebsten hätten die Leute hinausgebrüllt, wie unfair sie das alles fanden, aber da sie ohnehin nicht viel daran ändern konnten, hatten sie ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf die Politiker verlagert, die auch ein möglichst großes Stück vom Kuchen haben wollten.
    Nur neidisch ...
    Heatons Anschuldigung hatte an ihnen genagt, weil sie zutraf.
    Vor allem Tony Kaye hatte sich beim Auflisten der Ausgaben und Anschaffungen höllisch aufgeregt.
    »Wie macht er das mit seinem Gehalt?«, fragte er jeden, der sich in Hörweite befand. Die Antwort lautete: gar nicht. Viele der Transaktionen waren bar bezahlt worden, wofür Heaton keine Erklärung hatte. Fox starrte das Haus an und stellte sich Glen Heaton mit seiner Frau im Bett vor. Dann dachte er an den unehelichen Sohn, von dem sie bis jetzt noch nichts wusste, es sei denn, Heaton hatte inzwischen gebeichtet. Der Sohn war achtzehn und lebte mit seiner Mutter in Glasgow. Dazu kam dann noch Sonya Michie, ebenfalls ein Geheimnis vor der Ehefrau. Allerdings hatte Fox die Erfahrung gemacht, dass die Ehefrauen so etwas oft gar nicht wissen wollten. Sie ahnten etwas, manchmal wussten sie es auch schon, gaben sich aber damit zufrieden, Unwissenheit vorzutäuschen und so weiterzuleben wie bisher.
    »Was tust du hier, Malcolm?«, murmelte Fox vor sich hin. So halb hoffte er, Heaton möge in seinem Morgenmantel auf der Türschwelle erscheinen, zu seinem Auto kommen und einsteigen. Dann könnten sie reden. Fox hatte Breck gesagt, Charlie Brogan stehe im Zentrum von allem, doch noch während er das sagte, hatte ihn etwas irritiert. Glen Heaton war mehr als ein unerledigtes Geschäft. In dem Mann steckte ein Gift, das nach Fox' Dafürhalten mehr Überträger infiziert hatte, als bisher ans Licht gekommen waren. Sie liefen immer noch herum, manche, ohne eine klare

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